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Der vierzehnte Stein

Der vierzehnte Stein

Titel: Der vierzehnte Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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bißchen darin herumzukratzen.«
    »Was wird aus seinem Hund?« fragte Adamsberg, überrascht, daß er sich Sorgen um das Schicksal von Michaëls großem Begleiter machte.
    »Erschossen.«
    »Retancourt, wenn Sie mir schon diese Weste zukommen lassen wollen, dann schicken Sie mir doch auch den Laptop mit. Ich hab einen erstklassigen Hacker hier in der Gegend.«
    »Wie soll ich das Gerät denn entwenden? Sie sind nicht mehr Kommissar.«
    »Ich entsinne mich«, sagte Adamsberg, der Clémentines Stimme schimpfen hörte. »Fragen Sie Danglard, überzeugen Sie ihn, Sie können so was. Seit der Exhumierung ist mir Brézillon durchaus wohlgesonnen, und das weiß er.«
    »Ich werde tun, was ich kann. Aber im Moment unterstehen wir ihm.«

51
     
    Josette stürzte sich mit Begeisterung auf Michaël Sartonnas Computer. Adamsberg hatte den Eindruck, er hätte ihr keine größere Freude machen können, als ihr dieses verdächtige Gerät zu überlassen, ein Traum für jede Hackerin. Der Computer war erst am späten Nachmittag in Clignancourt abgegeben worden, und Adamsberg hatte Danglard im Verdacht, daß er ihn zuvor von seinen eigenen Fachleuten hatte durchsehen lassen. Logisch, normal, er war jetzt Chef der Brigade. Bei der Lieferung hatte ihm der Bote eine Nachricht von Retancourt überreicht, die bestätigte, daß die Festplatte leer war, blankgescheuert wie ein Spülbecken. Was Josettes Lüsternheit nur noch steigerte.
    Sie kämpfte lange damit, die aufeinanderfolgenden Riegel zu sprengen, die das gewaschene Gedächtnis des Geräts schützten, und bestätigte Adamsberg, daß der Kasten in der Tat untersucht worden war.
    »Ihre Leute haben sich nicht mal die Mühe gemacht, ihre Spuren zu verwischen. Aber das ist nur natürlich, schließlich haben sie nichts Illegales getan.«
    Der letzte Riegel ließ sich erst knacken mit dem umgekehrten Namen von Michaëls Hund, ograc. Es kam nicht selten vor, daß der junge Mann während seines abendlichen Dienstes sein Tier mitbrachte, ein großes Vieh, speichlig und harmlos wie eine Schnecke – daher auch sein Name, Cargo, von escargot, Schnecke –, dessen Leidenschaft es war, jedes Papier, das sich in seiner Reichweite fand, zu zerfetzen. Cargo war imstande, einen Bericht in eine Kleisterkugel zu verwandeln. Weshalb sich sein Name gut eignete als Paßwort für die rätselhaften Umwandlungen, die in den Computern vorgenommen wurden.
    Aber als alle diese Sperren überwunden waren, stieß Josette auf die angekündigte Leere.
    »Durchgespült, mit der Stahlbürste gescheuert«, sagte sie zu Adamsberg.
    Klar. Wenn die klugen Fachleute aus dem Labor nichts gefunden hatten, gab es keinen Grund, weshalb Josette sie auf diesem Gebiet schlagen sollte. Die runzligen Hände der Hackerin legten sich hartnäckig auf die Tastatur zurück.
    »Ich suche noch weiter«, sagte sie starrsinnig.
    »Zwecklos, Josette. Die Jungs vom Labor haben ihn in alle Richtungen durchstöbert.«
    Es war Zeit für den Portwein, und Clémentine rief Adamsberg zu seinem abendlichen Getränk, wie man einen Halbwüchsigen ermahnt, sich an die Hausaufgaben zu machen. Derzeit fügte Clémentine immer ein Eigelb hinzu, das sie in dem süßen Wein verrührte. Der Porto-Flip war noch stärkender.
    »Sie ist hartnäckig«, erklärte Adamsberg Clémentine und nahm das Glas mit dem dicklichen Gemisch, an das er sich gewöhnt hatte.
    »Wenn man sie so sieht, könnte man meinen, daß man sie mit einem Stups umschmeißen kann«, sagte Clémentine und stieß ihr Glas an das von Adamsberg.
    »Kann man aber nicht.«
    »Nein«, unterbrach Clémentine und stoppte Adamsberg, der sein Glas an die Lippen hob. »Beim Anstoßen muß man sich in die Augen sehen. Das hab ich schon mal gesagt. Und dann muß man sofort und ohne abzusetzen trinken. Sonst funktioniert es nicht.«
    »Was funktioniert nicht?«
    Clémentine schüttelte den Kopf, als wäre Adamsbergs Frage pure Dummheit.
    »Wir fangen noch mal an«, sagte sie. »Sehen Sie mir genau in die Augen. Wovon sprach ich gerade?«
    »Von Josette, von dem Stups.«
    »Ja. Doch da darf man sich nicht täuschen. Denn im Innern meiner Josette steckt ein Kompaß, der immer nach Norden zeigt. Tausende und aber Tausende hat sie den Fetten geklaut. Und wird sobald nicht damit aufhören.«
    Adamsberg brachte ein Glas mit der stärkenden Mixtur ins Arbeitszimmer.
    »Man muß sich vorm Anstoßen genau in die Augen sehen«, erklärte er Josette. »Sonst funktioniert es nicht.«
    Josette stieß mit ihrem Glas

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