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Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Titel: Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Patalong
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aufgeflammte Debatte über Leichen-Galvanisierungen ein. Vermeintlichen Vernunftgründen dafür hielt er entgegen, dass eine solche Art, einen Toten loszuwerden, den Schönheitsfehler habe, dass gerade das nicht passiere, wenn man die Leiche in Silber fasst – im Gegensatz zum Erdbestatteten bleibt der zur Statue geadelte Verstorbene der Nachwelt sehr lange erhalten.
    Der Spötter Bierce schrieb:
    Der Plan ist nicht ohne Vorteile, einige davon so offensichtlich, das man sie benennen sollte. So kann doch beispielsweise nichts befriedigender für einen gerade mit dem Sterben beschäftigten Ehemann sein, als der Gedanke, dass er als vernickelte Statue seiner Selbst weiterhin das eheliche Herdfeuer schmücken und zu einem Objekt ganz besonderer Aufmerksamkeit sowie der Sympathie seines Nachfolgers werden mag. ( …) Die geringen Kosten, die anfallen werden, wenn wir unsere öffentlichen Gebäude mit unseren herausragenden Männern schmücken werden, dürften im Vergleich zu den gegenwärtig enormen Ausgaben, die für die Besorgung von Statuen derselben anfallen, dazu führen, dass sich die Vorherrschaft des Elektro-Platierens jedem sparsamen Steuerzahler anempfiehlt und ihn dazu bringen wird, den Anbruch dieser neuen Zeit mit besonderer Freude zu bejubeln.
    Aber sicher, möchte man da sagen, doch wer hört da schon hin? Levon G. Kassabian jedenfalls nicht. Am 2. Februar 1934 war er der Letzte, der ein Patent beantragte und am 10. Dezember 1935 zugesprochen bekam, das einmal mehr ein verbessertes Galvanisierungsverfahren für Leichen versprach. Im Geist neuer Zeiten begründete Kassabian sein Patent unter anderem mit hygienischen Gründen, was ein nichtrostendes, extrem lang haltbares Metall voraussetzt. Nicht unwahrscheinlich also, dass Noualhier und Prevost, Verlot, Downing und Co. heute die Helden der Bestatterzunft wären, hätte sich ihre morbide Idee durchgesetzt. Männern, die anregten, Leichen in Gold zu gießen, statt sie in 5.000 Euro teuren Särgen verrotten zu lassen, hätte man mit Sicherheit Denkmäler gebaut – oder galvanisiert?
    Die makabre Methode, Leichen per Galvanisierung zu Statuen zu machen, wurde unabhängig voneinander mehrfach erfunden
    ELEKTRISCHES BAD BEKÄMPFT KRANKHEITEN
    E inige Londoner Krankenhäuser sind nun mit der neuesten wissenschaftlichen Methode zur Bekämpfung von Krankheiten ausgerüstet, dem elektrotherapeutischen Bad.
    Wie das Foto zeigt, sitzt der kranke Patient bequem, während Hände und Füße in kleinen Wannen ruhen. Das künstliche Fieber wird im Körper durch den Durchfluss eines elektrischen Stroms erzeugt, der die krankheitsverursachenden Bakterien bekämpft und die Heilung beschleunigt.

    Ein künstliches Fieber wird erzeugt mithilfe eines elektrischen Stroms, der durch die Lösung fließt, in die der Patient seine Hände und Füße hält.
    Der elektrische Strom wird über Elektroden in die Flüssigkeit in den Wannen geleitet. Die Stromstärke kann über Regelwiderstände auf dem Bedienerpult eingestellt werden, das man links unten im Bild sieht.
    ( Modern Mechanics , Juni 1932)

Die Grippe: Gesunde Geschäfte
    Von 1918 bis 1919 ging ein Gespenst um in der Welt: Mit der Spanischen Grippe wütete die erste dokumentierte Pandemie – eine Epidemie also, die alle Teile der Welt erfasste. Ihren Ursprung nahm sie wahrscheinlich in den USA, von wo sie zunächst ihren Weg nach Europa fand.
    Sie hätte kaum zu einem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können. Europa, durch die zurückliegenden Weltkriegsjahre erheblich geschwächt, lag im Chaos. Truppenbewegungen und Flüchtlingsströme sorgten dafür, dass in der Population reichlich »unnatürliche« Bewegung herrschte. Dazu kam eine in weiten Teilen des Kontinents katastrophale Versorgungslage – und im Sinne des Wortes ein Heer von ausgemergelten Verwundeten, die besonders anfällig waren für den Angriff der Viren.
    Die Grippe schlug im letzten Kriegsjahr zu und soll in dieser Zeit mehr Soldaten umgebracht haben als die eigentlichen Kriegshandlungen. Wie groß das Problem tatsächlich war, verschwiegen die kriegsführenden Parteien aus taktischen Gründen. »Bei uns ist alles in Ordnung«, lautete die gemeinhin verbreitete Parole. In Wahrheit herrschte längst Panik. Zeitweilig erkrankten in Großbritannien so viele Soldaten, dass die Kriegsmarine über Wochen handlungsunfähig war. Ein strategischer Vorteil, den niemand nutzen konnte, denn überall sah es ähnlich aus: Auch die deutsche Marine war zur gleichen Zeit so

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