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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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inne, wenn sich eine Erinnerung in ihm regte, und dann erzählte er Garcia eine kleine Anekdote über die Schüler auf dem Bild.
    Mehrere Stunden hatten sie schon dagesessen und die Fotos durchforstet, als Mr Davis plötzlich innehielt und eins mit zusammengekniffenen Augen dicht vors Gesicht hielt.
    Â»Zeigen Sie mir noch mal Ihr Bild von dieser Amanda«, sagte er und streckte die Hand aus.
    Garcia reichte ihm das Foto und wartete ungeduldig.
    Â»Hier ist sie«, verkündete Mr Davis nach wenigen Sekunden triumphierend. Er gab Garcia beide Fotos. Das Bild, das er gefunden hatte, zeigte eine Gruppe von vier Mädchen, nach der damals neuesten Mode gekleidet und aufwendig geschminkt. Zwei lachten, eine hatte einen leicht verwunderten Gesichtsausdruck, die vierte stand etwas abseits und blickte zu Boden. Im Hintergrund konnte man einen der Sportplätze erkennen, auf dem gerade ein paar Schüler Basketball spielten. Garcia musste nicht erst nachfragen, welches der vier Mädchen Amanda war. Sie hatte sich verändert, aber es bestand kein Zweifel. Jede war auf ihre eigene Art hübsch, aber das zweite Mädchen von links überstrahlte sie alle. Eine leichte Brise wehte ihr die schulterlangen blonden Haare aus dem Gesicht. Sie war eines der zwei Mädchen, die lachten, und selbst auf dem uralten Foto wirkte ihr Lachen ansteckend.
    Â»An die Clique kann ich mich noch gut erinnern«, sagte Mr Davis mit einem wehmütigen Lächeln. »Sie waren unzertrennlich, und die Jungs …« Er schüttelte den Kopf, und sein Lächeln wurde breiter, als die Erinnerung zurückkam. »… die waren ganz vernarrt in sie. Aber die Mädels wollten nichts von ihnen wissen.«
    Â»Was meinen Sie? Hatten sie keine Freunde?«
    Â»O doch, aber wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, waren es keine Jungs von dieser Schule. Sie waren alle älter, glaube ich.«
    Â»Können Sie sich noch an die Namen der Mädchen erinnern?«
    Mr Davis lachte. »Ich habe ein gutes Gedächtnis, Detective, aber so gut ist es auch wieder nicht.«
    Garcia nickte und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder dem Bild zu. »Ich werd verrückt«, stieß er kurz darauf hervor.
    Â»Was denn? Ist irgendwas?«, fragte Mr Davis und reckte den Hals.
    Â»Sie haben nicht zufällig ein Vergrößerungsglas dabei?«, fragte Garcia, ohne den Blick zu heben.
    Der alte Mann lächelte und zog ein altmodisches Schweizer Taschenmesser von seinem Gürtel. Es enthielt alles, was man sich nur vorstellen konnte: eine kleine Zange, einen Schraubenzieher, Korkenzieher – und auch eine winzige Lupe. »Ich wusste, dass ich das Ding eines Tages noch mal brauchen würde.« Er reichte Garcia das aufgeklappte Messer, der sich die Lupe vors Auge hielt und lange auf das Foto starrte. Sein Mund wurde trocken.
    Â»Gottverdammt!«
    81
    S ie fuhren die Yukon Avenue entlang und bogen dann links auf den Artesia Boulevard ein. Darnell Douglas war am Steuer. Ryan Turner saß entspannt auf dem Beifahrersitz und betrachtete den Innenraum des Wagens.
    Â»Ziemlich geschmeidig«, meinte er beiläufig.
    Â»Absolut. Das ist ein V8, 6,2-Liter-Motor – so geschmeidig wie alter Whisky.« Darnell warf einen kurzen Seitenblick auf Turner. »Trinken Sie, Ryan?«
    Â»Hin und wieder genieße ich einen guten Whisky, ja.«
    Â»Ich sage Ihnen, den Wagen hier werden Sie noch viel mehr genießen.«
    Â»Bestimmt.«
    Darnell wusste, dass es Zeit war für den nächsten Schritt: Lässigkeit demonstrieren. »Ich sage Ihnen was, Ryan.« Er fuhr rechts ran und hielt am Straßenrand. »Eigentlich darf ich das nicht, weil wir dafür das Formular noch nicht ausgefüllt haben, aber Sie müssen dieses Baby unbedingt selbst fahren, um ein Gefühl dafür zu bekommen.«
    Turner hob überrascht die Brauen.
    Die »Netter Verkäufer, der die Regeln bricht«-Masche zog immer. Es war die Illusion von Kumpelhaftigkeit, auf die jeder Mann ansprang. Freundschaft. Vertrauen.
    Â»Wir können den San Diego Freeway nehmen, dann können Sie mal richtig Gas geben.«
    Â»Sind Sie sicher?« Turner schien zu zögern.
    Â»Klar, warum nicht? Ich glaube, ich kann Ihnen vertrauen.«
    Turner hielt Darnells Blick einige Sekunden lang fest.
    Â»Im Ernst, wenn der Wagen hier Sie nicht umhaut, dann schafft es keiner.«
    Â»Okay.« Ryan nickte, bevor er die

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