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Der Vollzeitmann

Titel: Der Vollzeitmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Achilles
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Ihnen aber ein Fachgespräch über herausragende Trainingsleistungen aufs Ohr. Ich habe alles verfolgt.« Eines Tages würde das Training von den Eltern mit der Videokamera aufgezeichnet, als Beweis für Einsatz. Am schlimmsten war das Modell Pipi Langstrumpf - außen locker, innen total verkrampft: Mit Mitte vierzig entbunden, zum fünfzigsten Geburtstag die Haare rot gefärbt und Zöpfe gemacht, Rock aus einer norwegischen Internet-Boutique, der aussah wie aus alten Boxershorts zusammengenäht,
dazu Botox, LowCarb und eine Handvoll Tavor für den Tag. Diese Frauen hier waren alles, nur nicht normal. Maik winkte Henry zu. Der Junge war weder talentiert noch begeistert. Er dachte wahrscheinlich, er würde seinem Vater eine Freude machen, wenn er einmal die Woche über den Fußballplatz hoppelte.
    Und Ulrike natürlich: Mit einer Stimme wie aus der Milchschnitten-Reklame umarmte sie Maik und Henry regelmäßig nach dem Training und schluchzte: »Meine beiden starken Männer!« Muttifizierte Frauen erlebten einen Höhepunkt nur noch dann, wenn Vater und Sohn dreckig und stinkend nach Hause kamen.

    Jochen hatte sich auf sein Rad gesetzt, war in den Park gefahren und suchte eine freie Bank am See. Er wollte die ersten Stunden seines neuen Lebens nicht gleich mit hektischer Aktivität beginnen, sondern erst einmal mit grundsätzlichen Veränderungen anfangen, seinem Teint zum Beispiel. In den letzten Jahren hatten Hautfarbe und -konsistenz britische Züge angenommen. Auch durch die stärkste Sonnenbrille sah er aus wie ein britischer Tourist, nur, dass er nicht vor einem Sangria-Eimer kniete. Etwas Sonne würde nicht schaden. Jochen hatte das braune Sakko ausgezogen und über die Banklehne gelegt. Was würde eine Frau wohl denken, die jetzt des Weges kam?
    Neulich hatte er auf einer Single-Site gelesen, dass fast alle Frauen davon träumten, mal richtig derbe genommen zu werden. Aber was verbarg sich hinter dieser Chiffre? Wie ging das eigentlich - »richtig derbe«? Jochen hatte nicht so viele Erfahrungen mit Sex, aber er wusste, dass es eine begrenzte Anzahl von Zonen und Öffnungen gab, die sich für
einen überschaubaren Zeitraum mehr oder weniger grob stimulieren ließen. So richtig schmutzige Dinge darüber hinaus wollten Jochen nicht einfallen, wenn man mal Lebensmittel, Tiere oder Fäkalien wegließ. Man konnte noch Sachen sagen wie »du Drecksau« - aber das war’s dann auch. Wie aber sollte jetzt »richtig derbe« gehen oder gar »schmutzig«? Am Ende war es ja doch wieder das uralte Rein-Raus-Spiel. Oder gab es Dinge, die Jochen bislang nicht gewahrgeworden war? Unwahrscheinlich, nach geschätzten drei Millionen Stunden auf Sex-Sites.
    Jochen beobachtete zwei Erpel, die eine Ente verfolgten. Einer hat sich mit dem Schnabel an ihren Heckfedern festgebissen. Sie flatterte wie verrückt und zog ihn über den See, wie beim Wasserski. Der zweite Erpel folgte unauffällig. Er hoffte wohl, sich über die entkräftete Dame hermachen zu können, wenn der erste aufgegeben hatte - klassischer Nachficker. Jochen war auch ein Nachficker, theoretisch jedenfalls. Er hatte immer gehofft, dass eine von Brettis Bekanntschaften auch mal in seinem Bett landen würde. Zumindest Bretti hätte damit kein Problem gehabt.
    Die Erpel waren gnadenlos. Sie würden die arme Ente totvögeln. Na und, dachte Jochen, wenn es die Schöpfung so wollte. Sie folgten einfach einem Programm, das die Natur so geschrieben hatte. Keiner dachte nach. Vielleicht hatten sogar alle Spaß dabei. Wollte die Ente sich überhaupt wehren und abhauen? Wäre ja unlogisch, wenn sie tot wäre, dann gäbe es keine Nachkommen. Die Natur aber wollte doch nichts anderes, als sich zu reproduzieren.
    »Enten haben’s gut, dachte Jochen, die denken nicht über Gender-Fragen nach, sondern ficken einfach und ziehen danach die Kinder auf, weil es eben so ist.«

    Enten haben’s gut, dachte Jochen, die denken nicht über Gender-Fragen nach, sondern ficken einfach und ziehen danach die Kinder auf, weil es eben so ist. Mehr als die Hälfte aller Frauen dachten schon während des Aktes darüber nach, wie gut die Nummer denn nun sei, hatte Jochen neulich im Internet gelesen. Allein der Gedanke daran, dass eine Frau mitten drin daran dachte, wie gut er war, nahm Jochen jede Lust. Sex ohne Denken, das wär’s. Jochen wäre der ideale Erpel; alles, was fehlte, war die passende Ente.

    Als Lars wieder im Büro eintraf, waren die üblichen Vorbereitungen im Gange. Die Mädels

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