Der Vogelmann
Mund. »Wahrscheinlich wollen Sie Cook jetzt nicht befragen?«
»Nein.«
»Gut, weil diese Thai-Maschine in einer Stunde abfliegt. Sind Sie sicher?«
»Ja, lassen Sie ihn fliegen.«
»Oh, und gestern abend war eine Nachricht für Sie dabei. Sie sollen Julie Da-a-a-rling zurückrufen. Sie wissen schon. Little Darlings.« Sie warf ihm ein zaghaftes Lächeln zu. »Mein Darling.«
Julies Stimme verriet ihm, daß er sie aufgeweckt hatte.
»Tut mir leid.«
»Schon gut.« Sie unterdrückte ein Gähnen. »Ich bin Spätaufsteherin. Eine Berufskrankheit.«
»Ich habe Ihre Nachricht bekommen.« Er klemmte sich den Hörer unters Kinn. »Haben Sie sich inzwischen an etwas erinnert?«
»Keine Erinnerung. Es ist etwas passiert.«
»Ich höre.«
»Sie haben mir gesagt, ich sollte anrufen, wenn jemand bei mir abspringt.«
»Ja.«
»Genau das ist passiert.«
Caffery schwieg. »In Ordnung. Wer?«
»Ihr Name ist Peace. Peace Nbidi Jackson, sie ist, ich weiß nicht, zur Hälfte Ghanaerin oder so was. Sie ist zu einem Auftritt in Earl’s Court nicht erschienen, und seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört.«
»Wann hatte sie ihren letzten Auftritt?«
»Sie war in East Greenwich gebucht. Im Dog and Bell. Letzten Mittwoch.«
Am Tag, bevor wir dort waren. Er war vor uns da.
»Julie.« Er griff nach einem Kugelschreiber und nahm mit den Zähnen die Kappe ab. »Haben Sie ihre Adresse? Wir wollen nicht mit dem Schlimmsten rechnen.«
Im Einsatzbesprechungsraum wußte Marilyn schon alles über Peace Nbidi Jackson.
»Sie gehört zu denen, über die Scotland Yard von uns Informationen haben wollte. Eine von dreißig.« Sie ließ die Datei durchlaufen. »Da ist sie. Clover Jackson, das ist Peaces Mutter, die sie gestern als vermißt gemeldet hat. Peace hat ein kleines Drogenproblem. Heroin. Von East Ham aus hat sie einen Bus genommen in die Nähe des Blackwell Tunnels. Ihre Mum glaubt, sie sei vor kurzem in Greenwich gewesen, und als sie nicht nach Hause kam, hat Mum halb irre vor Sorge die Bullen angerufen.«
»In Ordnung. Wir schicken jemanden zu ihr rüber. Legen Sie eine Akte an. Vielleicht hat er zum ersten Mal einen Fehler gemacht und sich jemanden geschnappt, der vermißt gemeldet wurde.« Er sah auf. Maddox stand in der Tür, ein Papier in der Hand. Caffery erkannte den blauroten Stern des Forensischen Instituts in der rechten Ecke. Es konnte nur eines bedeuten.
Maddox wartete, bis es im Raum ruhig war.
»Also gut. Die gute Nachricht ist, daß wir die Entscheidung getroffen haben.« Alle schwiegen. »Das arme Schwein in Greenwich kann nach Hause gehen. Selbst wenn sie eine bessere Probe gehabt hätten, hätten sie sie nicht gebraucht. Es ist nicht einmal dieselbe Blutgruppe.«
Bei Diamond, der am anderen Ende des Raums auf seinem Stuhl saß, sah man die Kiefermuskeln unter der gebräunten Haut arbeiten, seine schmalen Nasenflügel bebten, als wollten sie sich blähen. Marilyns Telefon klingelte, und alle zuckten zusammen. Sie starrte es einen Moment lang an und wurde rot, weil sie plötzlich im Mittelpunkt stand. Es war Betts, der von der London Bridge aus anrief. Marilyn hörte zu, sah dann zuerst Maddox, dann Diamond an und reichte schweigend den Hörer an Caffery weiter.
Gemini starrte auf einen gemaserten Streifen an der Zellenwand und fragte sich, ob es das war, wofür er es hielt. Putzen die denn diese verdammten Zellen nicht? Die Tür ging auf, der Haftbeamte trat ein und hielt einen Plastikbeutel mit Geminis Kleidern
in der Hand. Die Nikes lagen oben drauf wie zwei gleiche Brotlaibe, die gerade frisch aus dem Ofen gekommen waren.
»Mr. Henry.«
»Was’n los?«
»Sie können nach Hause.«
Gemini rollte argwöhnisch die Augen. »Wirklich?«
»Ja.« Der Beamte legte die Kleider auf die Pritsche neben sich, richtete sich auf und sah ihn gelangweilt an. »Ja, wirklich.«
Caffery hatte gerade Fiona Quinn am Apparat, als Essex und Detective Constable Logan an die Tür klopften. Auf Essex’ Gesicht lag ein grimmiger Ausdruck.
»Wir sind gerade auf dem Weg zu Harteveld.« Er hielt die vertraute gelbe Sammelkiste hoch.
»Ich komme gleich nach. Quinn kommt erst hierher.«
»Jack.«
»Was gibt’s?«
Essex beugte sich vor, so daß Logan nichts hören konnte. »Dr. Amedure hat Sie vom Labor aus erreichen wollen.«
»Ja?« Caffery richtete sich auf und legte die Hand über die Sprechmuschel. »Hat sie etwas?«
Essex schwieg einen Moment. »Sie hat etwas.«
»Und?«
»Sie sagt, sie
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