Der Vollstrecker
zu.
Die zwei Detectives traten ein, ohne anzuklopfen. Ein eleganter Schreibtisch aus Rosenholz stand vor dem groÃen Fenster. Die Regale an der Wand rechts vom Tisch waren vollgestopft mit Fallsammlungen. Die meisten gerahmten Fotos, die bisher an den Wänden gehangen hatten, waren verschwunden. Hunter nahm an, dass sie in den Kisten steckten, die säuberlich aufgereiht an der linken Wand standen. Captain Bolter war mit der Kaffeemaschine in der Ecke beschäftigt. Neben dem Schreibtisch stand eine apart aussehende Frau.
»Robert Hunter, Carlos Garcia, darf ich Ihnen Ihren neuen Captain vorstellen: Barbara Blake«, verkündete Bolter, während er in seiner Kaffeetasse rührte.
Blakes Haare waren zu einem eleganten Knoten geschlungen. Sie hatte nur wenig Make-up aufgelegt, ihr Teint wirkte frisch und gut gepflegt. Ihr Lippenstift hatte einen dezenten Roséton, um den Hals trug sie eine Perlenkette und dazu passende Ohrringe. Ihre Designerbluse aus weiÃer Seide steckte in einem schwarzen BleiÂstiftÂrock. Hunter wusste, dass sie schon über fünfzig war, aber sie sah kein Jahr älter aus als vierzig.
»Bitte, setzen Sie sich.« Sie wies auf die zwei LeÂderÂstühle vor ihrem Schreibtisch. »Das war im Ãbrigen das letzte Mal, dass einer von Ihnen mein Büro betritt, ohne vorher anzuklopfen«, sagte sie beiläufig, als die zwei Detectives Platz nahmen.
William Bolter lachte in seiner Ecke. »Ich habe Ihnen gesagt, dass sie ein echtes Biest sein kann.«
Hunter schwieg und taxierte seine neue Chefin. Sie machte es genau richtig. Demonstrierte gleich zu Beginn Autorität. Machte klar, dass sie sich von keinem ihrer Detectives auf der Nase herumtanzen lieÃ. Ein kluger Zug an ihrem ersten Tag als Chefin in einem von Männern dominierten Umfeld.
»Ich überspringe mal den üblichen Schwachsinn, mit dem ich die anderen Detectives vorhin begrüÃt habe. Ich bin sicher, das alles ist für Sie nichts Neues, und ich will Ihre Intelligenz nicht beleidigen«, begann sie und nahm hinter ihrem Schreibtisch Platz. Im Wesentlichen wird sich nichts ändern. Sie werden weiterhin Ihre Arbeit machen und mir darüber Bericht erstatten, genau wie früher bei William.« Mit einem Kopfnicken deutete sie in Bolters Richtung.
Ihre Art gefiel Hunter. Erst zeigen, dass mit einem nicht zu spaÃen ist, und dann auf freundlich schalten. Barbara Blake war keine Anfängerin.
Sie warf den beiden eine sauber in der Mitte gefaltete Tageszeitung hin. »Ihr neuer Fall sorgt jetzt schon für Wirbel.«
Hunter nahm die Zeitung und lenkte seinen Blick auf die Schlagzeile.
ENTHAUPTETER PRIESTER EIN ABBILD SATANS. Bilder gab es keine.
Hunter reichte die Zeitung an Garcia weiter, ohne den Artikel zu lesen. »Das war nicht anders zu erwarten, Captain. Als wir bei der Kirche ankamen, waren die Reporter schon da. Wir hatten Glück, dass es keinem von ihnen gelungen ist, sich Zutritt zum Tatort zu verschaffen und Fotos von der Leiche zu schieÃen.«
Captain Blake lehnte sich in ihrem Chefsessel zurück. »Ich habe gerade eben mit Bürgermeister Edwards telefoniert. Wie Sie höchstwahrscheinlich wissen, ist er praktizierender Katholik, auÃerdem ist er mit Bischof Patrick Clark befreundet. Die Gemeinde der Sieben Heiligen gehört zum Generalvikariat San Pedro.« Sie hielt inne und sah Hunter tief in die Augen. »Bürgermeister Edwards hat mich angerufen, um Druck zu machen. Er verlangt, dass der Täter umgehend gefasst und seiner gerechten Strafe zugeführt wird. Ich habe ihm versichert, dass wir wie immer unser Bestes geben. Er wollte wissen, wen ich auf den Fall angesetzt habe, und als ich ihm daraufhin Ihren Namen nannte, ist er förmlich ausgerastet.«
Carlos runzelte die Stirn.
»Er hat verlangt, dass ich jemand anderen mit den Ermittlungen betraue.«
»Was?« Garcia sah Hunter verwundert an.
»Offenbar hat er ein Problem mit Ihnen.« Noch immer lieà sie Hunters Blick nicht los. »Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, er hasst Sie. Was haben Sie getan â mit seiner Frau geschlafen?«
Hunter senkte unmerklich den Kopf. Bolter blickte in seine Kaffeetasse.
»O nein!«, rief Blake, während sich ihre Augen weiteten. »Bitte sagen Sie mir, dass Sie nicht mit der Frau des Bürgermeisters geschlafen haben!«
Garcia spannte seine Augenbrauen.
»Mit Verlaub, Captain, ich
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