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Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Titel: Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Patalong
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widmete sich von da an mit Verve und Geschick dem Bau von Lokomotiven. Leider wiederholte sich der seltsame Mix aus Pioniertaten und Misserfolg auch dort: 1804 stellte eine von ihm gebaute Lokomotive, die wohl leistungsfähigste ihrer Zeit, einen Weltrekord auf, als sie zehn Tonnen Last bewegte.
    Der Minenbetreiber, auf dessen Anlage der sensationelle Versuch stattfand, stellte danach allerdings wieder auf von Pferden gezogene Loren um: Die Schienen waren unter der Last von Lokomotive und Ladung gebrochen – Transport per Maschine schien also immer noch mehr Schaden zu verursachen als Nutzen zu bringen.
    Trevithick, der sich nach seinen prinzipiell frustrierenden Ingenieurs-Großtaten noch als Abenteurer und Entdecker versuchte, starb 1833 völlig mittellos. Seine Verdienste sollten den Menschen erst sehr viel später wieder in den Sinn kommen. Heute erinnern mehrere Denkmäler an ihn und auch die London Steam Carriage, von der es seit 2003 eine fahrfähige Replika gibt, die regelmäßig auf Dampfwagen-und Oldiefesten in England zu bewundern ist. Mit schlappen drei PS bringt es das fast zwei Tonnen schwere Gefährt auf knapp unter 15 Kilometer pro Stunde – wie bereits 1803.
    Trevithicks Versuche inspirierten in den Folgejahren zahlreiche Experimente und Demonstrationen, die international Beachtung fanden. In den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts waren die Entwickler so weit, »Straßenzüge«, Dampfkutschen und Dampfwagen mit oder ohne angehängtem »Omnibus« auf reguläre Fahrten zu schicken. Dampfwagen-Manufakturen entstanden nicht nur in Großbritannien, sondern auch in Deutschland, Frankreich und den USA. Nach Plan fahrende Omnibus-Verbindungen mit Dampfkutschen für bis zu 26 Passagiere nahmen ihren Betrieb Anfang des zweiten Jahrzehnts des neuen Jahrhunderts in Schottland auf.
    Dort kam es 1834 dann auch zum wahrscheinlich ersten dokumentierten Unfall eines Automobils mit Todesfolge – die Presse berichtete international. In Deutschland empörte sich das Polytechnische Journal geradezu darüber, dass der Unfall drohe, den automobilen Fortschritt zu bremsen:
    Dagegen verunglükte einer der Dampfwagen des Hrn. Russel, welche, wie wir schon früher anzeigten, bereits längere Zeit zwischen Glasgow und Paisley fuhren. Es brach nämlich ein Rad, der Wagen fiel um, und dadurch zersprang auch der Kessel, wodurch fünf Menschen ums Leben kamen. Der Gerichtshof hat in Folge dieses Unfalles weitere Fahrten mit Dampfwagen zwischen Glasgow und Paisley wenigstens einstweilen verboten!
    Einstweilen, denn stoppen ließ sich die Entwicklung nicht. Immer mehr Personentransportlinien nahmen in den 1930er Jahren ihren Dienst auf, inzwischen fanden bis zu 50 Personen in den Vehikeln Platz. Unfälle waren selten, und doch herrschte eine große Angst vor der Gefahr explodierender Kessel: Aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen sprach es sich erst zehn Jahre nach der Erfindung von Entlastungsventilen in Frankreich auch in Großbritannien herum, dass sich das Problem auf solch einfache Art und Weise lösen lässt. Irgendwann bekam auch Großbritannien von diesen Ventilen Wind, und so sah sich der Ingenieur und Buslinienbetreiber Sir Goldsworthy Gurney genötigt, sich lang und breit in der Presse dafür rechtfertigen zu müssen, dass einer seiner Dampfwagen trotzdem explodierte.
    Das, so Gurney, habe daran gelegen, dass die Kiste zur Reparatur bei einem Mechaniker gestanden hätte und Bauteile – unter anderem ein Sicherheitsventil – abmontiert worden waren. Unautorisierte Personen hätten anschließend versucht, das Fahrzeug ohne hinreichende Sachkenntnis wieder zusammenzusetzen und damit eine Spritztour zu machen. Der Wagen flog seinen Kidnappern natürlich um die Ohren.
    Die Angst vor dem Big Bang war zumindest verständlich. Sollte es zum Gau kommen, dann würde er es in sich haben, wie ein auf Nachrichten von Liverpool Chronicle und Manchester Times basierender Bericht des Journal 1834 höchst anschaulich darstellte:
    Man bemerkte nämlich nach einer Fahrt von 1 1/4 Meile, daß die Pumpen nicht mit gehöriger Leichtigkeit arbeiteten, und daß das Wasser im Kessel ziemlich tief gesunken war; man hielt die Maschine zwar an, und füllte den Kessel wieder; allein diese Vorsichtsmaßregeln scheinen doch nicht hinreichend gewesen zu seyn, denn der Wagen hatte kaum eine größere Streke auf dem Heimwege zurükgelegt, als eine der Kesselröhren nachgab. Die Folge hiervon war, daß der Dampf in den Feuerbehälter drang, und

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