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Der vierzehnte Stein

Der vierzehnte Stein

Titel: Der vierzehnte Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Schlucker gekleidet. Die Cops haben den Geschäftsmann im blauen Anzug bereits um zehn Uhr dreißig hineingehen sehen. Er kommt um elf wieder heraus, und das ist ihnen schnuppe. Der Geschäftsmann, das heißt also Sie, Kommissar, wird seelenruhig zu seinem Wagen gehen.«
    Die beiden nebeneinander sitzenden Adamsbergs hörten dem Lieutenant aufmerksam, ja beinah unterwürfig zu.
    Adamsberg begann das gesamte Ausmaß von Retancourts Plan zu begreifen, der auf zwei für gewöhnlich absolut gegensätzlichen Elementen basierte: Wucht und Raffinesse. Zusammen ergaben sie eine unvorhersehbare Kraft, einen Stoß mit dem Rammbär, ausgeführt mit der Präzision einer Nadel.
    »Und weiter?« fragte Adamsberg, dem der Plan wieder ein wenig Kraft verlieh.
    »Sie steigen in Raphaëls Wagen und lassen ihn in Ottawa an der Ecke North Street/Boulevard Laurier stehen. Von dort aus nehmen Sie den Bus um elf Uhr vierzig nach Montreal. Der richtige Raphaël wird erst sehr viel später abreisen, abends oder am nächsten Morgen. Die Cops werden die Überwachung inzwischen aufgehoben haben. Er wird seinen Wagen abholen und nach Detroit zurückkehren.«
    »Aber warum machen wir’s nicht einfacher?« schlug Adamsberg vor. »Raphaël trifft noch vor dem Anruf des Surintendant ein, ich nehme seinen Anzug und seinen Wagen und verschwinde, noch bevor der Alarm ausgelöst wird. Und er fährt gleich nach mir mit dem Bus davon. So ersparen wir uns das ganze Risiko mit dem Nahkampf im Badezimmer. Wenn sie kommen, wird keiner mehr dasein, weder er noch ich.«
    »Aber sein Name im Verzeichnis, oder, wenn er als Besucher kommt, seine Stippvisite. Wir verkomplizieren hier nicht zum Spaß, Kommissar, sondern um Raphaël nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Wenn er eintrifft, bevor man Ihre Flucht feststellt, wird er unweigerlich entdeckt werden. Die Cops werden den Rezeptionisten befragen und erfahren, daß ein Raphaël Adamsberg am selben Morgen im Hotel erschienen ist, um gleich darauf wieder abzureisen. Oder daß ein Besucher nach Ihnen gefragt hat. Das ist gefährlich. Sie werden den Trick mit dem Vertauschen kapieren, und Raphaël wird in Detroit geschnappt werden, mit einer Anklage wegen Mittäterschaft am Hals. Wenn er hingegen eintrifft, nachdem die Zimmer bereits durchsucht sind und die Flucht festgestellt wurde, wird er unter den übrigen Hotelgästen völlig unbemerkt passieren und für nichts verantwortlich gemacht werden. Schlimmstenfalls wird man ihm, falls die Cops seinen Namen später noch entdecken sollten, vorwerfen können, seinen Bruder besucht und ihn verpaßt zu haben, was kein Vergehen ist.«
    Adamsberg sah Retancourt aufmerksam an.
    »Das leuchtet ein«, sagte er. »Raphaël muß später kommen, daran hätte ich denken müssen. Immerhin bin ich Bulle. Bin ich nicht mehr imstande, klar zu denken?«
    »Als Bulle, nein«, antwortete Retancourt behutsam. »Sie reagieren wie ein gehetzter Verbrecher, nicht wie ein Bulle. Sie haben vorübergehend das Revier gewechselt, Sie sind auf der benachteiligten Seite, da, wo man die Sonne im Auge hat. Sobald Sie nach Paris zurückgekehrt sind, wird sich das wieder geben.«
    Adamsberg stimmte ihr zu. Gehetzter Verbrecher und Fluchtreflexe, ohne Blick für das Ganze noch Koordination der Einzelheiten.
    »Und Sie? Wann können Sie verschwinden?«
    »Wenn sie die Gegend nicht mehr absuchen und ihr Scheitern begriffen haben. Sie werden die Überwachung aufheben, um auf Straßen und Flughäfen nach Ihnen zu suchen. Ich treffe Sie in Montreal, sobald die Cops den Park geräumt haben.«
    »Wo?«
    »Bei einem guten Schumm. Ich habe zwar kein Talent für Reisebekanntschaften, aber ich mache mir in jedem Hafen Freunde. Einerseits, weil ich’s mag, und dann auch, weil es von Nutzen sein kann. Basile wird uns ganz sicher bei sich aufnehmen.«
    »Hervorragend«, murmelte Raphaël, »hervorragend.«
    Adamsberg nickte still.
    »Raphaël«, sagte Retancourt und stand auf, »hätten Sie ein Zimmer für mich? Ich würde gern ein paar Stunden schlafen. Wir müssen noch die ganze Nacht durch fahren.«
    »Du auch«, sagte Raphaël zu seinem Bruder. »Während ihr euch ausruht, werde ich den Bademantel kaufen gehen.«
    Retancourt schrieb ihre Maße auf einen Zettel.
    »Ich glaube nicht, daß unsere beiden Verfolger Ihnen hinterherfahren werden«, sagte sie. »Sie werden in ihrem Versteck vor dem Wohnblock bleiben. Aber kommen Sie trotzdem mit ein paar Vorräten zurück, Brot, Gemüse. Das sieht echter

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