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Der Vollzeitmann

Titel: Der Vollzeitmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Achilles
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einem Jahr hatte sie einen Anwalt geheiratet, bekannter Strafrechtler mit neunundreißig, gut aussehend, gepflegte Manieren, und jetzt dieses süße Kind - kaum zu fassen. Lars küsste sie auf die Wangen, starrte kurz auf das beeindruckende Dekolleté und ging mit einer Halberektion möglichst unauffällig aufs Klo.
    Als er zurückkehrte, hielt der Chef eine kleine, persönliche Rede über den Wert der Familie. Begeistertes Klatschen, dann begann der furchtbare Teil: Alle zeigten sich die Fotos ihrer Kinder und fachsimpelten über die ekligsten Details des Baby-Durchfalls. Lars stand krampfhaft lächelnd dabei und musste sich beherrschen, nicht sofort loszuheulen.
    Lars musterte die Runde. Objektiv sah er am besten aus:
Er trug den elegantesten Anzug, das lässigste Hemd, seine Haare saßen einwandfrei, das Gehalt war akzeptabel. Zweifelsohne erlebte er in einer beliebigen Woche mehr Irrsinn als diese ganzen langweiligen Pupser in einem Jahr zusammen. Aber die hatten alle Partner, ein Zuhause und meistens Kinder. Alles in ihm schrie nach Nachwuchs, sein ganzes genetisches System lechzte nach Fortpflanzung.
    Er hätte Angelika nicht sitzen lassen sollen. Aber nein, er musste ja wieder mit dem Schwanz denken und für drei, vier Club-Luder alles aufs Spiel setzen. Na ja, vielleicht waren es auch ein paar mehr gewesen, eine zu viel auf jeden Fall. Sie hatte ihn sogar vor die Wahl gestellt: Herumtreiberleben oder erwachsen werden. Vielleicht hätte er nicht um eine Woche Bedenkzeit bitten sollen.
    »Zweifelsohne erlebte er in einer beliebigen Woche mehr Irrsinn als diese ganzen langweiligen Pupser in einem Jahr zusammen. Aber die hatten alle Partner, ein Zuhause und meistens Kinder. Alles in ihm schrie nach Nachwuchs, sein ganzes genetisches System lechzte nach Fortpflanzung.«
    Jasmin blickte schon wieder spöttisch herüber. Vielleicht sollte er doch mal mit ihr ausgehen. Der Chef klopfte ihm auf die Schulter. »Na, Lars, wann kommt denn endlich Ihr Nachwuchs?« Lars grinste: »Zu viel Arbeit, Boss.« Puuh, noch mal die Kurve gekriegt.

    Lars flüchtete ins Büro, Termine klarmachen. Katrin hatte bestätigt, Nina wusste noch nicht genau, da brauchte er für übermorgen noch ein Standby. Er schickte dieser Sandy eine SMS, dass heute Abend klarginge und verabredete sich trotzdem für später mit Doro und Nicky, falls Sandy, das Phantom, zu blöd sein sollte. Aber so hartnäckig, wie die sich aufführte, hatte sie eine Chance verdient. Sie schien ja richtig scharf zu sein. Dieser Kampf um jeden einzelnen Geschlechtsakt machte ihn manchmal wahnsinnig. Was das alles kostete - und was man sich dafür manchmal für einen Quatsch anhören musste, bis die mal so weit waren. Dieser ganze Single-Mythos ist Lug und Trug, dachte Lars. In Paarbeziehungen haben sie statistisch eh mehr Sex als jeder Single, dabei war seine Trefferquote noch eine der besten. Die Schwulen haben es besser, dachte Lars, die müssen sich wenigstens nicht mit Frauen abgeben.

    Attila stand unter der Dusche, schon zum dritten Mal heute. Ausnahmsweise war die Temperatur deswegen auch richtig eingestellt und nicht zu warm, so wie sonst immer, wenn Camille vor ihm gebraust hatte. Das war ja einer der fundamentalen Unterschiede zwischen Mann und Frau: Männer duschten immer eine Spur zu kalt, sie wollten ihre Grenzen testen. Frauen dagegen stellten das Wasser immer eine Idee zu warm; sie wollten Nähe spüren. Männer wollten härter sein, Frauen weicher. Und gegenseitig verachteten sie sich dafür.
    Attila wurde das Gefühl nicht los, dass ihm merkwürdige Dinge zwischen den Beinen klebten. Die Vorstellung, dass gleich mehrere Leute in eine sehr private Körperöffnung starren würden, bereitete ihm wenig Freude. Es gab Grenzen,
leider auch solche, die ausnahmsweise nicht er definierte. Wieder und wieder spielte Attila das Gespräch mit dem Professor durch. Der Vorsorge-Teil war egal; er hatte nichts, er war topfit. Professor Schneider würde ihm hinterher gratulieren zu einer hervorragend gepflegten Körpermaschine. Er überlegte, ob er seine Marathon-Charts mitnehmen sollte; daran konnte man eine ganze Menge ablesen. Wie aber sollte er dem Weißkittel klarmachen, dass es da eventuell, überhaupt nicht sicher, nur ganz vielleicht, ein kleines Problem gab.
    Attila stieg aus der Dusche und blickte in seinen sündteuren Rasierspiegel mit Innenbeleuchtung. Im Kampf um jeden Millimeter gewann bei Punktegleichstand am Ende der, der genau einen Mitesser weniger auf

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