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Der Wachsblumenstrauß

Der Wachsblumenstrauß

Titel: Der Wachsblumenstrauß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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oder auch eines sorgfältig geplanten Giftmords, aber bis ich weiß, dass er am fraglichen Tag wirklich getan hat, was er sagte, kann ich ihn nicht ausschließen.«
    »Aber bei der Frau sind Sie sich sicher?«
    »Nein, nein – sie wirkt oft völlig gleichgültig, beinahe erschreckend gleichgültig… aber nein, mit einem Beil kann ich mir sie einfach nicht vorstellen. Sie sieht sehr zerbrechlich aus.«
    »Und bildschön!«, ergänzte Poirot mit einem etwas zynischen Lächeln. »Und die andere Nichte?«
    »Susan? Sie ist ein völlig anderer Typ als Rosamund – sehr zupackend, muss ich sagen. Sie und ihr Mann waren an dem Tag zu Hause. Ich sagte – nicht ganz aufrichtig –, ich hätte versucht, sie an dem bewussten Nachmittag anzurufen. Greg erklärte sofort, an dem Tag müsse das Telefon kaputt gewesen sein. Er hätte versucht, jemanden anzurufen, sei aber nicht durchgekommen.«
    »Also wieder keine Eindeutigkeit. Sie können niemanden eliminieren, wie Sie es gehofft hatten… Wie ist der Mann?«
    »Er ist schwer einzuschätzen. Er hat etwas Unangenehmes, obwohl ich nicht sagen kann, woran es genau liegt. Und was Susan betrifft…«
    »Ja?«
    »Susan erinnert mich an ihren Onkel. Sie hat dieselbe Tatkraft, dieselbe Energie und denselben Verstand wie Richard Abernethie. Möglicherweise fehlt ihr ein wenig seine Herzlichkeit und Wärme, aber das könnte ich mir auch nur einbilden.«
    »Frauen sind nie herzlich«, warf Poirot ein. »Obwohl sie gelegentlich liebevoll sein können. Liebt sie ihren Mann?«
    »Abgöttisch, würde ich sagen. Aber wirklich, Poirot, ich kann mir nicht vorstellen – ich will mir nicht vorstellen, dass Susan…«
    »George wäre Ihnen lieber?«, fragte Poirot. »Das ist nachvollziehbar! Ich meinerseits bin nicht so sentimental, wenn es um hübsche junge Damen geht. Jetzt erzählen Sie mir von Ihrer Visite bei der älteren Generation.«
    Mr Entwhistle schilderte seinem Freund ausführlich den Besuch bei Timothy und Maude. Poirot fasste den Bericht zusammen.
    »Also, Mrs Abernethie ist in mechanischen Dingen geschickt. Sie kennt sich mit dem Innenleben eines Autos aus. Und Mr Abernethie ist nicht so gebrechlich, wie er gerne glauben möchte. Er geht spazieren und ist, Ihren Worten zufolge, durchaus zu körperlichen Leistungen fähig. Außerdem ist er in gewisser Weise egoman und neidete seinem Bruder den Erfolg und den besseren Charakter.«
    »Er hat sehr freundlich über Cora gesprochen.«
    »Und sich über ihre dumme Bemerkung nach der Beerdigung lustig gemacht. Was ist mit dem sechsten Erben?«
    »Mit Helen? Mrs Leo? Sie ist für mich über jeden Verdacht erhaben. Außerdem wird ihre Unschuld leicht nachzuweisen sein. Sie war in Enderby, mit drei Dienstboten im Haus.«
    »Eh bien, mein Freund«, sagte Poirot. »Werden wir konkret. Was soll ich tun?«
    »Ich will die Wahrheit wissen, Poirot.«
    »Ja. Mir würde es an Ihrer Stelle ebenso ergehen.«
    »Und Sie sind genau der Richtige, um die Wahrheit für mich herauszufinden. Ich weiß, dass Sie keine Fälle mehr übernehmen, aber ich bitte Sie, hier eine Ausnahme zu machen. Es ist natürlich ein bezahlter Auftrag. Ich bin für Ihr Honorar zuständig. Jetzt kommen Sie, Geld kann jeder brauchen.«
    Poirot grinste.
    »Aber nicht, wenn alles ans Finanzamt geht! Doch ich gebe zu, Ihr Problem interessiert mich. Weil es nicht einfach ist… alles ist sehr nebulös… Eine Sache, mein Freund, sollten allerdings Sie noch tun. Danach bin ich für alles zuständig. Aber ich glaube, es ist besser, wenn Sie den Arzt aufsuchen, der Mr Richard Abernethie behandelte. Kennen Sie ihn?«
    »Ein wenig.«
    »Was für ein Mann ist er?«
    »Ein Hausarzt mittleren Alters. Recht fähig. Er verstand sich gut mit Richard. Ein durch und durch guter Kerl.«
    »Dann suchen Sie ihn auf. Mit Ihnen wird er offener reden als mit mir. Fragen Sie ihn nach Mr Abernethies Krankheit. Finden Sie heraus, welche Medikamente er nahm, zum Zeitpunkt seines Todes und in den Wochen und Monaten zuvor. Finden Sie heraus, ob Richard Abernethie seinem Arzt gegenüber je erwähnte, dass er glaubte, vergiftet zu werden. Übrigens – diese Miss Gilchrist ist sicher, dass er den Ausdruck vergiftet verwendete, als er sich mit seiner Schwester unterhielt?«
    Mr Entwhistle überlegte.
    »Doch, das Wort hat sie gebraucht – allerdings gehört sie zu der Art von Zeugen, die die tatsächlich gesagten Worte oft verändern, aber davon überzeugt sind, dass sie den Sinn nicht verdrehen. Wenn Richard

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