Der Vollstrecker
einzuhalten. Sonst stirbt sie. Es ist sowieso ausgeschlossen, dass uns die Staatsanwaltschaft einen Durchsuchungsbeschluss gibt, um hier auch nur die Mülltonne zu durchwühlen.« Er hielt inne und holte tief Luft. »Fahr zurück ins Büro, Carlos. Ich sage einfach, dass du keine Ahnung hattest, was ich mache.«
»Was?«
»Du hast es eben selbst gesagt, vielleicht ist es ein Irrtum. Ich will dich da nicht mit reinziehen. Du musst auch an deine Frau denken. Du kannst es dir nicht erlauben, Mist zu bauen, ich mir schon.«
127
G arcia traute seinen Ohren nicht. Hunters Hartnäckigkeit allein hatte er es zu verdanken, dass er überhaupt noch am Leben war. Wenn sein Partner glaubte, Garcia würde sich einfach umdrehen und abziehen, dann hatte er sich geschnitten.
»Eben. Und weil ich ja weiÃ, dass du ohne mich nicht mal in der Lage bist, anständig Mist zu bauen«, witzelte er, »komme ich mit, Partner .«
»Bist du dir sicher?«
»Wer weiÃ, vielleicht machtâs ja SpaÃ, den Verkehr zu regeln. Na los, worauf warten wir noch?«
Hunter schmunzelte und reichte Garcia ein Paar Latexhandschuhe, bevor er der Scheibe einen beherzten Stoà mit dem Ellbogen verpasste. Ein gedämpftes Klirren ertönte, als Scherben zu Boden prasselten. Instinktiv blickten sich beide um.
Dann steckte Hunter vorsichtig die Hand durch das entstandene Loch im Glas, entriegelte von innen die Tür und zog eine kleine Taschenlampe aus seinem Holster.
Garcia tat dasselbe und folgte ihm ins Haus.
Der Raum, den sie betraten, war groà und annähernd quadratisch geschnitten. Er hatte einen FuÃboden aus schwarzem Marmor und war bis auf eine Handvoll Sessel und eine Bartheke leer. Definitiv ein Partyraum , dachte Hunter. Gegenüber der Bar entdeckte er eine hölzerne Flügeltür mit aufwendigen Schnitzereien. Vorsichtig drehte er am Knauf â nicht abgeschlossen. Die Tür führte in einen luxuriösen Eingangsbereich, der mit Antiquitäten, feinem Porzellan, kleinen Skulpturen aus Silber und ein paar Gemälden dekoriert war. Nirgendwo Fotos. Ein mächtiger Kronleuchter aus Kristall hing von der Decke über einer Treppe mit Galerie, die ins obere Stockwerk führte.
»Das Haus ist viel zu groÃ, am besten teilen wir uns auf«, flüsterte Hunter und beugte sich dicht zu Garcia. »Du bleibst hier unten, ich sehe mich oben um.«
Garcia nickte. Während sein Partner die Treppen ins obere Stockwerk hinaufschlich, versuchte er sein Glück mit der Tür direkt vor ihm.
Das Wohnzimmer war genauso prunkvoll eingerichtet wie das Foyer. Auch hier teure Möbel, Ãlgemälde und Skulpturen, so weit das Auge reichte. Lautlos durchquerte Garcia den Raum. Sein Ziel war die Fenstertür am anderen Ende. Durch sie gelangte er in einen riesigen Salon mit einem Kamin aus schwarzem Marmor. Der weiÃe Teppichboden war weich und rein wie frisch gefallener Schnee. Die Nordseite des Raumes wurde komplett von einer groÃen Fensterfront eingenommen, aber an der Wand gegenüber fiel Garcia eine seltsame Holztür auf, die etwas niedriger war als eine normale Tür. Unter ihr schimmerte ein schwacher Lichtschein hindurch. Zögernd ging er auf sie zu, legte das rechte Ohr ans Türblatt und lauschte einen Augenblick lang. Er hörte ein entferntes Summen. Er blickte abwägend zum Eingang des Salons zurück und überlegte, ob er zurückgehen und Hunter holen sollte. Dann entschied er sich dafür, es zunächst auf eigene Faust zu versuchen.
Als Garcia am Türknauf drehte, spürte er, wie sein Blut heià wurde und sein Puls zu jagen begann. Jeder einzelne Knochen in seinem Körper warnte ihn: Hier stimmt etwas nicht. Instinktiv zog er seine Waffe.
Die Tür öffnete sich geräuschlos. Dahinter lag eine lange, schmale Treppe mit Stufen aus nacktem Beton, die von einer einzelnen Glühbirne schwach beleuchtet wurde. Am unteren Ende befand sich eine weitere Tür. Stufe für Stufe schlich Garcia die Treppe hinunter. Die Luft war feucht und roch stockig. Plötzlich blieb er mit dem linken Fuà an der Kante einer ausgetretenen Stufe hängen und verlor das Gleichgewicht. Er stolperte nach vorn und streckte reflexartig die Hände zu beiden Seiten aus, um den Sturz abzufangen. Es funktionierte, allerdings knallte dabei seine Taschenlampe gegen die Wand und ging zu Bruch. Sein Herz begann noch schneller zu rasen, und
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