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Der Vogelmann

Der Vogelmann

Titel: Der Vogelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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irgend jemanden aus irgendeinem Grund schützen, ganz gleichgültig, wie unwesentlich der sein mag …«
    »Das reicht schon.« Sie hob die Hände. »Ich schütze niemanden. Das schwöre ich.«
    »Ich glaube Ihnen.« Nachdenklich trank er seinen Wein und beobachtete sie über den Glasrand hinweg. »Können Sie sich daran erinnern, im Pub irgend jemanden kennengelernt zu haben, der im St. Dunstan arbeitet? Dem Krankenhaus?«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht. Nun, Malcolm, glaube ich. Er hat irgendwas mit einem Krankenhaus zu tun. Es ist jemand, den Joni seit Jahren kennt.«
    »Familienname?«
    »Weiß ich nicht. Sie zieht mit ihm herum, wenn sie nichts Besseres zu tun hat, läßt sich Drinks von ihm bezahlen, so was in der Art.«
    »Sieht er wie ein Hippie aus?«
    »Nein.«
    »Kennen Sie einen Thomas? Thomas Cook?«
    »Wie die Reisebüros? Daran würde ich mich wahrscheinlich erinnern.«
    »Langes rotes Haar. Komische Augen. Einprägsam.«

    Sie schüttelte den Kopf.
    Caffery seufzte. »Nun, mein Job ist wahrscheinlich im Eimer, nachdem ich Ihnen das erzählt habe.« Er stellte das leere Glas auf den Tisch und lächelte sie an. »Vielleicht werde ich Kunstkritiker.«
    »Ich werde nichts ausplaudern.«
    »Danke.« Er meinte es ehrlich. »Danke.«
     
    Sie stand an der Wohnungstür und sah ihm nach, als er die Treppe hinunterging. Er war schon fast aus dem Haus, als sie ihm nachrief.
    »Detective Caffery?«
    Sein dunkler Kopf tauchte unter ihr im Treppenhaus auf. »Was gibt’s?«
    Es war ihr schon herausgeplatzt, bevor sie es sich richtig überlegt hatte. »Er macht mir angst, wissen Sie? Der Mörder.«
    Caffery antwortete nicht. Er sah plötzlich unglaublich müde aus. »Tut mir leid«, sagte er erschöpft und rieb sich die Stirn. »Ich muß gehen. Rufen Sie mich an, wenn Ihnen etwas einfällt.«
    Im Zentrum von Greenwich waren die Straßenlampen angegangen, und die Gebäude waren weiß und golden erleuchtet, so festlich wie ein Ozeandampfer im Hafen. Ein dünner rosafarbener Streifen hinter den Dächern am westlichen Horizont war alles, was vom Tag noch übrig war. Taxis hielten an, Leute drängten sich vor Kinokassen. Rebecca stand vor dem Hotel Ibis, versuchte ein Taxi zu bekommen und zog sich die Strickjacke fester um die Schultern.
    Sie war nervöser als sonst. Seitdem sie die High Road hinter sich hatte, hatte sie das unangenehme Gefühl, sie werde von irgendwo hoch droben zwischen den Wasserspeiern von St. Alphege beobachtet. Ihr Rücken juckte, und ihr Schweiß wurde kalt. Sie konnte es nicht erwarten, den Abend über aus Greenwich fortzukommen.
    Von der Restaurantterrasse des Spread Eagle ertönte das leise Klirren von teurem Glas und Silber. Von Orangen- und Lorbeerbäumen
fielen Blätter auf die Straße herab, und indirektes Licht warf riesige Schatten an die weißgetünchten Wände.
    Etwas an den zitternden Blättern ließ Rebecca innehalten.
    Was hatte Jack gesagt? Daß sie ihrem Mörder genügend vertrauten, um sich von ihm eine Spritze setzen zu lassen.
    Ein eisiger Schauer überlief sie, als ihr die Antwort dämmerte. Die Orangerie in Crooms Hill. Toby Harteveld.
    Natürlich. Sie warf den Kopf zurück und starrte in den dunkler werdenden Himmel hinauf. Harteveld. Daran hatte sie bis jetzt noch nicht einmal gedacht. Unter all den unendlichen Möglichkeiten, die ihr durch den Kopf gegangen waren, war ihr dieser Gedanke noch nie gekommen. Jetzt schien er so klar zu sein wie der Himmel.
    Sie fröstelte trotz der warmen Nacht, knöpfte ihre Strickjacke fest zu und wandte sich um, um nach Hause zu gehen. Vergiß das Barbican. Sie wollte mit Jack Caffery sprechen.

28. KAPITEL
    V eronica saß am Küchentisch und bereitete das Essen für die Party vor, neben ihr stand ein Glas Wein, und sie hackte und schnitt und warf alles auf ein Häufchen Minze und Tomaten, das auf der Marmorplatte lag. Sie trug eine Seidenbluse, die am Hals mit einer Goldbrosche geschlossen war, und über ihre marineblauen Nadelstreifenhose hatte sie eine Serviette gebreitet. Die Couscousière zischte leise auf dem Herd und dampfte zu dem dunklen Fenster hinauf.
    »Ich wollte gerade eine Suchmannschaft zusammenstellen«, sagte sie lächelnd. »Ich habe dich um sieben zurückerwartet.«
    Caffery griff nach der Glenmorangie-Flasche. Er füllte ein Glas, tauchte den Finger hinein und leckte ihn ab.
    »Da stehen ein paar Lebensmittelkisten auf der Terrasse, die ausgepackt werden müßten.« Sie wischte das Messer an einem

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