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Der Vogelmann

Der Vogelmann

Titel: Der Vogelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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wahr.«
    »Siehst du.« Er drückte die Spitze seines nassen und prallen Schwanzes zwischen den Fingern und lächelte. »Siehst du? Ich bin bereit. Ich schneide das Band auf, und dann kannst du die Beine für mich breit machen.«

    »Sie wissen, daß ich bei Ihnen bin. Ich habe sie angerufen, bevor ich in Ihre Wohnung gekommen bin, ihnen gesagt, wohin ich gehe. Sie sind schon auf dem Weg.«
    »Halt’s Maul.«
    »Das stimmt.« Ihre Stimme zitterte, aber sie hielt den Kopf hoch. »Zuerst werden sie anrufen, und dann werden sie zu Ihrer Wohnung fahren.«
    »Ich hab’ gesagt, halt’s Maul.« Er strich sich mit der Zunge über den Mund. »Jetzt leg dich ruhig hin und …«
    Plötzlich klingelte unheimlicherweise das Telefon im Flur. Bliss zuckte zusammen, sein Blick richtete sich zögernd auf die Tür, und Rebecca wußte, das sie ihn hatte.
    Er glaubte ihr.
    »Das sind sie«, flüsterte sie und setzte alle Hoffnung auf diesen unerwarteten Glücksfall. »Das ist die Polizei.«
    »Halt’s Maul.«
    »Gehen Sie nur. Nehmem Sie ab, und hören Sie selbst.« Sie deutete mit der Hand auf die Tür. »Das sind sie. Sie wollen mit Ihnen reden. Sie werden Ihnen vorgaukeln, Sie seien in Sicherheit, aber egal, was auch passieren wird, sie werden Sie kriegen, Malcolm!«
    Sie hätte es wissen müssen, Bliss war derjenige mit dem Herzen eines Raubtieres, nicht sie.
    »HALT’S MAUL, FOTZE.« Ein Fußtritt traf sie in den Magen. Sie rollte zur Seite, keuchte und versuchte, sich nicht zu erbrechen. Die Luftballons an der Decke bewegten sich, wispernd und hüpfend, als wünschten sie sich eine bessere Sicht auf ihre Qual. Jetzt konnte sie Bliss in der Küche hören, der in Schubladen herumwühlte; in den Schubladen, zu denen sie hatte gelangen wollen, diejenigen mit Messern und Scheren. Sie wandte den Blick zur Küche und hatte gerade genügend Zeit, um einen einzelnen, an der Decke hängenden Metzgerhaken aufblitzen zu sehen, bevor Bliss mit einer elektrischen Säge und einer Rolle Klarsichtfolie herauskam. Er schob ihr das Skalpell über die Innenseite ihrer Schenkel hinauf und schnitt das Klebeband auf.

    »JETZT MACH DEINE VERDAMMTEN BEINE BREIT, FOTZE.«
    Gegen ihren Willen begann Rebecca zu wimmern.

52. KAPITEL
    W ildacre Cottage war überhaupt kein Cottage, sondern ein häßlicher Bungalow aus Betonfertigteilen mit rotem Ziegeldach und einem Generator auf der Rückseite. Es lag oberhalb der Themsemündung am Rand eines Fichtenwaldes in den gelben Rapsfeldern östlich von Dartford. Hier draußen war die Luft salzig, Reihen von Eibenbäumen, die im Seewind gesprossen und hochgewachsen waren, säumten die Felder, ihre Äste bogen sich wie Haarnadeln dem Inland zu. Zwei Meilen nördlich, auf der anderen Seite der blauen Mündung, ging der stille Horizont in die sandfarbene Erde von Southend über.
    Caffery hielt den Jaguar auf einem versteckt gelegenen Feldweg an. Er, Essex und Maddox wandten sich auf den knirschenden Ledersitzen um und beobachteten, wie die drei gepanzerten Fahrzeuge der Territorial Support Group, gefolgt von einem Feuerwehr- und einem Notarztwagen, einbogen.
    Plötzlich sah Essex auf der Windschutzscheibe eines Wagens hinter ihnen Sonnenlicht aufblitzen.
    »Was zum…«
    Der Sierra des F-Teams hielt direkt vor dem Jaguar an. Diamond stieg aus, ließ die Schnallen seiner Jacke aufschnappen und zog Zigaretten aus der Tasche.
    »Hey.« Maddox öffnete die Tür. »Was machen Sie denn hier? Ich sagte Ihnen doch, Sie sollten im Hauptquartier bleiben.«
    »Bin ich im Weg?«
    Caffery sprang aus dem Wagen und schlug mit der Faust auf die Kühlerhaube des Dienstwagens. »Er hat Sie was gefragt. Er hat Sie gefragt, was zum Teufel Sie hier eigentlich wollen?«

    »Detective Inspector Jack Caffery.« Diamond strich über seine Krawatte und glättete die Falten seines Hemds, als er breit lächelnd um den Wagen herumging. »Sind Sie etwa, na, was wohl? Gestreßt? Irgendeine persönliche Anteilnahme an dem Fall?«
    »Vor mehr als einer Woche hat eine Dienststelle einen Tip bezüglich Bliss durchgegeben, und Sie, Detective Inspector Mel Diamond, haben ihn einfach nicht beachtet.«
    »Ach, kommen Sie«, unterbrach ihn Diamond. »Ich glaube, Ihre Phantasie geht ein wenig mit Ihnen durch, nicht wahr?«
    »Wir reden nicht von Phantasie. Sondern von Fakten. Jetzt fahren Sie Ihren Dienstwagen ans Ende der Straße und parken dort auf der Seite.«
    »Ha?«
    »Halten Sie jeglichen Verkehr auf.«
    »Moment mal, Moment …«
    »Sie sind

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