Der Vogelmann
Arme verschränkt und die Hände unter die Achseln gesteckt, stand seine Truppe da und beobachtete, wie er vor ihnen auf und ab ging.
»Hiesige Polizeikräfte sind einmal am Objekt vorbeigefahren,
und da um dreizehn Uhr ein blauer Peugeot in der Einfahrt stand, haben wir zehn Minute lang versucht, telefonisch Kontakt aufzunehmen, aber niemand hat abgenommen, daher ist auch unser psychiatrischer Berater folgender Meinung: Obwohl wir es nicht soweit kommen lassen wollten, müssen wir die Sache gewaltsam beenden. Wir wissen nicht, über welche Art von Waffen der Verdächtige verfügt; wir haben keinen Hinweis auf Feuerwaffen – vermutlich handelt es sich eher um irgendwelche Arten von Klingen, also seien Sie auf der Hut. Achten Sie auf Ihre Hände und Ihren Hals. Sie sind gefährdet. Lassen Sie den Sichtschutz nach unten geklappt, und halten Sie sich bei der Entwaffnung des Verdächtigen an die Vorschriften, die bei der Festnahme gelten. Sturmkommando, wie ich die Lage einschätze, rücken wir in Gruppen nach und nach vor.«
Caffery stand ein paar Schritte weiter oben auf dem Weg, rauchte und spähte durch die Hecke auf den Bungalow hinunter. Keine Autos fuhren vorbei, nur der Hubschrauber dröhnte über ihm. Von Zeit zu Zeit war er sicher, ein Telefon klingeln zu hören.
»Sehen Sie, Jack.« Essex deutete in die Ferne. Schwarze Wolken zogen sich über der Flußmündung zusammen, als wollten sie die Einfahrt blockieren. »Wenn das kein Vorzeichen ist.«
»Er hatte genügend Zeit, es zu tun, Paul. Sie könnte bereits ….«
Essex sah in Cafferys Gesicht und biß sich auf die Lippen. »Ja. Sie müssen darauf gefaßt sein.«
»Funkkontakt wie üblich.« O’Shea spannte seine tätowierten Hände an. »Die Außenteams halten ständig Funkkontakt. Wenn die Sache schiefgeht, seid ihr dran. Ihr wißt, was ihr zu tun habt.«
Diamond hatte dem kleinen Mann eine Weile nachgesehen, bis er den Weg hinunter verschwunden war. Dann gähnte er, kratzte sich an der Nase, rauchte seine Zigarette zu Ende und warf sie auf den Teerbelag. Es hatte zu regnen begonnen. Er
suchte in seiner Tasche nach den Autoschlüsseln; es hatte keinen Sinn, hier draußen naß zu werden, das wollte er den Helden überlassen. Seine Hand lag auf der Wagentür, als Bliss, inzwischen schwitzend, ihn wie ein nasses Schlingengewächs von hinten anfiel.
»Hallo«, flüsterte er.
Diamond ließ die Schlüssel fallen und sackte zitternd, mit vor Schmerz geweiteten Augen auf den Sierra zurück: Bliss hielt ihn an seinen Gentialien fest. Hopsend ging er neben ihm her, die gelben Augen nur Zentimeter von Diamonds Gesicht entfernt. »Langsam, langsam, Sie werden sich weh tun.«
»Ich bin Polizist. Die Polizei.« Er kämpfte mit Bliss’ Hand, versuchte sich zu befreien, aber die Säge sprang schnurrend an und fuhr einmal gelassen über seine Knöchel; der Schnitt war nicht tief, reichte aber aus, um eine Blutfontäne aufspritzen zu lassen. Diamond schrie und riß die Arme weg. »Schneiden Sie mich nicht, schneiden Sie mich nicht. Ich bin die Polizei.«
»Versprechen Sie, die Hände still zu halten? Sie über dem Kopf zu halten?«
»Ja, ja, ja.« Keuchend hob er die Arme und lehnte sich gegen den Baum. »Ja.«
»Sagen Sie’s. Sagen Sie, ich verspreche es.«
»Mein Gott. Ja, ich verspreche es.«
»Auf Ehre und Gewissen.«
»Auf Ehre und Gewiss…« Diamond begann zu zittern. »Was haben Sie mit mir vor?«
»Seien Sie still.« Bliss funkelte ihn wütend and. »Seien Sie einfach still.« Speichel sammelte sich in seinen Mundwinkeln. Er konnte ihn nicht wegwischen, denn mit einer Hand hielt er den Griff der Säge fest, die andere hatte das weiche, knorpelige Fleisch des Schwanzes und der Hoden des Detectives umschlungen. Ihre Augen befanden sich auf gleicher Höhe, und Bliss konnte die nackte Angst im Atem des Detectives riechen.
»Hören Sie«, sagte Diamond, wie Espenlaub zitternd. »Ich habe mit der Sache nichts zu tun. Ich habe sie nicht hergerufen.
Man läßt mich noch nicht mal in die Nähe des Hauses. Deswegen stehe ich hier oben.«
»Wer trifft die Entscheidungen?«
»Entscheidungen? Diamond leckte sich über die Lippen. »Entscheidungen? Die trifft unser, unser …«
»Ja?«
Diamond zögerte, eine plötzliche Erkenntnis flackerte in seinem Blick auf. Er beruhigte sich merklich. »Das ist unser Detective Inspector Caffery. Jack Caffery.«
»Dieser Liverpooler?« sagte Bliss und entblößte seine verfärbten Zähne. »Wo ist er?«
»Er ist
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