Der Vollstrecker
trotz der Kälte, die hier unten herrschte, brach ihm der Schweià aus.
Sein Blick huschte zwischen dem unteren und dem oberen Treppenabsatz hin und her. Sein Finger krümmte sich um den Abzug seiner Halbautomatik. Er nahm sich einen Moment Zeit, um wieder zu Atem zu kommen und sich den nächsten Schritt zu überlegen. Falls irgendjemand da unten war, dann wusste dieser Jemand jetzt, dass er in absehbarer Zeit Besuch bekommen würde.
»Geschmeidig, Carlos. Echt geschmeidig«, knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. Er stand eine Weile ganz still da und lauschte auf Schritte, wartete darauf, dass jemand durch eine der Türen käme â nichts. Er wischte sich mit dem Handrücken den Schweià von der Stirn und schlich die letzten Stufen hinunter. Unten angekommen, legte er wieder sein Ohr gegen die Tür. Das Summen kam aus diesem Raum.
Ganz vorsichtig probierte er den Türknauf â auch diese Tür war unverschlossen. Er stieà sie gerade weit genug auf, dass er hineinspähen konnte, und nahm sich eine ganze Weile Zeit, den groÃen Kellerraum von drauÃen zu beobachten. Nichts regte sich. Zufrieden holte er tief Luft, fasste seine Waffe fester und trat ein. Ganz langsam, um seinen Augen Zeit zu geben, sich an das schummrige Licht zu gewöhnen, ging er weiter. Plötzlich fiel sein Blick auf etwas an der hinteren Wand. Er trat darauf zu und blieb wie angewurzelt stehen. Er wusste genau, was er da sah.
»O Gott.« Ein Schauer rann ihm den Rücken hinab.
Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr, aber sie war zu schnell, als dass er noch hätte reagieren können. Der erste Schlag traf ihn mitten ins Gesicht. Er hörte ein Knirschen, gleich darauf spritzte Blut aus seiner Nase. Er taumelte rückwärts. Der zweite Schlag folgte Sekundenbruchteile später und traf die empfindliche Stelle an seinem Hinterkopf mit tödlicher Präzision. Garcias Welt stürzte in Dunkelheit.
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H unter blieb stehen, als ihn urplötzlich ein seltsames Gefühl überkam. Er hatte drei der sechs Zimmer im ersten Stock durchsucht und nichts gefunden, was seinen Verdacht bestätigt hätte. Er riss seine H & K USP Tactical aus dem Holster und wirbelte herum, halb in der Erwartung, jemand sei hinter ihm ins Zimmer gekommen. Er hatte etwas gehört, da war er sich ganz sicher. Irgendeinen dumpfen Krach.
Carlos . Rasch und lautlos eilte er nach unten.
»Carlos?«, zischte er, als er am unteren Ende der Treppe angekommen war.
Keine Antwort.
Er ging ins nächste Zimmer â ein groÃes Wohnzimmer. »Carlos?«
Kein Laut. Das Haus war totenstill. Leise ging er durch die Fenstertüren an der gegenüberliegenden Seite des Raumes und gelangte in den Salon.
»Carlos, verdammt noch mal! Langsam habe ich die Nase voll davon, dir immer den Arsch retten zu müssen. Wo steckst du?« Aber falls Garcia ihn hörte, blieb er ihm die Antwort schuldig.
Dann sah Hunter die Tür zur Kellertreppe.
»Ich hasse Keller«, knurrte er und schlich so leise wie möglich die Treppe hinab. Auf halbem Weg sah er winzige Glasscherben auf einer Stufe liegen, und dann fielen ihm auch die Kratzer und eine kleine Delle in der Wand auf. Hatte Garcia seine Taschenlampe zerschmettert?
Was zum Geier ist hier passiert? Sein innerer Gefahrensensor schrillte los.
Die Tür unten war angelehnt, und durch den schmalen Spalt konnte Hunter sehen, dass der groÃe Raum dahinter im Zwielicht lag. Er drückte sich mit dem Rücken gegen die Wand und stieà die Tür mit den Fingerspitzen vorsichtig ein Stück weiter auf, um zunächst von drauÃen einen Blick in den Raum zu werfen. Dann sah er sich rasch nach rechts und links um und schlüpfte durch die Tür. Nacktes Mauerwerk umgrenzte den Raum, der ungefähr zweimal so groà war wie der groÃe Partyraum im Erdgeschoss. Ein modriger Geruch machte die Luft schwer. Aber da war noch etwas anderes in diesem Kellerraum. Etwas, das Hunter nicht identifizieren konnte, aber das ihm nichtsdestotrotz die Haare zu Berge stehen lieÃ. Etwas durch und durch Böses.
Weiter hinten im Raum konnte er einen langen Metalltisch ausmachen, der als Ablagefläche für diverse Instrumente diente, die er allerdings von seinem Standort aus nicht genau erkennen konnte. An die Wand gelehnt standen sieben lebensgroÃe Puppen, rechts daneben hingen Skizzen, Zeitpläne und Karten. Hunter war
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