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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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vielleicht etwas kantiger machen, damit sie zu seinem neuen Mund passt.«
    Â»Kannst du das machen?«
    Â»Wie gesagt, mit diesem Stift hier ist alles möglich.« Sie schenkte ihm ein triumphierendes Lächeln und führte die Veränderungen durch. Als sie fertig war, traten sie alle einen Schritt zurück. Der Junge, der ihnen jetzt von dem Bild entgegenblickte, sah völlig anders aus als der, mit dem sie begonnen hatten.
    Â»Das wär’s. Weiter würde ich nichts ändern – ihr?«
    Beide Detectives schüttelten den Kopf.
    Â»Wir haben eine Streberleiche in einen Hengst verwandelt!« Patricia lachte.
    Â»Perfekt«, lobte Hunter.
    Etwas an Garcias Miene hatte sich verändert, aber noch immer sah er es nicht.
    Â»Und jetzt tu mir noch einen Gefallen, Pat.« Hunter beugte sich von hinten über ihren Schreibtischstuhl. »Mach seine Haare ein bisschen dunkler und füg an den Schläfen ein paar graue Strähnen ein. Außerdem müssten sie kürzer sein und zurückgekämmt, geht das?«
    Sie warteten, während Patricia sich erneut an dem Bild zu schaffen machte.
    Â»Kannst du es auch altern lassen?«, wollte Hunter wissen.
    Â»Na klar.«
    Â»Super. Mach ihn, sagen wir, fünfundzwanzig Jahre älter.«
    Dieser Arbeitsschritt dauerte eine ganze Weile. Als der Computer zu Ende gerechnet hatte, klappte Garcia die Kinnlade herunter.
    Â»Das glaub ich ja nicht!«
    124
    S usan Zieliski überflog den Brief nun schon zum zehnten Mal, und auch diesmal wurde sie wieder von ihren Gefühlen überwältigt. Sie konnte es einfach nicht fassen.
    Susan hatte nicht gerade ein leichtes und glückliches Leben gehabt. Sie war vor dreiundzwanzig Jahren in Cripple Creek, Colorado, geboren worden. Ihre Eltern waren Einwanderer polnisch-jüdischer Herkunft und in ihrer Erziehung sehr streng. Sie gab sich alle Mühe, ihre Regeln zu befolgen, aber als junges Mädchen im modernen Amerika musste sie sie zwangsläufig als einengend empfinden.
    Schon von klein auf hatte Susan zwei große Ziele im Leben gehabt. Erstens: Sie wollte auf der Bühne stehen und singen. Zweitens: Sie wollte auf keinen Fall so werden wie ihre Mutter – eine brave, unterwürfige Hausfrau, die ohne zu fragen alles tat, was ihr Ehemann von ihr verlangte.
    Mit dreizehn war Susan bereits ein sehr attraktives Mädchen. Sie hatte die Haare ihrer Mutter geerbt – so blond, dass sie fast weiß aussahen – und die tiefblauen Augen ihres Vaters. Die Jungs rissen sich um sie, aber ihre Eltern erlaubten ihr nicht, auf Dates zu gehen. Sie war noch nicht achtzehn, und auch dann würden solche Treffen nur unter Aufsicht ihrer Eltern stattfinden – und selbstverständlich musste der Kandidat jüdischen Glaubens sein.
    Trotzdem war Susan kein Engel. Ihren ersten Kuss bekam sie mit vierzehn. Bob Jordan schlich sich mit ihr in der Mittagspause hinter die Turnhalle, wo sie so hemmungslos und selbstvergessen knutschten, als gäbe es auf der ganzen Welt nur sie beide. Sie ließ es zu, dass er ihre Brüste berührte, und dabei wurde sie von einem warmen, aufregenden Gefühl überschwemmt. Erst als seine Hand ihren Schenkel hinaufglitt und zwischen ihre Beine wanderte, geriet sie in Panik und floh. Allerdings hatte sie sich rasch von dem Schrecken erholt, und schon bald wurde das Streicheln intensiver, das Küssen heftiger, und die Erregung wurde so groß, dass sie sich nicht mehr beherrschen ließ. Mit fünfzehn hatte Susan zum ersten Mal Sex. Es war kurz, schmerzhaft und nicht sehr befriedigend, aber dennoch ein vielversprechender Anfang.
    Cripple Creek ist aus einem alten Goldsucher-Camp hervorgegangen. Der Ort hat nicht mal zweitausend Einwohner und ist eine fest zusammengewachsene Gemeinschaft. Diese Enge und die strikten Erziehungsmaßstäbe ihrer Eltern machten es einem lebenslustigen Mädchen wie Susan sehr schwer, sich zu entfalten. Sie wollte mehr sehen, mehr erleben, und es dauerte nicht lange, bis sie die Lösung ihres Problems gefunden hatte: Softball.
    Eigentlich machte sich Susan nicht viel aus Sport, aber als sie erfuhr, dass die Softballmannschaft ihrer Schule zu Turnieren im ganzen Staat fuhr, sorgte sie dafür, dass sie dazugehörte.
    Susan war sechzehn, als die Mannschaft nach Colorado Springs fuhr, wo sie im Laufe eines Wochenendes insgesamt drei Spiele zu bestreiten hatten. Am Samstagabend trat die Bomber

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