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Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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ist doch der Kopf dieser Band, Barbarossa. Und die beiden Mordopfer –«
    »Jef ist tot«, sagte Valerie abweisend. »Seit einem Jahr. Die Band hat sich aufgelöst.« Mehr brachte sie nicht heraus. Sie sank auf einen Stuhl und starrte auf den Küchenschrank, der von ihrer Großmutter stammte. Kamen sie ihr doch noch auf die Spur?
    »Tut mir Leid. Das habe ich nicht gewusst.« Raupach ärgerte sich über seine Nachlässigkeit. Warum hatte er Jefs Namen nicht durch den Computer laufen lassen?
    »Was haben Sie da über Ray und Ronny gesagt?« Allmählich begriff sie seine Worte.
    »Sie wurden umgebracht.«
    »Sie spazieren hier herein und tischen mir Todesmeldungen auf.« Fassungslos sprang sie auf. »Wollen Sie beobachten, wie ich reagiere? Nun sagen Sie schon! Glauben Sie, ich hätte Ray und Ronny auf dem Gewissen?«
    »Beruhigen Sie sich. Ich versichere Ihnen –«
    »Jef ist an seiner verdammten Kotze erstickt!«, rief sie mit schriller Stimme. »Das Verfahren gegen mich wurde vor kurzem eingestellt. Was wollen Sie noch?«
    Eine Tür mit einem »No admittance«-Schild öffnete sich und ein junges Mädchen kam herein. Es nickte dem verdutzten Kommissar zu, ging zu der Küchenzeile und machte sich an den Schränken zu schaffen. Valerie verstummte und betrachtete sie schweigend. Raupach fragte sich, woher er das Mädchen kannte. Ihr Norwegerpulli irritierte ihn eine Weile. Dann siegte sein Gedächtnis für Gesichter. Die Teenager auf der Eisbahn. Sie hatte den Streit mit Photini geschlichtet.
    Sheila stellte ein Tablett auf den Tisch und verteilte die Tassen. Dann goss sie Tee ein, stellte die Kanne auf ein Stövchen und setzte sich neben Raupach. »Ich bin Sheila.« Sie reichte ihm die Hand. »Zucker oder Milch?«
    Ihre Finger fühlten sich klamm an. Raupach kannte das von seiner Nichte. Marit war im gleichen Alter wie Sheila. Er besuchte sie viel zu selten, weil das Verhältnis zu seiner Schwester Sigrid in den letzten Jahren merklich abgekühlt war. Raupach gab einen Löffel Zucker in seinen Tee und stellte sich dem Mädchen vor.
    »Meine Mutter ist empfindlich, wenn es um Jefs Tod geht«, erklärte Sheila. »Es ist nicht leicht, mit so einem Vorwurf umzugehen.«
    »Ich hatte ja keine Ahnung.« Raupach war es peinlich, dass er bei Valerie Braq und ihrer Tochter hereingeplatzt war, ohne die Situation zu kennen. Offenbar hatte die Frau unter Mordverdacht gestanden. Ein merkwürdiger Zufall.
    »Das dachte ich mir schon.« Sheila schüttelte den Kopf und warf Valerie einen missbilligenden Blick zu. »Soll ich Ihnen erzählen, was passiert ist?«
    »Wenn Sie möchten.« Jef Braq schien eines zweifelhaften Todes gestorben zu sein, überlegte Raupach. Und jetzt hatte es kurz hintereinander zwei seiner ehemaligen Bandkollegen erwischt. War er im Begriff, eine Mordserie aufzudecken, die verästelter war, als er angenommen hatte?
    Sheila half dem Kommissar aus der Jacke und begann ihre Version von Jefs Tod zu präsentieren. Zuerst stockte Valerie der Atem. Dann wuchs ihr Erstaunen. Sheila hatte viel mehr mitbekommen, als Valerie befürchtet hatte. Es wurde nicht deutlich, was sie wirklich wusste. Aber dieser Raupach bekam zu hören, was Valerie selber nicht besser hätte ausdrücken können. Sheila schilderte den allmählichen Niedergang ihres Vaters, als sei Jef ein unheilbarer Fall gewesen, der zwangsläufig ein böses Ende nehmen musste. Sie verschwieg die Misshandlungen an Valerie, erklärte aber, dass beide unter Jefs Ausrastern, wie sie es nannte, »gelitten« hatten.
    »Verstehen Sie jetzt die Reaktion meiner Mutter?«, schloss Sheila. »Dieser ungeheuerliche Verdacht und all die Verhöre. Das hat sie schwer mitgenommen.«
    Raupach drückte noch einmal sein Bedauern aus. »Unter diesen Umständen müssen Sie den Eindruck gewinnen, dass bei der Polizei die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut. Zu meiner Entschuldigung kann ich nur vorbringen, dass mich ausschließlich die mutmaßlichen Morde an Herrn Lübben und Herrn Materlink zu Ihnen geführt haben.« Sheila nickte. »Darf ich daher mit Ihrem Verständnis rechnen, wenn ich Ihnen weitere Fragen stelle?«
    Valerie entkorkte eine Flasche Wein unter dem Hinweis, dass sie das jetzt brauche. »Schwamm drüber. Fragen Sie, nur zu! Wollen Sie auch einen Schluck?«
    »Er ist im Dienst«, wandte Sheila ein.
    »Danke.« Raupach winkte ab. Er wartete, bis Valerie sich ein Glas Rotwein eingeschenkt hatte. Sheila betrachtete die Flasche mit Unbehagen.
    »Fangen wir mit

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