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Der Wachsblumenstrauß

Der Wachsblumenstrauß

Titel: Der Wachsblumenstrauß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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an die linke Ecke der verchromten Kamineinfassung.
    Mr Gobys Metier war es, Informationen zu beschaffen. Nur sehr wenige Menschen kannten ihn und nur sehr wenige nahmen seine Dienste in Anspruch – aber diese wenigen waren meist ausgesprochen vermögend. Das mussten sie auch sein, denn Mr Goby war sehr teuer. Seine Spezialität bestand darin, Informationen praktisch über Nacht einzuholen. Ein Wink seines gummiartigen Daumens genügte, und Hunderte von Männern und Frauen – alt und jung, aus sämtlichen Gesellschaftsschichten – stoben in alle Winde, um geduldig, bohrend, unverdrossen Fragen zu stellen, auf den Busch zu klopfen, Ergebnisse vorzuweisen.
    Mr Goby hatte sich mittlerweile mehr oder minder aus dem Geschäft zurückgezogen, doch gelegentlich erwies er einem langjährigen Klienten noch einen Gefallen. Hercule Poirot war einer von ihnen.
    »Ich habe mein Bestes getan, um so viel wie möglich für Sie herauszufinden«, erzählte Mr Goby dem Feuer im leisen, vertraulichen Flüsterton. »Ich habe die Jungs losgeschickt. Sie tun, was sie können – nette Burschen – allesamt nette Burschen, aber nicht aus demselben Holz wie früher. Solche gibt es heute gar nicht mehr. Sie wollen nicht lernen, das ist das Problem. Glauben, dass sie nach zwei Jahren schon alles wissen. Und sie rechnen nach der Minute ab – nach der Viertelminute.«
    Bedrückt schüttelte er den Kopf und ließ seinen Blick zu einer Steckdose wandern.
    »Schuld ist die Regierung«, klagte er ihr. »Dieser ganze Wirbel um Bildung. Das steigt ihnen zu Kopf. Die kommen zurück und erzählen uns, was sie denken. Dabei können sie gar nicht denken, zumindest die meisten nicht. Kennen nur Sachen, die in Büchern stehen. Das nützt ihnen in unserem Gewerbe gar nichts. Was wir wollen, was wir brauchen, das sind Antworten – keine Gedanken.«
    Mr Goby lehnte sich im Sessel zurück und zwinkerte dem Lampenschirm zu.
    »Aber wir dürfen die Regierung nicht verteufeln! Ich weiß gar nicht, was wir ohne sie tun sollten. Ich kann Ihnen sagen, heute kann man fast überall hineinspazieren, mit einem Notizblock und einem Stift in der Hand, anständig angezogen und mit dem richtigen Akzent, und die Leute nach den intimsten Details ihres gegenwärtigen und früheren Lebens befragen und was sie am 23. November zum Mittagessen hatten, weil das für eine Erhebung über das Einkommen der Mittelschicht gebraucht wird – oder was auch immer – vielleicht sagen wir ›die obere Mittelschicht‹, dann fühlen sie sich geschmeichelt – man kann sie nach Gott und der Welt befragen. Neun von zehn Malen antworten sie aufs Freundlichste, und wenn nicht, wenn der Zehnte Ihnen grob kommt, zweifelt er keinen Augenblick daran, dass Sie genau das sind, wofür Sie sich ausgeben – und dass die Regierung das wirklich wissen will – aus irgendeinem unerfindlichen Grund! Ich kann Ihnen sagen, Monsieur Poirot«, sagte Mr Goby, noch immer an den Lampenschirm gerichtet, »das ist die beste Masche überhaupt. Viel besser als den Stromzähler abzulesen oder die kaputte Telefonleitung zu reparieren – ja, oder als die Besuche von Nonnen und Spenden sammelnden Pfadfindern – obwohl wir das auch noch machen. Doch, die Schnüffelei der Regierung ist ein Geschenk Gottes für uns Ermittler. Möge sie uns noch lange erhalten bleiben!«
    Poirot erwiderte nichts. Mit dem Alter war Mr Goby etwas redselig geworden, aber früher oder später würde er auf das Wesentliche zu sprechen kommen.
    »Ah«, sagte Mr Goby und holte ein schäbiges kleines Heft hervor. Dann befeuchtete er einen Finger und blätterte die Seiten durch. »Hier. Mr George Crossfield. Mit dem fangen wir an. Nur die Tatsachen. Sie wollen gar nicht wissen, wie ich an sie herangekommen bin. Bei dem ist schon lange was faul. Vor allem Pferderennen und Zocken – Frauen interessieren ihn nicht besonders. Fährt ab und zu nach Frankreich rüber, auch nach Monte Carlo. Verbringt viel Zeit im Casino. Zu schlau, um dort Schecks einzulösen, hat aber viel mehr Geld als er legal umtauschen darf. Da habe ich nicht weiter nachgeforscht, weil Sie sich dafür nicht interessieren. Aber er hat keine moralischen Bedenken, das Gesetz zu umgehen – und als Anwalt weiß er, wie man’s anstellen muss. Einiges deutet darauf hin, dass er Gelder veruntreut hat, die ihm zum Investieren gegeben wurden. In letzter Zeit ist er ziemlich abgestürzt – an der Börse und bei den Kleppern! Schlechtes Augenmaß und einfach auch Pech. Seit drei Monaten

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