Der Vollstrecker
Memorial Park. Der ist nur fünf Minuten zu Fuà von hier.«
Garcia runzelte die Stirn. »Memorial Park?«
Kennedy nickte. »Seine Frau liegt dort. Er verbringt den GroÃteil seiner Freizeit dort und redet mit ihr.« Er zuckte mit den Schultern, als sei das eine ganz und gar schrullige Angewohnheit.
79
D arnell Douglas beobachtete, wie der Mann den rabenschwarzen Cadillac Escalade mit leuchtenden Augen betrachtete. Er war seit über fünfzehn Jahren Autoverkäufer, und wenn er auf etwas stolz sein konnte, dann auf seine Fähigkeit, mit einem einzigen Blick die ernstzunehmenden Käufer von den Posern zu unterscheiden, die sich bloà umschauen wollten. Und der groÃe Mann im dunklen, eleganten Mantel war ein ernstzunehmender Käufer.
Rasch überprüfte Darnell seine Erscheinung in der Reflexion des Ladenfensters. Er war ein gut aussehender Afroamerikaner mit rasiertem Schädel und perfekt gestutztem Ziegenbärtchen, das sein markantes Kinn betonte. Er rückte seine blauweià karierte Krawatte zurecht und strebte auf den Kunden zu.
Der gehört mir.
»Ein Prachtstück, nicht wahr?«, sagte er und bedachte den Kunden mit einem freundlichen, aber nicht zu dienstbeflissenen Lächeln.
Der Mann nickte und ging um den Wagen herum zur Motorhaube.
»Er hat nur viertausend Meilen auf dem Tacho. Der Vorbesitzer musste ihn verkaufen. Finanzielle Schwierigkeiten.«
Der Kunde ging zur Fahrertür und öffnete sie. Sowohl auÃen als auch innen war der Wagen in exzellentem Zustand.
»Er hat noch diesen Neuwagengeruch, riechen Sie das?«, fragte Darnell, blieb aber auf Distanz. Er wusste, dass Käufer es nicht gerne hatten, wenn sie bedrängt wurden. Deshalb wartete er auch noch ein paar Sekunden, bevor er mit der nächsten Information herausrückte. »Es ist gewissermaÃen ein Neuwagen zum Preis eines Gebrauchten.«
»Darf ich mich mal reinsetzen?«, fragte der Mann schlieÃlich mit deutlich hörbarem texanischem Akzent.
»Aber sicher doch. Ich sage Ihnen, Sie werden kein Auto finden, das so bequem ist. Der Cadillac ist der amerikanische Rolls-Royce.«
Der Mann glitt auf den Fahrersitz und umfasste mit beiden Händen das Lenkrad wie ein Kind, das sein neues Spielzeug ausprobiert. Ein zufriedenes Lächeln erschien auf seinen Lippen, und Darnell wusste, dass er ihn an der Angel hatte.
»Wie viel verbraucht er denn?«, erkundigte sich der Mann, die Hände immer noch am Lenkrad.
»Auf hundert Meilen dreiÃig Liter in der Stadt, zwanzig auf dem Highway.«
»Tatsächlich?«
»Ich verspreche Ihnen: Dieser Knabe geht ordentlich ab.«
Schon war das Lächeln auf das Gesicht des Mannes zurückgekehrt.
»Ich sage Ihnen was«, meinte Darnell und trat auf die geöffnete Fahrertür zu. »Ich hole den Wagenschlüssel, und dann machen wir mit dem Baby eine kleine Spritztour, wie wäre das?«
Der Mann zögerte einen Augenblick, dann sagte er: »In Ordnung«, und nickte.
»Wunderbar. Ich bin gleich wieder da, Mr �«
»Turner.« Der Mann streckte die Rechte aus. »Ryan Turner.«
80
E ine geschlagene Minute lang klopfte Garcia an die Tür zu Nummer 3c â ohne Erfolg. Der Roosevelt Memorial Park lag mehr oder weniger direkt auf der anderen StraÃenseite. Da Kennedy ihm Mr Davis beschrieben hatte, brauchte Garcia nicht lange, bis er den sanftmütig aussehenden Mann Ende sechzig gefunden hatte, der ganz allein auf einer Steinbank mit Blick auf einen Rosengarten saÃ. Er trug einen Schlapphut, der Garcia an seinen eigenen GroÃvater erinnerte, und seine Lippen bewegten sich unablässig, während er etwas murmelte, das nur er selbst hören konnte.
»Mr Davis?«, sagte Garcia und trat auf die Bank zu.
Als er seinen Namen hörte, sah der alte Mann erstaunt auf. Er sah Garcia vor sich stehen und kniff die Augen zusammen, als blicke er in die Sonne, während er sein Gedächtnis nach dem unbekannten Gesicht durchforstete.
»Ich bin Carlos Garcia.«
Die Augen verengten sich noch ein Stück weiter. Jetzt versuchte der Alte sich offenbar an den Namen zu erinnern.
Garcia erlöste ihn. »Sie kennen mich nicht«, sagte er und zeigte seine Marke vor. »Ich bin Detective beim LAPD.« Dass er beim Morddezernat arbeitete, lieà er fürs Erste unerwähnt. Das machte die meisten Leute nur nervös.
»Ist irgendwas
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