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Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Titel: Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Patalong
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und Asbeststaub um die Nase wehen.
    Zum Glück lässt sich das auch umkehren, wie das normalerweise etwas ernsthaftere Schwestermagazin Popular Science im Jahr 1920 gezeigt hatte. Dabei ging es ebenfalls um die Verwandtschaft von Fön und Staubsauger – nur sollte hier der Fön als Turbine eingesetzt werden und für die Saugwirkung sorgen.
    Wozu? Ist doch logisch: Um sich jeden Morgen ganz problemlos den Dreck und die Schuppen aus den Haaren zu saugen. Als Erfinder nannte Popular Science »Antonio di Salvio aus Washington«.
    Die gesamte Apparatur bestand aus einem hohlen Kamm, der über ein Saugrohr sowohl mit einem »Schuppen Rezeptor« – einem Auffangbehältnis – als auch mit einem Fön »von Friseur-Stärke« verbunden war. Das Ganze soll für so viel Sog gesorgt haben, dass der Haarsauger sogar mit feuchtem Haar fertig wurde.
    Mit wie viel Fett er fertig wurde, erfahren wir leider nicht. Vermutlich konnte das Gerät die Haarwäsche doch nicht ganz ersetzen.

5
DIE SACHE MIT
DEN STRAHLEN
Blendende Aussichten
    Als Wilhelm Conrad Röntgen am 8. November 1895 die später nach ihm benannten Wellen entdeckte, die er selbst zunächst X-Strahlen genannt hatte, war dies weltweit eine wissenschaftliche Sensation. Man stelle sich das vor: Dieses seltsame, nicht sichtbare Licht durchdrang mühelos organisches Gewebe! Mit einem Mal war man nicht mehr nur in der Lage, Fotografien vom Innern des lebenden Menschen zu erzeugen, sondern dessen Innenleben sogar live auf einem Luminiszenz-Bildschirm zu beobachten! Das schlagende Herz konnte man nun sehen und die Wanderung der Nahrung vom Schlund über den Magen bis zum Darm!
    Sofort war klar, dass dies der Medizin völlig neue Möglichkeiten eröffnete. Eine kleine Ikone der Wissenschaftsgeschichte ist die Röntgen-Fotografie, die der Entdecker von der Hand seiner Frau machte: Deutlich setzen sich da die Knochen ab vor der nur hauchzart sichtbaren Silhouette des weichen Gewebes. Sie trägt einen Ring am Finger, der auf dem Knochen zu schweben scheint.
    Kraftvolle Röhren standen für die Erzeugung dieser Strahlung zur Verfügung. Woran es anfänglich dagegen mangelte, waren Materialien, die empfindlich genug waren, schon mit geringen Strahlendosen ein brauchbares Bild zu liefern. Röntgens Zufallsentdeckung, dass bei bestimmten Röhren auf bestimmten Materialien ein Luminiszieren, ein Nachleuchten im Dunkeln zu sehen war, führte zur Ad-hoc-Entwicklung des Fluoroskops: Bis heute basieren diese Geräte auf einer Fläche, die mit einem Material beschichtet ist, auf der die Röntgenstrahlung eine Weile »nachglüht« – man sieht sich das Bild also »live« an. Nützlicher wäre es natürlich, ein permanentes Bild zu erzeugen, und das war auch Röntgen sofort klar.
    Es dauerte eineinhalb Monate, bis er so weit war: Wohl am 22. Dezember 1895 legte seine Frau Anna Bertha Röntgen ihre Hand auf eine Fotoplatte, worüber frei und ohne jede Abschirmung die Röntgenröhre hing. Ihr Mann wird ihr so etwas wie »Und jetzt nicht mehr bewegen!« gesagt haben, denn satte 25 Minuten musste die arme Frau stillhalten, bis das erste Röntgenbild der Geschichte belichtet war. Was Bertha Röntgen über dieses Foto gesagt hat, ist überliefert: »Ich habe meinen Tod gesehen!«
    Viele Menschen reagierten in den ersten Jahren ähnlich auf diesen gespenstisch anmutenden Anblick des eigenen Skeletts. Weder Bertha Röntgen noch ihr Mann hatten zu diesem Zeitpunkt jedoch den geringsten Schimmer, wie nah sie der Wahrheit damit kam. So segensreich sich Röntgens Entdeckung auswirken sollte, so grausam rächte sie sich an vielen ihrer Pioniere.
    In den ersten Jahren waren Belichtungszeiten bis zu einer Stunde völlig normal. Das konnte nicht ohne Folgen bleiben, denn in den damals üblichen Dosierungen waren die X-Strahlen eine tödliche Bedrohung. Weil das erst über Spätfolgen sichtbar wurde, sollte es Jahre dauern, bis man das begriff.
    Röntgen verbesserte seine Technik mit enormer Geschwindigkeit. Schon die Aufnahme, die er am Abend des 23. Januar 1896 anlässlich eines Vortrags in der Sitzung der Würzburger Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft von der Hand seines Kollegen Rudolf Albert von Kölliker live vor Publikum machte, dokumentiert diesen Fortschritt: Zwischen den zwei Handaufnahmen liegt nur ein Monat Forschung. Die erste wirkt noch verwaschen und unscharf, die zweite gestochen scharf. Röntgen wurde frenetisch gefeiert.
    Historisches Foto: Das Bild der Hand von Röntgens Ehefrau Anna

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