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Der Vogelmann

Der Vogelmann

Titel: Der Vogelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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eine Menge Zeitungen, Fast-food-Schachteln und umgestürzte Stühle, ein Tisch war mit Kleidern bedeckt. In einem kleinen Wirtschaftsraum auf der Vorderseite des Hauses schreckten sie einen Fliegenschwarm auf, der sich von Stapeln schmutziger Teller erhob, auf denen zwei Hühnergerippe lagen. Überall waren die Vorhänge geschlossen.
    »Also gut, jetzt nach oben.« Quinn führte sie die Treppe hinauf. Im Gang wartete Logan vor dem Badezimmer, sein Gesicht war ausdruckslos.
    »Von hierher kommt der Geruch.« Fiona lächelte sie an. »Sie werden gleich sehen, warum.«
    Logan öffnete die Tür.
    »Mist«, sagte Essex einfach.
    Das Badezimmer war klein mit hoher Decke, ein hellgestreiftes Rollo war fest vor ein großes, rechteckiges Fenster gezogen. Über einen Frisiertisch mit Marmorplatte lagen leere
Zahnpastatuben verstreut, meterweise Zahnseide, benutzte Rasierklingen, zwei oder drei Kondompäckchen und ein schmutziges Stück Seife. Alles war von Staub überzogen.
    »Das ist das Problem.« Logan deutete auf die Toilette. »Daher kommt der Gestank.«
    Der Toilettendeckel war hochgeklappt. In der Porzellanschüssel schwamm eine Ansammlung aus Kot und Toilettenpapier. An manchen Stellen war die Toilette übergelaufen, und das Gemisch aus Exkrementen und Papier war an die gekachelten Wände, an den Badewannenrand und gegen die Duschkabine gespritzt. Das Wasser war verdunstet und hatte eine stinkende schwarze Ablagerung zurückgelassen, die mit rosafarbenen Papierfetzen durchsetzt war.
    »Keine Peace?« fragte Essex.
    »Keine menschlichen Überreste. Ein paar Schamhaare, das ist alles. Und wir nehmen Proben hiervon. « Er deutete auf den braunen Schlamm in der Toilettenschüssel. »Ich habe auch ein paar Fingerabdrücke gefunden.« Er klappte den Toilettendeckel herunter, um zu zeigen, wo er ihn bestäubt hatte, und zeigte auf zwei Daumenabdrücke am rückwärtigen Teil. Er hob den Sitz wieder und zeigte auf zwei umgekehrte Fingerabdrücke auf der Unterseite, die klein wie die einer Frau waren. »Sehen Sie, wie sie zueinander stehen. Was glauben Sie, was sie gemacht hat?«
    Caffery hielt seine Hände genauso. »Den Sitz gehalten? Um sich zu übergeben? Heroin vielleicht.«
    »Ich bräuchte kein Heroin, damit mir bei diesem Saustall das Kotzen käme.«
    »Bevor es verstopft war. Nehmen wir an.«
    »Wodurch ist es denn verstopft?« Caffery warf einen zögernden Blick in die Schüssel.
    »Na schön …« Fiona zog sich die Maske über, rollte die Manschetten ihrer Latexhandschuhe hoch und versiegelte sie mit weißem Klebeband. »Wir wollen mal nachsehen.« Sie kauerte sich auf den Boden und stieß die Hand tief in die gebogene
Röhre. Wie ein Tierarzt, der nach einer Steißgeburt tastet, dachte Caffery. Logan entfaltete ein Plastiktuch auf dem Boden, als Fionas Arm verschwand. »Ja, da ist etwas.« Essex wurde blaß und sah Caffery mit verdrehten Augen an, während Fiona die Augen zusammenkniff und das Gesicht an den Rand legte, um besser zupacken zu können. »Da haben wir’s.«
    Die zusammengeklumpte Masse aus Haaren, Kondomen, Toilettenpapier und Exkrementen wurde tropfend und stinkend auf eine Plastikplane in der Mitte des Badezimmers geworfen. Essex bedeckte den Mund und trat einen Schritt zurück, er schüttelte den Kopf, und sein Adamsapfel tanzte in seinem Hals. Fiona schnaubte, richtete sich auf und stieß die Masse mit dem Finger an. »Die …« Sie zog zwei ineinander verhedderte Gegenstände heraus und warf sie in die Tüte, die Logan für sie aufhielt. »Die sind das Problem.«
    »Ein Rock. Ein Paar Strumpfhosen.« Caffery war enttäuscht.
    »Man wird sie im Labor trocknen müssen.«
    »Dennoch sind es nur Kleidungsstücke.«
    »Nicht das, was sie erwartet haben?«
    »Eigentlich nicht. Nein.«
    Essex, der noch immer die Hand über den Mund hielt, beobachtete Logan, der die Tüte beschilderte und beschriftete. »Wissen Sie was?« sagte er später und tätschelte ihm den Rücken. »Sie haben eine Begabung für dieses Beweismittelgeschäft. Ich sag’ Ihnen was; wenn ich beim nächsten Fall für die Beweismittel zuständig bin, tausch’ ich den Platz mit Ihnen.«

36. KAPITEL
    B is zum Abend hatten sie Shellenes Fingerabdrücke auf einem Whiskyglas, auf einer Gabel mit Elfenbeingriff und auf einer Flasche Malibu gefunden, die im hinteren Teil des Getränkeschranks im Wohnzimmer gestanden hatte. Zwei auberginefarbene Haare wurden auf dem Ablaufgitter am Boden des Garderobenschranks gesammelt, und Logan entdeckte

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