Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
Vom Netzwerk:
als es mit den heißen Steinen in Berührung kam. Die heftige Reaktion schien ihm Freude zu bereiten. Er setzte sich auf die oberste Bank, eine Stufe über Valerie, und verbarg seine Geschlechtsteile. Dafür gab es keinen Grund, dachte sie verschmitzt.
    Die Studentinnen beendeten ihren Saunagang und verließen den holzverkleideten Raum. Valerie löste ihr Badetuch und legte sich möglichst natürlich hin. Johan starrte sie unverhohlen an. Ihre Zehen, ihre Fesseln. Die Waden, Knie und Oberschenkel, hinauf bis zur Scham. Ihren leicht vorgewölbten Bauch, die Kaiserschnittnarbe. Nabel, Brüste, Schultern, bedeckt von ihren nassen Haarsträhnen.
    Seine graublauen Augen glitten über sie, ohne zu verharren. Er nahm alles in sich auf, die glatten und die behaarten Stellen, die knochigen und die fleischigen Partien, Wölbungen und Vertiefungen, Grate und Einschnitte. Nichts davon war ihm unbekannt, auch die Narben an ihrem Rücken nicht, obwohl man sie jetzt nicht sehen konnte. Aus der Nähe betrachtet, wirkte diese Frau wie eine abgeliebte Puppe. Mit starken Gebrauchsspuren, ergänzte Marta.
    Valerie richtete sich auf. »Na, habe ich den Test bestanden?« Sie winkelte ein Bein an und beugte sich zu ihm herunter. Jetzt ließ sie es darauf ankommen. Warum war unter dem Handtuch, das er über seinen Schoß gebreitet hatte, keine Reaktion zu erkennen? Die Sanduhr zeigte an, dass er sie seit mehr als fünf Minuten musterte. Wie viel Selbstkontrolle besaß dieser Mensch?
    Ihre Brüste klafften auseinander. Eine unsichtbare Linie führte hoch zu ihrem Hals und ging über in den Kehlkopf. Johan berührte ihn in Gedanken. Er brauchte nur die Hände zu öffnen und zuzudrücken.
    Sie kann uns noch nützlich sein, erklang es aus dem Tunnel.
    Aber so nah sind wir noch nie jemandem von der Liste gekommen.
    Beherrsch dich.
    Vielleicht wird sie nicht in der Bahn sitzen. Sie hat jetzt andere Arbeitszeiten.
    Es ist zu früh.
    Was soll ich tun? Sie ist unberechenbar.
    Nicht für dich. Sie ist wie ein Buch mit vielen zerknitterten Seiten.
    Sie erwartet, dass ich sie anfasse.
    Dann tu es! Lass uns sehen, was passiert. Häme lag in Martas Stimme. Sie forderte Johan heraus.
    Er legte eine Hand auf Valeries nackten Rücken. Sie zuckte zusammen. Überall durfte er sie berühren, nur nicht an den knotigen Stellen, von denen sie meistens behauptete, dass es wegoperierte Muttermale seien.
    Sie verharrte in ihrer Position. Ihre Brüste befanden sich vor Johans Gesicht, aber das schien ihn nicht zu interessieren. Jetzt begann er, ihren Rücken abzutasten. Das brannte wie Feuer.
    Valerie verließ ihre Liegebank, setzte sich neben ihn und lehnte sich gegen die Bretter, damit er die Hand wegnahm. Als er es tat, bedauerte sie es. So schlimm war es gar nicht gewesen. Johan schien nicht überrascht zu sein, dass ihr Rücken von Narben übersät war, Jefs Hinterlassenschaft.
    »Das waren Melanome«, log sie. »Glücklicherweise gutartige.«
    »Sind Melanome nicht immer bösartig?«, fragte er.
    »Wirklich? Na, dann waren es Leberflecke.«
    »Gehst du zur Vorsorge?«
    »Natürlich.«
    »Nicht, dass etwas übersehen wurde.«
    Valerie war kurz davor loszuheulen. »Ich bin mir sicher, dass ich es überstanden habe.«
    »Das hoffe ich auch.« Er ließ seine Hand kurz auf ihren angespannten Muskeln ruhen. Das fühlte sich anders für Valerie an, nicht so forschend wie zuvor, mehr wie eine Besänftigung. Dann nahm er seine Hand weg. »In unserem Alter können wir nicht wachsam genug sein. Der Körper beginnt abzubauen, die Zellen regenerieren nicht mehr. Im Grunde steuern wir nur noch auf den endgültigen Verfall zu.«
    »Und was ist mit dir? Hast du irgendwelche Narben, die du nicht zeigst?«
    Johan streckte seinen Unterarm aus. Sie soll es ruhig lesen.
    »Was ist das?«, fragte sie entsetzt. Seine Haut war von weißlichen Wülsten bedeckt. Sie bildeten ein zackenförmiges Muster.
    »Ein Name. Kannst du ihn entziffern?«
    Valerie gab sich alle Mühe, aber sie schüttelte den Kopf.
    »Hier steht Marta. So heißt meine Frau.«
    »Deine Frau?«
    »Sie ist vor vier Jahren gestorben.«
    Jetzt fand Valerie es unpassend, nackt neben ihm zu sitzen. Vielleicht waren ihm die Erinnerungen an Marta andauernd durch den Kopf gegangen, während sie sich ihm ahnungslos präsentiert hatte.
    »Wir haben beide unsere Wunden«, sagte sie schließlich und bedeckte sich mit ihrem Handtuch. »Sie sind verheilt, auch wenn sie manchmal noch jucken.«
    Johan hielt den Arm immer noch

Weitere Kostenlose Bücher