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Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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hätten den richtigen Leute trauen sollen«, sagte Heide Thum.
    »Ich werde es mir merken.«
    Heide schob ihm ihren Notizblock hin. »Am besten, Sie schreiben es sich auf.«
    »Es ist nun einmal geschehen.« Raupach stand auf und durchquerte den Taubenschlag. Dort war etwas Ruhe eingekehrt. Immer weniger Hinweise aus der Bevölkerung gingen ein, der Brand an der Simonskaul war nicht an die Öffentlichkeit gedrungen. Es schien, als duckten sich die Leute in Erwartung eines Schlages, den sie nicht kommen sehen wollten. Die Kölner hatten sich von dem Feuerteufel einige Tage in Atem halten lassen. Jetzt drängten wieder andere Probleme in den Alltag, ältere, persönlichere. Kaum eines davon würde in der kurzen Zeit bis zum Heiligen Abend zu lösen sein, aber man konnte ja mal so tun als ob.
    Es hatte keinen Sinn, sich länger als nötig mit Vorderbrügges Intrigen aufzuhalten. Der Mann hatte schon genug Schaden angerichtet. Raupach überließ es Woytas, Himmerich zu unterrichten und für die nötigen Konsequenzen zu sorgen. Ein wenig gab er auch sich selber die Schuld. Die Berichte über Materlink und Tiedke hatte Clausing, einer von Wassenhovens Stellvertretern, angefertigt. Raupach hatte dem keine Beachtung geschenkt, weil er Clausing ohnehin für den kompetenteren Mediziner hielt und zu diesem Zeitpunkt noch nicht Leiter der Sonderkommission war.
    »Die Obduktion findet umgehend statt«, sagte er schließlich. »Ich will wissen, ob Lübben in diesem Lieferwagen ermordet wurde oder woanders. Ich will den genauen Ablauf: Welche Wirbel brachen in welcher Reihenfolge und in welchem zeitlichen Abstand? Wenn mehrere Personen daran beteiligt waren …«
    »… ist Land gefährlicher, als wir dachten«, vollendete Photini.
    »Oder ein anderer. Mit wie vielen Mördern haben wir es hier zu tun?« Raupach erwartete keine Antwort. Die Anwesenden schwiegen.
    »Zumindest mit ein und demselben Verletzten.« Effie Bongartz öffnete einen Ordner mit ihren Analysen. »Dieselbe Person, die bei dem Gartenhaus in Mauenheim angeschossen wurde, hat auch Blutspuren an Lübben hinterlassen. Kein Zweifel möglich.«
    »Wie schwer verletzt?«, fragte Raupach.
    »Der Mann konnte mit dem Fahrrad fliehen, das ist schon mal klar«, sagte Effie. »Wir haben ein Projektil gefunden, Vollmantelgeschoss, scheint nicht viel Schaden angerichtet zu haben. Es stammt mit ziemlicher Sicherheit aus einer Glock.«
    »Österreichisches Fabrikat.« Photini besaß ein profundes Wissen über Faustfeuerwaffen, obwohl sie die meisten Modelle nur vom Schießstand kannte. »Wenig gebräuchlich.«
    »Wär dir eine Sig Sauer oder eine Walther lieber?«, fragte Heide.
    »Ja«, konterte Photini. »Dann könnte es ein Bulle sein.«
    »Oder einer, der für einen Bullen gehalten werden will.«
    »Was haben wir sonst noch?«, unterbrach Raupach.
    »Nur Reifenspuren eines Kleinwagens und Abdrücke von schweren Profilstiefeln, wie sie derzeit Mode sind. Wir sind dran. Ist nicht einfach bei diesem Matschwetter.«
    »Informieren Sie die Streifendienste und unsere Befragungsgruppen.«
    »Wer war da draußen?«, fragte Heide. »Was ist dort passiert?«
    Raupach nahm seine Jacke von der Stuhllehne. »Spuren werden getilgt. Dafür tauchen ein paar auf. So ist das, wenn man etwas entfernt. Etwas anderes bleibt zurück.«
    »Wohin gehst du?«
    »Zu Clausing in die Gerichtsmedizin. Und dann wieder in die U-Bahn. Ihr braucht mich hier nicht.«
    »Aber der Fall fliegt uns gerade um die Ohren!«, protestierte Heide.
    »Tut er das? Ich finde, langsam ergibt er einen Sinn.«
    »Sprich nicht in Rätseln, Klemens. Werd nicht selbstgefällig.«
    »Mach deine Arbeit, Heide. Geht nach Mauenheim. Sprecht mit den Leuten. Befragt die Angehörigen von Karin Dott. Macht eine vernünftige Tatortanalyse. Übt euch in Geduld.«
    »Wir haben nicht mehr viel Zeit!«
    »Die anderen auch nicht. Sie läuft uns allen davon.«

    Es war sein dritter Kaffee an dem Kiosk. Er schmeckte so bitter, wie er befürchtet hatte. Über ihm rollte der Verkehr der Neusser Straße, ein ruheloses Ungeheuer ohne Kopf und Schwanz. Die U-Bahn-Haltestelle Florastraße war eine Durchgangsstation mit nur zwei Schienensträngen. Sie wurde von den Linien 6, 12 und 15 angefahren, Raupach gelangte von hier aus zum Dienst. Meistens fuhr er bis zum Rudolfplatz und stieg in die 1 nach Kalk um. So ähnlich wie Land, nur dass der Buchhändler für gewöhnlich am Neumarkt ausstieg. Zu Zeiten, die einem geordneteren Tagesablauf folgten als

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