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Der Vierte Tag

Der Vierte Tag

Titel: Der Vierte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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jetzt ..."
    Der Rest des Satzes geht in Schluchzen unter.
    Fröhlich gibt noch ein paar Floskeln von sich, die Situation hier würde nicht mehr lange dauern, niemand sei bedroht, bricht dann ratlos das Gespräch ab.
    "Wo in aller Welt war meine Frau am vierten Tag?"
    Wahrscheinlich gibt es eine ganz einfache und unschuldige Antwort auf seine Frage, aber ebenso wahrscheinlich wird ihm seine Frau diese Antwort nie mehr geben können. Und dann habe ich mit meinem unbedachten Reden einen Schatten über die Erinnerung an Ingrid Fröhlich gelegt.
    Inzwischen war auch Fröhlich auf der Toilette, immer noch bei offener Tür während seiner entsprechenden Tätigkeit. Der Gestank mischt sich kräftig mit dem von Stinkis Hinterlassenschaften aus dem Intermediate-Zimmer. Und immer heißer wird es natürlich auch.
    Ich arbeite mich vor zum Thema 'ehrenvolle Kapitulation'.
    "Langsam wird es ziemlich unerträglich, was?"
    Fröhlich nickt nur vor sich hin.
    "Stinki wird das auch nicht mehr lange mitmachen, fürchte ich."
    Gleiche Reaktion.
    "Können wir nicht wenigstens die Klimaanlage wieder anstellen?"
    Kein Nicken mehr, Fröhlich schüttelt den Kopf. Aber als alter Elektriker will er wenigstens diese Entscheidung begründen.
    "Wenn die Sicherung rausfliegt, haben wir absolut keinen Strom mehr, denn da kommen wir nicht ran. Die sind irgendwo im Flur."
    "Und wie lange halten wir so noch durch?"
    Kein Nicken, kein Kopfschütteln.
    Nach dieser angeregten Unterhaltung herrscht erneut Schweigen. Fröhlich beschäftigt sich wieder mit medizinischen Zeitschriften, mir hingegen ist nicht nach Fortbildung. Ich träume von einer schönen Dusche und einem kühlen Bier. Gerade hat mich die tief dekolletierte Kellnerin mit einem Kristallweizen versorgt, da holt mich das blöde Telefon zurück auf die Intensivstation. Fröhlich zeigt keine Reaktion, aber das Klingeln hört nicht auf.
    "Soll ich rangehen?"
    Fröhlich belässt es beim Schulterzucken. Also hebe ich ab, vielleicht kann ich was zur Wasserversorgung aushandeln. Oder ein paar kühle Biere.
    Zu meinem Erstaunen ist aber nicht die Polizei am anderen Ende, sondern mein Vorgesetzter und ehemalige Mitgeisel Chefarzt Zentis.
    "Sind Sie das, Hoffmann?"
    "Ich gebe dir mal einen Tipp, Chefarzt. Du sprichst nicht mit dem Geiselnehmer."
    "Lassen Sie doch mal Ihre Scherze, Hoffmann. Wie geht es Ihnen?"
    "Bis auf die Tatsache, dass die Klimaanlage nicht mehr läuft und das Wasser auch nicht, ist alles bestens."
    "Das sind polizeitaktische Maßnahmen, damit habe ich nichts zu tun. Aber ich tue alles, dass die Situation so bald wie möglich bereinigt ist. Dazu ist natürlich wichtig, dass Sie kooperieren, Hoffmann, mit uns hier draußen zusammenarbeiten! Haben Sie verstanden?"
    Zu Recht darf Zentis davon ausgehen, dass ich manchmal etwas verlangsamt bin im Kapieren, und sicher mehr noch bei über dreißig Grad Celsius. Aber ich denke schon, dass ich ihn verstehe. Allerdings bin ich auch sicher, dass Gespräche auf dieser Leitung mitgeschnitten werden. Mir ist das zwar egal, aber sicher Zentis nicht, wenn er wüsste, welche Fragen ich noch an ihn habe.
    "Klar, Manfred. Natürlich freue ich mich über alles, was die Situation zu einem glücklichen Ende bringen kann. Grüß bitte die anderen. Und sag bitte Schwester Renate, dass es mir leid tut, dass ich neulich ihr Handy kaputt gemacht habe."
    Ich lege auf. Etwas Besseres ist mir auf die Schnelle nicht eingefallen. Aber ebenso, wie ich kapiert habe, worum es Zentis geht, hoffe ich, dass auch er mich verstanden hat.
    Hat er, denn nach knapp einer Minute erklingt wieder 'Freude schöner Götterfunken'. Wir setzen das Gespräch über Renates Handy fort.
    "Was meine Kooperation angeht, Manfred. Heißt das, wir reden über eine deutliche Gehaltserhöhung?"
    "Ich denke schon lange, dass Ihnen eine Gehaltserhöhung zusteht."
    "Wie steht es mit einer Position für mich im Vitalkliniken-Management?"
    Zentis zögert immerhin einen Moment. "Sie wissen, Hoffmann, dass dies nicht allein meine Entscheidung ist."
    "Klartext, Manfred. Du hast von meinen Nachforschungen zu den Tests gehört, und du möchtest, dass ich damit aufhöre."
    "Ich möchte jedenfalls, dass Sie daran denken, dass unsere Tagesklinik mittlerweile einen großen Teil des Gesamtumsatzes ausmacht. Was übrigens schon heute für Ihr Gehalt nicht unbedeutend ist. Erst recht nicht für ein höheres Gehalt in der Zukunft."
    "Du meinst, da kann man auch mal unter den Tisch fallen lassen, wenn eine

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