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Der Vogelmann

Der Vogelmann

Titel: Der Vogelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Finger und sah ihn immer noch lächelnd an. »Ist es das, was Veronica in den Wahnsinn getrieben hat?«
    »O Gott«, murmelte er. »Ich hab’s dir doch gesagt, das ist noch nie zuvor passiert. Ehrlich.«
    »Kannst du das beweisen?«
    »Ja. Das kann ich beweisen.«
    »Wirklich, sofort?«
    »Sofort.«
    »Nein, im Ernst, sofort? Ich meine, bist du sicher, daß du wirklich…?«
    »Ja.« Er sah sich nach etwas um, um den Boden, seine Schuhe und sein Bein zu säubern. »Ja, das kann ich. Das ist eines meiner Zauberkunststücke.«
    »Gott.« Rebecca seufzte, nahm die Hand von ihrem Gesicht und lächelte. »Das könnte Liebe sein.«
     
    Um elf war er fertig.
    Joni lag im Schlafzimmer reglos auf dem Bett. Er dachte, sie sei noch immer bewußtlos, bis er auf sie zutrat und sah, daß ihr unverletztes Auge ihn anstarrte, seinen Arztkittel, seine Maske und seine Kopfbedeckung betrachtete. Doch erst, als er das Skalpell herauszog, reagierte sie, sie bäumte sich auf dem Bett auf, ihr Kopf schlug von einer Seite zur anderen, und kleine Geräusche drangen aus ihrem Hals.
    »Beruhige dich.« Er legte zart und beschwichtigend die Hand auf ihre Schulter und drückte sie auf die Matratze zurück. »Mit Ruhe geht alles besser.«
    Joni bog den Kopf nach hinten und knurrte ihn unter dem Knebel an.
    »Miststück«, sagte er leise und setzte sich rittlings auf sie. »Halt jetzt das Maul, Miststück. Ich bin gut zu dir gewesen, aber du hast mich so weit getrieben.« Er drückte sie aufs Bett hinunter, und Joni wurde ganz still unter seinen Händen und sah ihn argwöhnisch mit dem gesunden Auge an.
    »Gut.« Er hockte sich wieder auf seine Fersen und wischte
sich den Schweiß von der Stirn. »Also, hör zu. Ich werde dich nicht umbringen.« Er beugte sich vor, ignorierte den Schauer, der ihren Körper überlief, und legte zärtlich das Gesicht an ihren Hals. »Ich möchte nur, daß es so ist wie in jener Nacht. Verstehst du mich?«
    Die einzelne Träne, die von ihrer Wange auf seine Stirn rann, sagte ihm, daß sie es akzeptierte. Sie leistete keinen Widerstand mehr. Doch um ganz sicherzugehen, fesselte er ihren Leib mit Klebeband ans Bett und kreuzte das Band über ihren Hüften; von der Frau aus Greenwich wußte er, daß der menschliche Körper selbst bei Bewußtlosigkeit sehr heftig auf Schmerz reagierte.
    Er griff nach dem Markierungsstift.
    »Es wird nicht lange dauern.«
    Die Zunge zwischen die Zähne geklemmt, zog er genau über der bereits vorhandenen Narbe eine Linie, entlang der der neue Schnitt verlaufen würde. Joni zog mehrmals verzweifelt die Luft durch die Nase ein, als er auf das Skalpell spuckte und es an seinem Kittel abwischte.
    »Hier gibt’s nicht viel durchzuschneiden, Joni.« Sein Gesicht wurde zu einer Grimasse; er setzte das Skalpell an und begann zu schneiden. Ein unterdrückter kehliger Laut drang unter ihrem Knebel hervor. Jonis Hüften schlugen wie wahnsinnig gegen die Matratze. Nur ein dünnes Blutrinnsal verteilte sich zwischen den Sommersprossen auf ihrem Bauch, nicht der Rede wert. Bliss beugte sich hinunter, um in die frische Wunde zu spähen, in der er die Implantate erkannte.
    »Glück gehabt«, sagte er erleichtert und tätschelte Jonis Knie. »Sie sind über den Muskel gelegt worden. Halt nur noch einen Moment still.«
    Jonis Augen waren weit aufgerissen, als er das Silikonkissen entfernte. Vorsichtig legte er es auf ihren Bauch.
    »Das hätten wir. War doch leicht, oder?« Er wischte sich die Hände an seinem Kittel ab. »Jetzt laß mal sehen. Eine hätten wir, jetzt kommt die nächste.«

47. KAPITEL
    P lötzlich, ohne Vorwarnung, kehrte der Sommer England den Rücken und ließ sich gefällig auf der Iberischen Halbinsel nieder. Aber der Regen kam nach London zurück. Als Caffery aufwachte, lag Rebecca schlafend neben ihm, und er roch den Wetterumschlag in der Luft und spürte die Feuchtigkeit auf seiner Haut. Mit klopfendem Herzen blieb er eine Weile liegen, während diffuse Empfindungen über ihn hereinbrachen und er festzustellen versuchte, was ihn aufgeweckt hatte. Etwas in der Wohnung? Joni, die zurückkam? Oder nur ein Traum? Angestrengt lauschte er eine Weile in die Stille, bis sein Herz regelmäßig schlug. Rebecca lag auf der Seite, ihr rechter Arm hing über die Bettkante hinab, ihr linker war angewinkelt, so daß die Hand leicht die Schulter berührte, als posiere sie für eine klassische Skulptur. Er stützte sich auf die Ellbogen, um sie anzusehen. Sie lag ganz still. Still und…
    Jesus,

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