Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Vogelmann

Der Vogelmann

Titel: Der Vogelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
Vom Netzwerk:
stammen von Tieren. Schweineknochen. Es tut ihr leid.«
    Caffery sank in seinen Stuhl zurück.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja. Es überrascht mich nicht.«
    »Man könnte Penderecki wahrscheinlich wegen Hausfriedensbruch drankriegen. Ihm das Versprechen abnehmen, das nie wieder zu tun. Sie haben schließlich eine Menge Zeugen.«
    »Nein.« Caffery war müde. Müde der Dinge, die Ewan ihn kostete. »Danke. Aber ich lasse es dabei bewenden. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.«

35. KAPITEL
    D ie Türen zur Orangerie standen offen. Caffery klebte den Durchsuchungsbefehl und die Einsatzlisten der Wachmannschaften an eine Fensterscheibe und trat zurück, um Detective Sergeant Quinn und Detective Constable Logan, die in ihren weißen Plastikoveralls wie ein Paar versonnener Gespenster aussahen, eintreten zu lassen. Essex und er blieben draußen, sie scharrten im Kies herum und untersuchten ein Häufchen durchweichter Zigarettenstummel im Margaritenbeet.
    Der Tag war nicht frühsommerlich, sondern eher herbstlich, und es wehte ein leichter Wind: Grelle Sonnenstrahlen flackerten durch die überwucherten Bäume, durch japanischen Ahorn und einen riesigen Gingko und erfüllten den Garten mit funkelndem grünem und gelbem Licht. Wie an jenem Septembertag, als Ewan die summenden Bahngleise hinuntergegangen war. Er dachte an die Knochen auf einer unbekannten Bank in der Gerichtsmedizin. Schweineknochen. Penderecki trieb noch immer sein Unwesen.
    »Sir?«
    Detective Sergeant Quinn stand am vorderen Ende des schwarzweiß gefliesten Gangs, und ihre behandschuhte Hand lag auf einer schweren Eichentür.
    »Verschlossen«, sagte sie, als er näher kam. »Ich kann die Schlüssel nirgendwo finden.«
    »Nun? Was meinen Sie?«
    »Ich kann nicht sagen, daß ich mich darauf freue.« Sie legte den Kopf zurück und schnupperte in die Luft. »Ich meine, können sie…?«

    »Ja.« Caffery nickte. »Ja, ich konnte es vom Garten aus riechen.«
    Essex fand einen Meißel in der Garage, und nachdem Fiona Quinn ein kleines Fenster im Erdgeschoß auf Fingerabdrücke untersucht hatte, stemmte er vorsichtig den Rahmen auf und ließ es aufspringen. Der Geruch, der nach draußen drang, ließ alle unwillkürlich einen Schritt zurücktreten. Fiona Quinn zog schnell eine Gesichtsmaske aus ihrer Tasche und lächelte. »Sie bleiben hier und ziehen sich Plastiksocken über die Schuhe.«
    Sie und Logan gingen es langsam an, sie blieben auf dem Sims sitzen und leuchteten mit einer Taschenlampe die Vorhänge und den Bereich unter dem Fenster ab. »Schlimmer Geruch hier drinnen, Jack.« Logan bestätigte dies.
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Geben Sie mir ein paar von diesen Trittplatten aus meiner Tasche.« Caffery reichte ihnen einen Stapel leichter gelber Plastikplatten. Fiona und Logan verschwanden hinter den Vorhängen und ließen Essex und Caffery zurück, die nichts weiter tun konnten, als sich Plastikstrümpfe über die Schuhe zu ziehen, im Schatten der libanensischen Zeder zu warten, vor sich hin zu pfeifen und mit dem Kleingeld in ihren Taschen zu klimpern.
    »Also«, sagte Essex nach einer langen Pause. »Was glauben Sie, woher dieser Geruch stammt?« Caffery war überrascht, einen leichten Glanz auf seinem Gesicht zu bemerken. Essex war nervös. Trotz seiner gespielten Tapferkeit hatte er tatsächlich Angst vor dem, was sie drinnen finden könnten.
    »Was glauben Sie, daß es ist?«
    »Vögel?«
    »Vielleicht.«
    »Peace Nbidi Jackson?«
    »Das hoffe ich.«
    »Mein Gott.« Essex öffnete seinen Kragen und rieb sich das Gesicht. »Sie sind mutiger als ich, Jack. Ganz ehrlich.« Fiona
Quinn tauchte wieder am Fenster auf. Im Raum hinter ihr war Licht angeschaltet worden.
    »Nun?«
    »Nun was?«
    Caffery seufzte. »Woher stammt der Geruch?«
    »Ach das. Es liegen ein paar Essensreste herum. Aber…« Sie sah über die Schulter.
    »Aber?«
    »Aber der größte Gestank kommt aus dem Badezimmer im zweiten Stock. Stecken Sie die Hände in die Taschen, und ich zeige es Ihnen.«
    Sie gingen vorsichtig durch das Erdgeschoß, und Quinn erlaubte ihnen, einen Blick in die Zimmer zu werfen, aber nicht einzutreten. »Jetzt noch nicht. Ich möchte, daß zuerst das Kamerateam hier durchgeht.« Sie hatte alle Lichter angedreht und mit fluoreszierendem Band einen Weg auf dem Boden abgeklebt. Sie sahen in den ersten Raum. Hartevelds Stereoanlage stand in der Ecke, auf dem Verstärker standen eine Flasche Pastis und zwei mit Milch verkrustete Gläser. Auf dem Boden lagen

Weitere Kostenlose Bücher