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Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Titel: Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Patalong
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grenzende Marotten, die die Kollegenschaft zur Weißglut brachten, sie aber oft genug auch nicht gut dastehen ließen: Duchenne dokumentierte mit bis dahin kaum gekannter Akribie Vor-und Erkrankungsgeschichte seiner Patienten. Sein Hang zur prall gefüllten Krankenakte zahlte sich für seine Patienten aus, die er in einzelnen Fällen über mehrere Krankenhäuser und ihr häusliches Umfeld hinweg begleitete. Kurzum: Duchenne galt als nerviger Streber.
    Schon seit 1835 erforschte er unter anderem die Möglichkeiten der Elektrotherapie, und er tat auch dies wieder mit der ihm eigenen Akribie, konsequent auf der Suche nach Ursache, Wirkung und Erklärung.
    Der Eigenbrötler wurde so zu einem der Begründer der Neurologie. Im Laufe der Jahre sollte er nicht nur mehrere neurologische Krankheitsbilder entdecken und ihre Ursache erklären, sondern die Therapieansätze auch auf ein theoretisches Fundament stellen. 1855 erschien sein Hauptwerk De l’electrisation localisée et de son application à la physiologie, à la pathologie et à la thérapeutique , das ihn zur international beachteten Koryphäe machen sollte.
    1862 folgte der bis heute berühmte Fotoatlas zu seinem Buch, dem die Bilder auf diesen Seiten entnommen sind. Duchenne führte die elektrische Reizung mit einer selbst konstruierten Apparatur mit externen Elektroden aus. Was heute so bizarr, so sehr nach Folter aussieht, war für die wissenschaftliche Forschung eine Notwendigkeit: Duchenne konnte dadurch Ursache und Wirkung dokumentieren und die Möglichkeit erschließen, elektrische Ströme nicht nur in der Diagnostik von Nervenschäden, sondern auch in deren Therapie erstmalig systematisch einsetzen zu können.

    Guillaume Duchenne starb 1874 als international beachteter Experte, in Frankreich fand seine Arbeit dagegen erst nach seinem Tod ihre Würdigung. Mehrere Therapieverfahren und von ihm erkannte Krankheiten sind nach ihm benannt. Die schönste Anerkennung aber, die ihm zuteil wurde, ist die des »echten Lächelns«: Duchenne hatte unter anderem dokumentiert, was ein vorgetäuschtes Lächeln (nur die Mundwinkel verziehen sich) von einem echten (die Augen »lachen mit«) unterscheidet. Das echte, ehrliche Lächeln nennen Neurologen und Physiologen bis heute das Duchenne-Lächeln.

Tipp für Heimwerker:
Schön ist der Föhn erst selbst gemacht
    Eigentlich gehörte der Fön, auch bekannt als Föhn, Haartrockner oder Heißluftdusche, zu den ganz frühen Elektrogeräten für den Hausgebrauch. Bereits 1908 sicherte sich die deutsche Firma AEG die im deutschen Sprachraum geläufige Bezeichnung »Fön«, was an den warmen Föhnwind erinnern sollte. Geschaffen wurde dadurch eine Wortmarke, die hierzulande bald stellvertretend für das Produkt stand – so wie später »Tempo« für das Taschentuch oder »Tesa« für den Klebefilm.
    Erfunden hat den Fön jedoch nicht die AEG, sondern der Franzose Alexandre Godefoy, je nach Quelle auch Goldefroy oder Godefroy geschrieben. Es gilt als verbrieft, dass dieser Alexandre Betreiber eines Damensalons war und sich durch den schönen warmen Luftstrom aus elektrischen Staubsaugern zu seiner Erfindung inspirieren ließ. Warum diese Abluft nicht nutzen, muss sich der einfallsreiche Mann gedacht haben – und erfand damit im Jahre 1890 den ersten Haartrockner.

    32 Jahre später erinnerten sich die Tüftler von Popular Mechanics , stets bemüht, ihrer Leserschaft wertvolle Heimwerkertipps zu liefern, an die Entstehungsgeschichte des Fön – und ließen sich zu einer verbesserten Variante inspirieren, die man ganz schnell selber bauen kann.
    Was man dazu braucht? Nicht mehr als einen Staubsauger, einen Holzkasten, ein paar Matten Glaswolle und Asbest sowie einen elektrischen Toaster. Letzteren baut man in den Holzkasten ein, den man von innen erst mit Glaswolle, dann mit Asbest verkleidet hat, damit die Kiste nicht anfängt zu brennen. Vorn und hinten sägt oder bohrt man passende Ein-und Auslässe, an die man wiederum zwei Schläuche hängt: Den einen als Verbindung zum Staubsauger, den anderen, um den herrlich warmen Luftstrom auf das wallende Haar zu richten.
    Wer nun den Gedanken, sich den per Toaster aufgeheizten Luftstrom eines Staubsaugers in die Haare zu pusten, in erster Linie unappetitlich findet, sollte die obige Anleitung vielleicht noch einmal lesen. Viel wahrscheinlicher, als dass Hausstaub im Haar landet, ist etwas ganz anderes: Folgt man dieser hier abgebildeten Anleitung, dürfte man sich vor allem Glaswolle

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