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Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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andauernd.« Er schaute Raupach ärgerlich an.
    Anne Siklossy setzte sich mit Konrad auf die Couch. »Das ist jetzt wichtig, Laurent. Hat dir dieser Mann irgendetwas getan?«
    Der Junge merkte, dass diese Unterhaltung kein harmloses Frage-und-Antwort-Spiel mehr war. Er setzte eine ernste Miene auf. »Nein.«
    »Wirklich nicht? Hat er dich angefasst?«
    Jetzt fühlte sich Laurent unter Druck gesetzt. »Er hat sich gar nicht bewegt«, rief er mit hoher Stimme. »Seine Augen waren … weg. Woanders.«
    Mehr war von dem Jungen nicht zu erfahren. Raupach bedankte sich für den Kaffee, der inzwischen kalt geworden war. Sein Löffel hatte etwas Milchschaum auf der Tischplatte hinterlassen. Er versicherte Laurent, dass seine Beobachtungen für die Polizei äußerst wertvoll seien, und führte ihm noch einmal die Handschellen vor. Konrad wollte an den Heizkörper gekettet werden. Laurent wandte erwachsen ein, dass sein Bruder dafür noch zu klein sei. Dann schickte Anne Siklossy die beiden in ihr Zimmer.
    Raupach versicherte der Frau, dass ihre Ängste unbegründet seien. »Ich habe nicht den Eindruck, dass Laurent geschwindelt hat. Wahrscheinlich hat er den Brandstifter wirklich gesehen. Mehr ist aber bestimmt nicht passiert, sonst würde Laurent sich anders verhalten.«
    »Solche Leute sind zu allem fähig«, sagte sie.
    »Brandstifter legen Feuer, stimmt, und das ist gefährlich. Aber in der Regel begehen sie keine Tätlichkeiten. Deswegen agieren sie aus der Distanz und schreiben zum Beispiel Drohbriefe. Das verleiht ihnen ein Gefühl von Macht und sie bekommen die Aufmerksamkeit, nach der sie sich sehnen.« Er machte eine Pause. »Solche Leute«, griff er ihre Formulierung auf, »sind nur eingeschränkt handlungsfähig. Laurent hat das sehr gut beobachtet. Vertrauen Sie ihm.«
    »Ja, vermutlich haben Sie Recht.« Anne Siklossy beruhigte sich wieder. Sie schrieb sich Raupachs Telefonnummer auf und wünschte ihm ein schönes Wochenende. Jetzt wollte sie den Polizisten möglichst schnell loswerden.
    Als sich die Tür schloss, fiel Raupach das Wort für das Kleidungsstück wieder ein. Dufflecoat. Nachdenklich ging er die Treppe hinunter. Die Personenbeschreibung war dürftig und stammte von einem kleinen Kind, dachte er. Überdies waren Laurents Beobachtungen ein paar Wochen alt, und der Mann hatte sich nichts zuschulden kommen lassen. Wenn Heide ihn dennoch zur Fahndung ausschrieb, hieße das, die Karten auf den Tisch zu legen.
    Raupach verließ das Haus und schützte seine Augen vor der niedrig stehenden Sonne. Die Luft roch nach Schnee. Vielleicht waren sie Woytas jetzt einen kleinen Schritt voraus. Andererseits wussten sie noch zu wenig über den Brand in der Diskothek, da hatte der Erste Kriminalhauptkommissar einen Vorsprung.
    Er fragte sich, ob er Woytas seine Ermittlungen vorenthalten durfte. Zumindest bis sich etwas Konkretes ergab und er einen Verdächtigen präsentieren konnte, nahm er sich vor. Ein interner Wettlauf würde dem Brandstifter nur in die Hände spielen. Raupach verabscheute Wettläufe. Sie lähmten die Beine.

    Johan drosch den Ball gegen die Wand. Waren die Menschen wirklich so niederträchtig, wie Marta annahm? Er hatte es niemals in Frage gestellt. Seinen beruflichen Pflichten nachzukommen hieß nicht zu vergessen, wie viel Schande all diese Leute auf sich geladen hatten. Jedes Gespräch, das er in der Buchhandlung führte, bestärkte ihn darin. Es spielte keine Rolle, ob sie gebildet waren oder unwissend, klug oder dumm. Wo ließ sich da überhaupt eine Trennlinie ziehen?
    Zweifel nagten an seiner Gewissheit. Was hatte Valerie beabsichtigt? Wie war es zu diesem Kuss gekommen?
    »Ploff« machte der Ball, als er gegen die gefederte Wandverkleidung prallte. Johan deckte den Squashcourt mühelos ab. Er spielte so, dass er gerade noch an die zurückfliegenden Bälle herankam. Manchmal musste er sich strecken oder ein paar genau bemessene Schritte laufen. Einfallwinkel, Ausfallwinkel. Je härter er schlug, desto schwieriger wurde es. Er war ein kräftiger Mann.
    Von dem Film hatte er gestern Abend kaum etwas wahrgenommen. Die Bilder waren ineinander übergegangen, er hatte sie nicht voneinander unterscheiden können mit dieser Frau direkt neben sich. Wo hatte er bloß seine Gedanken gehabt? Sie waren ihm entglitten, in einem unbeobachteten Augenblick. Es war nicht gut, ausschließlich auf sich selbst zu vertrauen. Dann neigte Johan zu Reaktionen, die sich seinem innersten Wesen entzogen.
    Unter dem

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