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Der Vollzeitmann

Titel: Der Vollzeitmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Achilles
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Männern streitig machen wollte, von Alice Schwarzer bis Karen Bindinger. Von den hundert wichtigsten Frauen
Deutschlands arbeitete die Hälfte als Journalistin, Publizistin oder Moderatorin - also in der Bewusstseinsindustrie. Vereint wollten sie dem Mann den Mut nehmen, sie wollten ihn demütigen und zu einem kleinen Würstchen machen, das mit hochrotem Kopf und brennender Eichel in ein Plastikröhrchen onanierte. Und dann würde er wie ein Angeklagter vor einer Zeugungsexpertin sitzen, die das Röhrchen schwenkte, über ihre randlose Brille starrte, genau auf ihn, und sagte: »Also, an Ihrer Frau liegt es nicht.«
    »Der ganze Feminismus-Firlefanz hatte die Frauen verrückt gemacht, erst recht, wenn sie aus anderen Kulturen stammten wie Camille.«
    Das Gegenteil war doch der Fall: Der ganze Feminismus-Firlefanz hatte die Frauen verrückt gemacht, erst recht, wenn sie aus anderen Kulturen stammten wie Camille. Sie waren entwurzelt, das seit Jahrtausenden gelernte Urvertrauen in den Mann war durch diese Emanzen-Weiber zerstört worden und mithin natürlich, wenn auch unbewusst, die Empfängnisbereitschaft. Alice Schwarzer verhinderte Camilles Schwangerschaft, nicht er. Die Frauen waren viel öfter an ihren Problemen schuld als sie dachten.

    Es gehörte zu den Selbstverständlichkeiten einer modernen Familie, dass Martin sich morgens um die Kinder kümmerte: Anziehen, Frühstücken, Otto in die Kita fahren, Norbert in seiner Entwicklung fördern, die ersten Machtkämpfe des Tages gegen
die kleinen Biester bestehen. Dorothea küsste die Jungs, wünschte ihnen einen guten Tag, zog sich dann aber mit einer Tasse Kaffee und den Zeitungen ins Bett zurück. Eine erfolgreiche Journalistin musste immer informiert sein, auch wenn sie im Fernsehen nur die Börsenkurse vorlas. Nur mal angenommen, sie wäre ein Mann und Martin die Frau, dann hätten sie wahrscheinlich sofort das Jugendamt auf dem Hals: Vater im Bademantel entzieht sich mit Zeitungen unterm Arm seinen familiären Pflichten. Klarer Fall von Verwahrlosung. Rabenvater. Pascha. Sorgerecht entziehen. Beugehaft.
    Wenn Dorothea stolz von ihrer morgendlichen Abseilerei erzählte, klatschten ihre Freundinnen so euphorisch in die Hände, als hätte die deutsche Nationalelf gerade die öligen Italiener im WM-Finale zerschossen. Heißa, da hat wieder ein Mann die Hundeschule erfolgreich absolviert.
    Martin war fasziniert von seinen Reflexen: Er hatte immer ein schlechtes Gewissen, weil er in keinerlei Hinsicht zu genügen glaubte. Automatisch dachte er das Statement der zuständigen Ministerin mit: Man sei zwar noch sehr weit von Geschlechtergerechtigkeit entfernt, aber viele kleine Schritte mancher Männer machten auch Mut für die Zukunft.
    Martin hatte schon dreimal in der Agentur angerufen, um die Startzeit fürs Brainstorming in Erfahrung zu bringen. Aber es war nur eine Praktikantin am Desk, die keine Ahnung hatte.
    Otto hatte sich noch nicht wieder beruhigt. Martin hörte seinen älteren Sohn im Kinderzimmer wimmern. Beim Frühstück hatte er die naturhoniggesüßten Dinkel-Pops mit dem Löffel über den Tisch geschossen. Beim ersten Mal hatte Martin an einen Unfall geglaubt und die Milchspur weggewischt. Beim zweiten Mal hatte er gemahnt: »Otto,
bitte lass das!« Beim dritten Mal hatte er Otto Schüssel und Löffel weggenommen. Der Junge hatte zu brüllen begonnen, und Martin wartete auf den Moment, da Dorothea ihren Kopf in die Küche stecken und sich für unverzichtbar halten würde. Aber Dorothea kam nicht. Wahrscheinlich war sie schon wieder eingeschlafen.
    Martin war verzweifelt. Sein Sohn war grundlos aggressiv gegen ihn. Dabei gab er sich alle Mühe, ein guter Vater zu sein: Drachen bauen, Seifenkisten konstruieren, Kanu fahren, Chemie-Baukasten, ein Vater-Sohn-Kurs für Sägen, Hämmern, Nageln - alles hatte er dem Jungen angeboten. Martin hatte alle Ratgeber zur Jungen-Bespaßung gekauft, die offenbar Väter in ähnlichen Notsituationen verfasst hatten. In Wirklichkeit holten die Väter nur ihre eigene ereignislose Kindheit nach unter dem Vorwand, es machte den Söhnen Spaß.
    Es reichte nicht mehr, einfach nur Fußball spielen zu gehen. Wo denn auch? Die Stadt war viel zu gefährlich. Manchmal fuhren sie mit dem Auto in den Park, auch wenn Otto sich vor anderen Kindern oft fürchtete.
    Dorothea sagte, dass Otto übermäßig intelligent sei, aber auch sehr sensibel. Das hatten Tests beim Kinderpsychologen ergeben. Dorothea war fest davon überzeugt, dass

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