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Der Vollzeitmann

Titel: Der Vollzeitmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Achilles
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Ende? Wollte Julia noch eine Runde, aber Bretti konnte einfach nicht mehr? Vielleicht durfte er als Notnagler mitmachen - so wie fast bei dem Cabrio-Paar.
    »Alter«, sagte Bretti, »ich hab immer nur dich geliebt.«
    Jochen guckte skeptisch. Das klang nur mit sehr viel Phantasie wie eine Einladung zum Sex.
    Julia schnupperte in die halboffene Tür. Jochen spürte, dass sich zwanzig Prozent Latte auf knapp fünfzig Prozent steigerten. Der Gedanke, dass dieses Nichts von Frau ein solches Sex-Konzert veranstaltete, machte ihn nun mal rappelig.
    »Vielleicht durfte er als Notnagler mitmachen - so wie fast bei dem Cabrio-Paar.«
    »Pass auf, mein herzallerliebster Joe«, sagte Bretti, »Männer wie wir brauchen keine großen Worte, oder? Also machen wir’s kurz: Ich ziehe aus, jetzt sofort, zu Julia. Die Miete bezahle ich dir natürlich bis Monatsende. Aber ich will, dass du die Chance hast, so schnell wie möglich einen neuen Mieter zu finden. Da zählt ja jeder Tag. Wir hatten ja schon ewig vereinbart, dass wir uns völlig entspannt trennen, wenn eine Frau sich anschickt, eines unserer Leben zu verwüsten.« Julia fasste Brettis Hand.
    Jochen war sprachlos. Brettis schwanzgesteuerte Dummheit
erschütterte ihn noch mehr als der gestelzte Mist, den der Kerl verzapfte, nur weil er die Perle beeindrucken wollte, die neben ihm stand und triumphierend grinste.
    Eine Frau, na gut, dafür konnte keiner was. Aber es war nur Julia, ein begnadeter Schreihals, aber ansonsten ein Nichts. Wollte Bretti mit diesem Glas Leitungswasser von Frau die nächsten fünfzig Jahre zubringen, ein Reihenhaus abbezahlen, aber deutlich vor der letzten Rate an Langeweile sterben?
    War doch völlig klar, dass Julia den Radau im Moment der Eheschließung einstellen würde, wahrscheinlich würde sie schon in dem Moment leiser, da Bretti bei ihr eingezogen war. Klarer Fall von Show-Orgasmus.
    »Aha. Kein Glas Milch mehr, sondern jetzt die ganze Kuh«, entfuhr es Jochen.
    Bretti grinste verhalten. Er wusste, was Jochen dachte. Hoffentlich schämte er sich wenigstens für seine emotionale Schwäche. Eine Frau - lachhaft.
    Julia guckte irritiert.
    Jochen überlegte, wie er diese völlig beschissene Situation möglichst mannhaft durchstehen sollte. »Okay, kein Problem«, sagte er schließlich, »leg die Schlüssel auf den Küchentisch. Ich hau’ mich jetzt wieder hin.«
    Jochen drehte sich um und zog die Tür hinter sich zu. Bretti hatte ihn verlassen. Einfach so. Wegen einer Frau. Jochen fühlte sich allein wie lange nicht mehr. Sie hätten ihm alles nehmen dürfen. Aber nicht seinen einzigen Freund.

    Dorothea war schon seit Ewigkeiten im Bad zugange. Heute Abend nach der Arbeit würde sie gemeinsam mit Holtkötter aus dem Sender kommen. Da blieb keine Zeit mehr für Restaurierungsarbeiten.
Martin überlegte, wann Dorothea das letzte Mal so viel Zeit investiert hatte, um sich für ihn aufzuhübschen. Eigentlich noch nie, stellte er fest. Vielleicht würde sie ihm ja anlässlich ihrer Hochzeit diese Ehre erweisen. Die Tür öffnete sich wie ein Windhauch, und Dorothea kam lautlos aus dem Bad geschwebt. Sie trug einen limettenfarbenen Bademantel, der ihr unverschämt gut stand. Martin fragte sich immer,ob es Absicht war, dass sie den Knoten des Gürtels so locker schloss, dass seine Augen nicht wussten, ob sie zuerst auf ihre bezaubernden Brüste starren sollten oder auf ihre Schenkel, die fast bis ganz oben zu sehen waren. Martin betrachtete sie und hörte sich sprechen: »Sag mal, läuft da was mit Holtkötter?« So lange, wie sie sich gerade aufgehübscht hatte. Dorothea warf ihm einen amüsierten Blick zu und sagte: »Du spinnst wohl. Mit dem habe ich höchstens Brainfuck. Er will immer, und ich mache ihm Hoffnung, er könnte irgendwann vielleicht mal.«
    »Da waren nur noch Taschequer-Luschen, Dreiviertelcargohosen-Träger und Zauderer, die erstmal lange Bewältigungsgespräche führen wollten, während die Frauen einfach nur Sex im Kopf hatten.«
    Sehr feministisch war das nicht. Aber dafür hatte sie ja auch ihn. Martin wehrte sich erfolglos gegen das Gefühl, unter einem Rollenkonflikt zu leiden. Wie sollte er denn jetzt sein, der Mann? Krieger, pfeifende Bauarbeiter, agile Staubsaugervertreter, Rüpel, Rocker - alle ausgestorben.
Stattdessen waren da nur noch Taschequer-Luschen, Dreiviertelcargohosen-Träger und Zauderer, die erst mal lange Bewältigungsgespräche führen wollten, während die Frauen einfach nur Sex im Kopf hatten.
    »Denk an

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