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Der Wachsblumenstrauß

Der Wachsblumenstrauß

Titel: Der Wachsblumenstrauß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sagte, dass er glaube, jemand wolle ihn töten, hätte Miss Gilchrist möglicherweise sofort an Gift gedacht, weil sie seine Befürchtung mit der ihrer Tante in Verbindung brachte, die glaubte, man würde ihr Gift ins Essen tun. Ich könnte noch mal mit ihr darüber reden.«
    »Ja. Oder ich.« Poirot verstummte, bevor er in weniger nüchternem Tonfall fortfuhr. »Haben Sie sich schon überlegt, dass Ihre Miss Gilchrist selbst auch in Gefahr sein könnte, mein Freund?«
    Mr Entwhistle schaute überrascht auf.
    »Eigentlich nicht.«
    »Aber ja. Cora hat am Tag der Beerdigung ihren Verdacht geäußert. Die Frage, die sich der Mörder stellt, wird lauten – hat sie ihren Verdacht auch jemand anders gegenüber geäußert, gleich als sie von Richards Tod erfuhr? Und am wahrscheinlichsten ist, dass sie mit Miss Gilchrist darüber sprach. Ich glaube, mon cher, sie sollte nicht allein in dem Cottage bleiben.«
    »Soweit ich weiß, will Susan nach Lytchett St. Mary fahren.«
    »Ach, Mrs Banks fährt hin?«
    »Sie möchte Coras Sachen sichten.«
    »Ah ja… ah ja… Nun, mein Freund, tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe. Sie können auch Mrs Abernethie – Mrs Leo Abernethie – darauf vorbereiten, dass ich sie möglicherweise aufsuchen werde. Wir werden sehen. Von nun an bin ich für alles zuständig.«
    Und energisch zwirbelte Poirot seinen Schnurrbart.

Achtes Kapitel

I
     
    M r Entwhistle betrachtete Dr. Larraby nachdenklich.
    Er besaß große Erfahrung im Einschätzen von Menschen und hatte oft schwierige Situationen handhaben oder heikle Themen ansprechen müssen. Mittlerweile war er ein Meister in der Kunst, den richtigen Anfang zu finden. Wie sollte er bei Dr. Larraby beginnen, wo es sich um ein sehr diffiziles Thema handelte und noch dazu um eines, das der Arzt möglicherweise als Angriff auf seine Berufsehre verstehen könnte?
    Offenheit, entschied Mr Entwhistle, oder zumindest ein gewisses Maß an Offenheit. Zu sagen, dass ein Verdacht aufgekommen war, weil eine törichte Frau eine Vermutung in den Raum gestellt hatte, wäre nicht empfehlenswert. Dr. Larraby hatte Cora nicht gekannt.
    Mr Entwhistle räusperte sich und begann beherzt.
    »Ich möchte Sie in einer sehr heiklen Angelegenheit um Ihre Meinung bitten«, sagte er. »Möglicherweise fühlen Sie sich angegriffen, obwohl ich das unter allen Umständen vermeiden möchte. Sie sind ein Mann der Vernunft und stimmen zweifellos mit mir überein, dass der beste Umgang mit einer… hm… absurden Behauptung darin besteht, eine vernünftige Erklärung dafür zu finden und sie nicht rundweg von der Hand zu weisen. Es geht um einen meiner Klienten, den kürzlich verstorbenen Mr Abernethie. Ich stelle Ihnen meine Frage ganz unverblümt: Sind Sie sicher, absolut sicher, dass er eines natürlichen Todes – wie man so sagt – gestorben ist?«
    Dr. Larrabys freundliches, rosiges Gesicht wandte sich dem Notar überrascht zu.
    »Was in aller Welt… Natürlich. Ich habe doch den Totenschein ausgestellt. Wenn ich nicht der Meinung gewesen wäre…«
    »Natürlich, selbstverständlich«, warf Mr Entwhistle beschwichtigend ein. »Ich versichere Ihnen, es liegt mir fern, Ihnen etwas Gegenteiliges zu unterstellen. Aber ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir das zweifelsfrei bestätigen könnten – angesichts der… nun ja, Gerüchte, die aufgekommen sind.«
    »Gerüchte? Welche Gerüchte denn?«
    »Man weiß nie, wie diese Dinge genau entstehen«, erklärte Mr Entwhistle nicht ganz wahrheitsgemäß. »Aber meiner Ansicht nach sollten sie sofort aus der Welt geschafft werden – und zwar ein für alle Mal.«
    »Abernethie war ein kranker Mann. Er litt an einer Krankheit, an der er spätestens in zwei Jahren gestorben wäre, würde ich sagen. Möglicherweise auch sehr viel früher. Der Tod seines Sohnes hatte ihm den Lebenswillen genommen und auch seine Widerstandskraft. Zugegeben, ich hatte seinen Tod nicht so bald erwartet, und auch nicht so plötzlich, aber man hat ja schon die ungewöhnlichsten Fälle erlebt. Jeder Mediziner, der eine Aussage darüber macht, wann genau ein Patient sterben wird, wie lange er noch zu leben hat, macht sich unglaubwürdig. Der menschliche Faktor ist unberechenbar. Schwache Menschen besitzen oft unerwartete Reserven, während starke Naturen gelegentlich völlig überraschend sterben.«
    »All dessen bin ich mir bewusst. Ich möchte Ihre Diagnose nicht in Zweifel ziehen. Um es etwas melodramatisch auszudrücken – Mr Abernethies Leben hing an

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