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Der Wachsblumenstrauß

Der Wachsblumenstrauß

Titel: Der Wachsblumenstrauß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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war er ziemlich neben der Matte. Hatte Sorgen, war im Büro schlechter Laune, gereizt. Aber seit sein Onkel gestorben ist, hat er sich um hundertachtzig Grad gedreht. Grinst wie ein Honigkuchenpferd.
    Also, jetzt zu der Information, um die es Ihnen ging. Die Aussage, dass er am fraglichen Tag beim Rennen in Hurst Park war, ist mit größter Wahrscheinlichkeit falsch. Er schließt seine Wetten fast immer bei einem von zwei Buchmachern dort ab. Die haben ihn an dem Tag nicht gesehen. Möglich, dass er sich in Paddington in den Zug setzte, mit unbekanntem Ziel. Der Taxifahrer, der einen Fahrgast nach Paddington brachte, hat das Foto nicht zweifelsfrei identifiziert. Ich würde mich nicht drauf verlassen. Er ist ein sehr durchschnittlicher Typ – nichts Auffälliges. Kein Erfolg mit Gepäckträgern und so weiter in Paddington. Am Bahnhof in Cholsey ist er jedenfalls nicht angekommen – der ist für Lytchett St. Mary der nächste. Kleiner Bahnhof, wo jeder Fremde auffällt. Hätte in Reading aussteigen und mit dem Bus weiterfahren können. Es verkehren viele Busse, alle sehr voll, und außer dem direkten Bus nach Lytchett St. Mary gibt es mehrere, die in die Nähe fahren. Aber den direkten hätte er nie genommen, jedenfalls nicht, wenn er es ernst meinte. Insgesamt kommt er eher nicht in Frage. Wurde in Lytchett St. Mary nicht gesehen, aber das hat nichts zu sagen. Man braucht nicht unbedingt durchs Dorf zu gehen, um zum Haus zu kommen. Übrigens war er in Oxford bei der Theatergruppe. Wenn er an dem Tag wirklich zum Cottage gefahren ist, hat er vielleicht nicht ganz so ausgesehen, wie man ihn sonst kennt. Ich behalte ihn mal auf der Liste, ja? Ich würde da gerne was mit der Schwarzmarktsache machen.«
    »Sie können ihn auf der Liste lassen«, befand Hercule Poirot.
    Mr Goby feuchtete wieder seinen Finger an und blätterte zur nächsten Seite seines Notizhefts.
    »Mr Michael Shane. In der Branche hält man ziemlich viel von ihm. Er selbst hält noch mehr von sich. Will ein Star werden, und zwar schnell. Liebt Geld und lässt es sich gern gut gehen. Sehr anziehend für Frauen. Die fallen praktisch über ihn her. Das stört ihn nicht, ganz im Gegenteil, aber das Theater kommt bei ihm an erster Stelle. Er treibt sich mit Sorrel Dainton herum, die in seinem letzten Stück die Hauptrolle spielte. Er hatte nur eine kleine Rolle, kam aber sehr gut an. Der Ehemann von Miss Dainton kann ihn nicht leiden. Seine Frau weiß nichts von dieser Verbindung. Anscheinend weiß sie überhaupt sehr wenig. Auch keine besonders gute Schauspielerin, aber was fürs Auge. Verrückt nach ihrem Mann. Man hat läuten hören, dass es vor kurzem einen handfesten Krach zwischen ihnen gegeben hat, aber das ist jetzt offenbar vorbei. Seit dem Tod von Mr Richard Abernethie.«
    Den letzten Satz unterstrich Mr Goby, indem er einem Sofakissen zunickte.
    »Am fraglichen Tag, sagte Mr Shane, habe er sich mit einem Mr Rosenheim und einem Mr Oscar Lewis getroffen, um etwas Geschäftliches zu besprechen. Stimmt nicht. Er hat ihnen telegrafiert, es täte ihm sehr Leid, er sei verhindert. Dann ist er zu den Leuten von Emerald Car gegangen, wo man Autos mieten kann. Etwa um zwölf Uhr hat er den Wagen abgeholt und ist weggefahren. Abends um sechs war er wieder da. Dem Kilometerzähler nach war er ziemlich genau die fragliche Strecke gefahren. Keine Bestätigung aus Lytchett St. Mary. Offenbar wurde an dem Tag überhaupt kein fremdes Auto gesehen. Es gibt viele Plätze in der Umgebung, wo er es hätte stehen lassen können. Und ein paar hundert Meter vom Cottage entfernt ist ein aufgelassener Steinbruch. Drei Marktstädte in Gehweite, wo man in Seitenstraßen parken kann, ohne dass man der Polizei auffällt. Wir behalten Mr Shane im Auge?«
    »Zweifellos.«
    »Und jetzt zu Mrs Shane.« Mr Goby rieb sich die Nase und machte sich daran, seiner linken Manschette von Mrs Shane zu berichten. »Sie sagt, sie war beim Einkaufen. Einkaufen…« Mr Goby warf der Decke einen skeptischen Blick zu. »Frauen und Einkaufen… die reine Verschwendungssucht, was anderes kann man da nicht sagen. Und am Tag vorher hatte sie von der Erbschaft erfahren. Da gab’s natürlich kein Halten. Sie hat ein oder zwei Kundenkonten, aber die sind beide überzogen, und sie wurde aufgefordert, Zahlungen zu leisten, deswegen hat sie nichts mehr anschreiben lassen. Es ist absolut denkbar, dass sie in ein paar Läden ging, Kleider anprobierte, Schmuck anschaute, Preise verglich – und

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