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Der Vogelmann

Der Vogelmann

Titel: Der Vogelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Mr. Caffery. Nur die elendesten Freier glauben, daß unsere Mütter und Väter uns tatsächlich Frooty Tootie oder Beverly Hills genannt haben. Joni Marsh. Sie ist seit Jahren bei mir.«
    »Haben Sie ihre Adresse?«
    »Es wird ihr nicht gefallen, wenn ich sie weitergebe. Vor allem an die Bu …« Julie lächelte zögernd. »Vor allen an einen Detective.«
    »Sie wird’s nicht erfahren.«
    Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an und kritzelte eine Adresse auf die Rückseite einer Geschäftskarte. »Sie teilt sich eine Wohnung mit Pinky. Die früher auch in meiner Kartei war. Becky heißt sie jetzt, nachdem sie aufgehört hat.«
    »Danke Ihnen.« Er nahm die Karte. Der Luftwaffenehemann hustete im Schlafzimmer Schleim ab.
    »Haben Sie ein Mädchen namens Treasure in Ihrer Kartei?«
    »Nein.«
    »Und Antoinette?«

    Julie schüttelte den Kopf.
    »Betty?«
    Sie sah ihn verständnislos an.
    »Und sagt Ihnen der Name …«, er sah auf seine Notizen, »der Name Tracey irgendwas?«
    »Nein.«
    »Petra?«
    »Petra? Ja.«
    Caffery sah auf. »Ja?«
    »Ja – Petra. Komisches kleines Ding.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. Klein?
    »Klein gewachsen, meine ich.« Sie sah ihn böse an. »Wir sind keine Kinderpornographen, Mr. Caffery. Ich meine eine der Stripperinnen. Sie hat mich auch reingelegt, dabei habe ich mich für eine gute Menschenkennerin gehalten.«
    »Sie ist verschwunden?«
    »Wie vom Erdboden. Ich habe an ihr Hotel geschrieben. Hab’ natürlich nie eine Antwort bekommen.« Sie zuckte die Achseln. »Sie hat mir nicht viel geschuldet, also hab’ ich’s dabei bewenden lassen. Hab’s mir eine Lehre sein lassen.«
    »Wann war das?«
    »An Weihnachten. Nein, Anfang Februar, weil wir gerade aus Mallorca zurückkamen.«
    »Drogen?«
    »Sie? Nein. Hat nie welche angerührt. Die anderen ja. Aber Petra nicht.«
    »Also, sie sagten, sie sei klein…«
    »Winzige Knochen. Wie ein kleiner Vogel. Und klapperdürr.«
    Er rutschte unbehaglich auf dem schmalen Stuhl herum. »Erinnern Sie sich an den letzten Auftritt, den sie gehabt hat?«
    Julie sah ihn lange nachdenklich an, dann wandte sie sich langsam und steif ihren Unterlagen zu. »Hier.« Sie fuhr mit dem Finger über eine Seite. »25. Januar. Im King’s Head. Wembley.«
    »Ist sie je im Dog and Bell aufgetreten?«

    »Ständig. Ihre Pension befand sich in Elephant and Castle. Joni kennt sie.« Sie befeuchtete den Finger und blätterte die Seite um. »Komisch«, sagte sie leise. »Sie ist vor dem King’s Head im Dog and Bell aufgetreten. Am Tag, bevor sie verschwunden ist.«
    »In Ordnung. Ich brauche ihre Adresse.«
    »Hören Sie.« Sie lehnte sich zurück und legte die Hände auf den Schreibtisch. »Was geht hier vor?«
    »Und ein Foto von Petra.«
    »Ich habe gefragt, was hier vorgeht.«
    Er machte mit dem Kopf ein Zeichen zur Decke. »Und das von Shellene.«
    Sie schnaubte laut und holte unter dem Schreibtisch einen Ordner hervor. Sie blätterte ihn durch und zog zwei Porträts von Shellene und ein schlecht ausgeleuchtetes Farbfoto von einer Brünetten in einem Netztrikot heraus, die in ganzer Größe zu sehen war, und reichte sie Caffery, ohne ihn anzusehen.
    Petra war nicht hübsch. Sie hatte ein kleines Gesicht, dunkle Augen und das entschlossene, eckige Kinn eines Straßenkinds. Das einzige Make-up, das sie trug, war eine dunkle Lippenumrandung. Caffery hielt das Foto ins Sonnenlicht und sah es lange an.
    »Was ist?«
    Er sah auf. »Hat sie ihr Haar gefärbt?«
    »Das tun sie alle.«
    »Es sieht …«
    »Blaurot aus. Schrecklich, nicht wahr? Ich hab’ ihr gesagt, daß sie das lassen soll.«
    Er steckte das Foto in seine Samsonite-Tasche und dachte an den kindlichen Körper, der im Leichenschauhaus von Greenwich lag; sie war die einzige, die sich gegen den Tod gewehrt hatte, die einzige, die gefesselt worden war. Er schloß die Aktentasche und war peinlich berührt von dem plötzlich aufkommenden Gefühl für eine arme Magersüchtige, die gefesselt und geknebelt um ihr Leben gekämpft hatte.

    »Danke für Ihre Hilfe, Mrs. Darling.«
    »Werden Sie mir sagen, was Petra mit Shellene zu tun hat?«
    »Wir wissen es noch nicht.«
    Julie platzte heraus. »Sie ist auch tot, nicht wahr? Die kleine Petra.«
    Die beiden sahen sich lange über den Tisch hinweg an. Caffery räusperte sich und stand auf.
    »Mrs. Darling, bitte sprechen Sie mit niemandem über die Sache. Wir stehen erst ganz am Anfang der Ermittlungen. Wir sind Ihnen dankbar für Ihre Hilfe.« Er

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