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Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Titel: Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Patalong
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denselben mit einer lauten Explosion zersprengte. Von den Personen, die die Probefahrt mitmachten, wurde keine einzige beschädigt; einer der Maschinisten wurde aber etwas gebrüht, ein vorübergehender Fußgänger wurde an einen Laternpfosten geschleudert, und die Fenster in den benachbarten Kaufläden und Häusern wurden von den herausgeschleuderten Kohks großen Theils eingeschlagen.
    DIE TROCKENLEGUNG DER NORDSEE

    Die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts waren von einem heute größenwahnsinnig erscheinenden Machbarkeitswahn gezeichnet. Technik schien selbst die Neugestaltung der Landmassen der Erde möglich zu machen. Ende der 20er Jahre begannen die Niederländer, die Zuiderzee mit einem gewaltigen Damm von der Nordsee zu trennen. Bis 1932 schufen sie so nicht nur erfolgreich das rund 1.100 km2 große Ijsselmeer, sondern trotzten dem Meer auch noch die 1.417 km2 große, neue Provinz Flevoland ab. Man sah also: Es geht!
    E in Wahnsinnsprojekt, das offenbar den Ehrgeiz der noch wahnsinnigeren Nachbarschaft herausforderte. Zwischen Februar 1930 und November 1932 machten weltweit Berichte die Runde, dass »Wissenschaftler« planten, die Nordsee komplett trocken zu legen. Auch das klang ja wie ein guter Plan.
    Um 100.000 Quadratmeilen, berichtete im September 1930 die Modern Mechanics, sollte Europa wachsen: »Das dadurch gewonnene Land wird mit riesigen Deichen eingefasst werden, um es vor der See zu schützen, und den Lauf der vielen in die Nordsee mündenden Flüsse wird man mithilfe von Kanälen umleiten.« Wenn’s weiter nichts ist.
    Die US-Zeitschrift behauptete, britische Wissenschaftler hätten sich den tollen Plan ausgedacht. In der britischen Presse waren es hingegen Deutsche, die sich da als Landdiebe betätigen wollten – wie auch die australische Canberra Times im Februar 1930 und die Berliner Gazette zwei Jahre später berichteten.
    Seltsam? Ein Hirngespinst, eine langlebige Zeitungsente auf weltumrundender Tour?
    Möglich, verlässliche Quellen fehlen. Dass aber solche und noch weit gewagtere Projekte angedacht wurden, ist gesichert: Das wohl gewagteste war der Plan des deutschen Architekten Herman Sörgel. Dem lag es fern, sich mit Kleinkram wie der Nordsee aufzuhalten: »Atlantropa« sollte der neue Verbundkontinent heißen, der durch teilweise Trockenlegung des Mittelmeeres aus Europa und Afrika entstehen sollte. Das überschüssige Wasser sollte nach erfolgter Entsalzung dazu dienen, die Sahara in eine blühende Landschaft zu verwandeln. Sörgel arbeitete mindestens vierundzwanzig Jahre an dem aus heutiger Sicht doch eher selbstbewussten, wenn nicht gar einweisungswürdigen Plan und fand auch zahlreiche prominente Unterstützer.
    A nfang der 30er bekam die Welt allerdings ein paar drängendere Problemchen: Die Weltwirtschaftskrise machte es unwahrscheinlich, dass Sörgel die geschätzt sechs Milliarden Dollar (25 Milliarden Reichsmark, der heutige Vergleichswert liegt bei mindestens 700 Milliarden Dollar) würde aufbringen können. Der Traum von Atlantropa endete erst 1952 mit Sörgels Unfalltod.
    Und lebt doch irgendwie fort. 2007 schlugen die Wissenschaftler Roelof Dirk Schuiling, Viorel Badescu, Richard B. Cathcart, Jihan Seoud und Jaap C. Hanekamp vor, das Rote Meer durch einen Damm zwischen Dschibuti und Jemen zwecks Trockenlegung abzusperren. Zur Trockenlegung der 17.600 km2 großen Doggerbank, einer Sandbank in der Nordsee, über die Exzentriker in Großbritannien seit Jahrzehnten sinnieren, wird es dagegen definitiv nicht mehr kommen: Dort entsteht gerade einer der größten Offshore-Windparks der Welt. Und wer würde schon in einem Feld von 1.500 Windrädern wohnen wollen?

Experimente und Zweifel:
Taugt der Dampfwagen für die Straße?
    Kein Wunder, dass der britische Dampfverkehr im Ausland zunehmend als eine Art Freiluft-Experiment beobachtet wurde. In Deutschland berichtete vor allem der in England ausgebildete Ingenieur und Eisenbahn-Experte Ritter Joseph von Baader – sozusagen der führende Motorjournalist seiner Zeit – in zahlreichen Artikeln über den Fortschritt der Technik. Seine Perspektive auf das Thema beschreibt die Grundfrage, die sich die damaligen Fachleute stellten: Brauchte man wirklich Schienen für den Dampfverkehr? Ging es nicht auch mit weniger Aufwand?
    Ein ums andere Mal schilderte Baader die zahlreichen Dampfwagen-Experimente und später den Straßen-Regelverkehr, in dem Frachttransporte eine immer größere Rolle spielten. Für ihn war das vor allem

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