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Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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Sitz, war aus dem Tunnel zu hören. Er lächelte, erfreut, dass der Gleichklang wiederhergestellt war und Marta den Rhythmus vorgab. Das Kino wäre ein passender Ort, um das nächste Zeichen zu setzen. Im Grunde unterschied er sich kaum von der U-Bahn. Hier wie dort wurden die Menschen an einen anderen Ort befördert. Der Vergleich hinkte, aber darauf kam es nicht an. Es kam auf die Art der Umstände an, nicht auf die Sprache, welche die Umstände bezeichnete. Die war austauschbar.
    Er rätselte darüber, welcher Brennstoff für Bezüge aus einem Polyester-Baumwoll-Gemisch geeignet war, welche Substanz am schnellsten auf die altertümlichen Sperrsitze übergreifen und bald auch den Teppichboden erreichen würde.
    Johan schlug so hart er konnte. Dann betrat Valerie den Court. Sie trug einen Trainingsanzug, wie er vor dreißig Jahren in Mode gewesen war. Er stand ihr gut, obwohl er nicht ihre Figur betonte, dachte er. Ein schlabberiges Ding. Im Grunde sah er billig aus, ein lächerlicher Versuch, sich jünger zu machen. Der Ball zischte an ihm vorbei, prallte gegen die hintere Wand und kam zurück. Er fing ihn im Flug.
    »Spielen wir einen Satz?«, fragte sie.
    »Von mir aus«, antwortete Johan und reichte ihr den Ball. Die kurze Berührung ihrer Handfläche rief einen Stich in seiner Schulter hervor.
    »Wie lange ist das her?«, fragte sich Valerie und schlug probeweise auf. Dabei blickte sie sich in der gepflegten Anlage um. Ihr letztes Match lag mindestens zehn Jahre zurück.
    »Eine Ewigkeit.« Johans Return war gemäßigt. Mit Squash hatte er aufgehört, seit er Marta kennen gelernt hatte.
    Eine Weile spielten sie sich die Bälle nur sachte zu. Valerie hatte vorgeschlagen, sich einmal körperlich zu betätigen. Normalerweise hätte sie diese Floskel nie benutzt, aber das Zusammensein mit Johan weckte jede Menge Absonderlichkeiten in ihr. Sie überlegte, was ihm gefallen könnte und was ihm unangenehm wäre, versetzte sich in ihn hinein. Ab einem gewissen Alter nahm man feste Gewohnheiten an. Früher fand sie allein den Gedanken daran schrecklich. Aber sie stellte fest, dass sie selber solche Gewohnheiten herausgebildet hatte. Sie benutzte wiederkehrende Redewendungen, hielt an lieb gewonnenen Verhaltensweisen fest. Das waren Freiheiten, die es bei Jef nicht gegeben hatte. Und es war interessant, solche Gewohnheiten an anderen Menschen zu beobachten. Johan zupfte zum Beispiel an seinen Koteletten, wenn er angestrengt über etwas nachdachte. Einen winzigen Teil des anderen zu kennen stellte eine verschwiegene Übereinkunft dar.
    Sie begannen zu zählen. Johan schlug schärfere Bälle. An seinen Bewegungen erkannte Valerie, dass er im Squash zwar ungeübt, sonst aber gut in Form war. Mit Stops kam sie ihm nicht bei, er war laufstark, trotz seiner Körpergröße. Dafür brachten ihn Bälle über Bande in Verlegenheit. Sie gewann den ersten Satz und auch den zweiten. Am Ende machte sie jede Menge Unsinn, um das Match nicht verbissen erscheinen zu lassen.
    Johan entschied den dritten Satz für sich und schrieb es Valeries mangelnder Kondition zu. Sie pflichtete ihm bei, dann war ihre Spielzeit abgelaufen. Der Schweiß rann ihr in Bächen übers Gesicht. Sie hatten sich beide übernommen. Jeder wollte sich beim ersten Mal im besten Licht zeigen, dachte sie. Erschöpft wankte sie aus dem Court. Johan folgte ihr. Sein Atem beruhigte sich.
    Jetzt kam die Stunde der Wahrheit. Nach der Umkleide trafen sie sich in der Sauna wieder. Valerie hatte sich in ein Badetuch gewickelt, allzu einfach wollte sie ihm es nicht machen. Mit einem Mann gemeinsam Sport zu treiben lief immer auf eine Fleischbeschau hinaus, das wusste sie von früher. Es ging darum, die körperliche Verfassung des anderen unter einem Vorwand zu überprüfen. Zu wissen, was einen erwartete. Es dicht vor sich zu sehen, in Reichweite, zum Riechen und Anfassen nah. Valerie erschien das nur recht und billig.
    Zwei junge Frauen waren vor ihnen da, Studentinnen, wie Valerie annahm. Sie alberten herum, ohne sich etwas dabei zu denken. Die beiden waren gut gebaut, ihre Bewegungen wirkten so ungeniert, dass Valerie neidisch wurde auf die hüpfenden Brüste, die makellose Haut und all die unverbrauchten Stellen, die nichts anderes zu kennen schienen als Sport, Körperpflege und die Liebkosungen eines Partners.
    Johan schenkte den beiden einen gleichgültigen Blick. Er verhielt sich wie ein erfahrener Saunagänger und machte einen Aufguss. Das aromatisierte Wasser zischte,

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