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Der Wachsblumenstrauß

Der Wachsblumenstrauß

Titel: Der Wachsblumenstrauß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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durch ein halbes Dutzend anderer Mittel. Oder jemand hätte ihm etwas ins Essen oder den Tee tun können. Wäre das nicht wahrscheinlicher?«
    »Vielleicht. Aber sehen Sie, als er starb, waren nur die Dienstboten im Haus – und ich glaube nicht, dass es einer von ihnen war… da bin ich mir sogar absolut sicher. Also suche ich nach einem Mittel, das mit Verzögerung wirkt. Gibt es keine Droge, an der man erst Wochen später stirbt?«
    »Das wäre praktisch – aber leider nicht machbar.« Der Ton des Doktors war trocken. »Ich weiß, Sie sind ein vernunftbegabter Mann, Entwhistle, aber wer hat dieses Gerücht in die Welt gesetzt? In meinen Ohren klingt das alles sehr weit hergeholt.«
    »Hat Abernethie Ihnen gegenüber nie etwas erwähnt? Nie angedeutet, dass einer seiner Verwandten ihn aus dem Weg räumen möchte?«
    Der Arzt sah ihn neugierig an.
    »Nein, zu mir hat er nichts dergleichen gesagt. Entwhistle, sind Sie sicher, dass niemand nur… nun, sagen wir, etwas Unfrieden stiften wollte? Es gibt hysterische Menschen, die nach außen hin ganz vernünftig und normal wirken, wissen Sie.«
    »Ich hoffe, dass das die Antwort ist. Es ist gut möglich.«
    »Dass ich Sie richtig verstehe – jemand behauptet, dass Abernethie ihr – es war eine Frau, vermute ich?«
    »Ja, es war eine Frau.«
    »Dass Abernethie ihr sagte, jemand wolle ihn töten?«
    Derart in die Enge getrieben, fühlte Mr Entwhistle sich gezwungen, den Hergang von Coras Bemerkung bei der Beerdigung zu schildern. Dr. Larrabys Miene hellte sich auf.
    »Mein Lieber, darauf würde ich an Ihrer Stelle nun gar nichts geben! Die Erklärung ist ganz einfach – die Frau macht gerade eine gewisse Phase des Lebens durch – sie will Aufsehen erregen, ist instabil, unzuverlässig – sie sagt das Nächstbeste, das ihr in den Kopf kommt. Das passiert sehr oft, müssen Sie wissen.«
    Mr Entwhistle verdross die undifferenzierte Anmaßung des Arztes. Er selbst hatte nur allzu oft mit sensationslüsternen, hysterischen Frauen zu tun gehabt.
    »Vielleicht haben Sie Recht«, sagte er. Er erhob sich. »Leider können wir sie nicht näher dazu befragen. Sie ist selbst ermordet worden.«
    »Was sagen Sie da? Ermordet?« Dr. Larraby machte den Eindruck, als zweifle er nun an Mr Entwhistles Geisteszustand.
    »Vermutlich haben Sie in der Zeitung darüber gelesen. Mrs Lansquenet aus Lytchett St. Mary in Berkshire.«
    »Natürlich! Aber ich hatte keine Ahnung, dass sie mit Richard Abernethie verwandt war.« Dr. Larraby war sichtlich erschüttert.
    Mit dem Gefühl, sich für die professionelle Überheblichkeit des Arztes revanchiert zu haben, und mit großem Unbehagen, weil sein Verdacht durch diesen Besuch keineswegs ausgeräumt worden war, verabschiedete Mr Entwhistle sich.
     
     

II
     
    Sobald Mr Entwhistle nach Enderby zurückkam, wollte er mit Lanscombe reden.
    Als Erstes fragte er den alten Butler nach seinen Plänen für die Zukunft.
    »Mrs Leo hat mich gebeten hier zu bleiben, bis das Haus verkauft ist, Sir, und natürlich erfülle ich ihr diesen Wunsch mit Freuden. Wir mögen Mrs Leo alle sehr gern.« Er seufzte. »Es betrübt mich, dass das Haus verkauft werden muss, wenn ich so frei sein darf das zu sagen, Sir. Ich habe viele, viele Jahre hier verbracht und all die jungen Herrschaften hier aufwachsen gesehen. Ich dachte immer, Mr Mortimer würde nach seinem Vater hier wohnen und vielleicht eine eigene Familie gründen. Es war vorgesehen, dass ich ins Pförtnerhaus ziehen sollte, wenn ich nicht mehr im Haus arbeitete. Das Pförtnerhaus ist ein hübsches kleines Häuschen… und ich hatte mich darauf gefreut, es mir schön dort zu machen. Aber damit ist es jetzt wohl vorbei.«
    »Ich fürchte, dem ist leider so, Lanscombe. Das Haus muss mit dem Grundstück als Ganzes verkauft werden. Aber mit dem Vermächtnis…«
    »Oh, ich will mich nicht beklagen, Sir; und ich bin mir bewusst, wie großzügig Mr Abernethie war. Ich werde ein gutes Auskommen haben. Aber heutzutage ist es nicht so einfach, ein Häuschen zum Kaufen zu finden. Meine Nichte, sie ist verheiratet, hat mir vorgeschlagen, bei ihnen zu wohnen, aber das ist natürlich nicht dasselbe wie hier in Enderby.«
    »Ich weiß«, sagte Mr Entwhistle. »Für uns alte Knochen ist es nicht leicht, sich mit der neuen Welt zurechtzufinden. Ich wünschte, ich hätte meinen Freund vor seinem Tod öfter gesehen. Wie kam er denn Ihnen vor in den letzten Monaten seines Lebens?«
    »Er war nicht mehr derselbe, Sir, seit Mr

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