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Der Vollzeitmann

Titel: Der Vollzeitmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Achilles
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Zielstrebigkeit, die die Kriegsgeneration trieb.
    Das einzige Vergnügen, das Jochens Vater sich gegönnt hatte, war die Angelei. Morgens um fünf war er aufgebrochen, mit dem Moped, dem Köcher mit den Ruten und immer mit einer Flasche Korn in der Angelkiste. Erst nach Vaters Tod war Jochen klar geworden, dass der Alte geflohen war, an den Fluss und in den Alkohol. Seine Mutter hatte den armen Kerl fertiggemacht, ihn gemaßregelt, herumkommandiert, ihm jegliche Lebenslust ausgetrieben. Sie hatte ihn in ein willenloses Meerschweinchen verwandelt. Jochen ahnte, dass er die Meerschweinchen-Gene von seinem Vater geerbt haben könnte. Deswegen ließ er sich lieber ein bisschen mehr Zeit bei der Auswahl der richtigen Frau. Wenn er erst mal im Käfig saß und für jedes gammelige Salatblatt einen untertänigen Dank fiepen musste, dann war alles zu spät.

    »Sind Sie wach?« In weiter Ferne hörte Attila die Stimme einer Frau.
    Nein. Er war nicht wach.
    Attila genoss dieses Teufelszeug, das der Professor ihm in die Vene gejagt hatte.
    Er zog sich die Decke unters Kinn.
    Vielleicht kam der Schwanz noch mal zurück, damit sie ihr Gespräch fortsetzen konnten.
    Er hatte noch so viele Fragen.

22 UHR

    Attila erschrak, als er aufwachte. Er sah das Gesicht des Professors ganz dicht vor seiner Nase.
    »Na endlich«, sagte Schneider, »das war wohl mal nötig«.
    Attila schüttelte sich und blickte sich um. Er lag in einem Krankenzimmer. Sie waren allein. Sein Hals war leicht geschwollen, untenrum fühlte er lieber noch nicht genauer.
    »Sehr aufmerksam, dass Sie auf mich gewartet haben, Herr Professor.«
    »Ich will’s mir mit Ihnen nicht verscherzen«, sagte Schneider lachend, »auch wenn ich es riskiert habe, während Sie schlummerten.«
    Attila war noch benommen. Er verstand nicht, was der Weißkittel damit sagen wollte.
    »Auf die Gefahr hin, dass Sie mich für den Rest meines Lebens hassen werden - ich habe mir erlaubt, ganz kurz und schmerzlos ihr bestes Stück zu untersuchen, nur äußerlich natürlich.«
    Attila überlegte kurz, ob er sich womöglich noch im Traum befand. Was hatte dieser Darmwurm gerade gesagt? Dass er ihm während der Narkose an den Schwanz gepackt hatte? War das hier eine Klinik oder ein gottverdammter Darkroom? Die Projektionstechnik jedenfalls hatte sich offenbar schon bis zum Professor herumgesprochen.
    Attila wollte sich gerade lauthals empören, als ihm einfiel, dass es doch schlauer war, erst mal die Diagnose abzuwarten. »Und?«, fragte er schließlich ziemlich barsch.
    »Um es kurz zu machen: Sie produzieren offenbar ausreichend Samenflüssigkeit - das ist die gute Nachricht und die schlechte zugleich. Denn in Ihrem Hodensack stapelt sich das Zeug, um es mal sehr unmedizinisch auszudrücken.
Sie haben nicht zwei, sondern inzwischen vier Hoden; zwei davon sind nichts anderes als Beutel voller alter Samenflüssigkeit.«
    Attila schluckte. Ihm wurde schlecht. Er trug literweise gammeliges Sperma durch die Gegend, das wahrscheinlich schon gestockt war wie Rührei in der Pfanne? Wie entwürdigend.
    »Haben Sie regelmäßig Sex?«, fragte der Professor.
    »Na ja«, sagte Attila, eigentlich schon. Wenn er in der Zeitung Umfragen las zur Kopulationshäufigkeit der Deutschen, dann fühlte er sich nicht grob unterdurchschnittlich. Einmal in der Woche, das ergab immerhin auch schon fünfzig Nummern im Jahr, so ungefähr.
    »Wären Sie eine Kuh, würde ich sagen: Sie müssen sehr viel häufiger gemolken werden,« sagte Schneider lachend. Attila hatte nie viel Spaß an der Selbstbefriedigung gefunden. Er spürte in seine Körpermitte. Sein Schwanz und das Gebimsel fühlten sich an wie eine seit Jahren eingetrocknete Tube Moltofill.
    Sex war eine Waffe, gerade im Job.Aber zu Hause auch. Deswegen hatte er sich das Kopulieren weitgehend aberzogen. Er hasste es, die Kontrolle zu verlieren.
    Das war wohl ein Fehler gewesen. Schlimme Vorstellung: Wenn der Körper ununterbrochen Samenflüssigkeit produzierte, was passierte dann mit dem Zeug, wenn es nicht abgerufen wurde? Klassischer Fall von Überproduktion. Preisverfall. Spekulationsblase. Wenn das Wasser verdunstete, blieb bestenfalls Zement zurück.
    Vielleicht fühlten sich seine Hoden deswegen in letzter Zeit so hart an. Womöglich war schon alles verklebt und verstopft. Hatte er bereits Hodensteine, oder schlimmer noch, einen einzigen großen Sackfelsen? Er musste die Rohrleitungen jedenfalls dringend durchpusten. Und wenn es seiner
Mission diente, würde

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