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Der Wachsblumenstrauß

Der Wachsblumenstrauß

Titel: Der Wachsblumenstrauß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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begeben.«
    »Aber Timothy und Maude sind in Enderby.«
    »Exakt. Im Haus ist niemand als eine Frau namens Mrs Jones, die sich durch das Angebot einer beträchtlichen Summe dazu bewegen ließ, das Haus in ihrer Abwesenheit zu hüten. Was ich möchte, ist, dass Sie etwas aus dem Haus holen!«
    »Mein lieber Poirot! Für einen Einbruch gebe ich mich nicht her!«
    »Es wird nicht wie ein Einbruch erscheinen. Sie werden der guten Mrs Jones, die Sie kennt, sagen, dass Mr oder Mrs Abernethie Sie gebeten hat, diesen bestimmten Gegenstand abzuholen und mit nach London zu nehmen. Sie wird Ihre Worte nicht bezweifeln.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht. Aber es gefällt mir trotzdem nicht.« Mr Entwhistle klang sehr widerwillig. »Warum können Sie nicht selbst hinfahren und holen, was Sie brauchen?«
    »Weil, mein Freund, ich ein Fremder von fremdländischem Aussehen bin und damit eine verdächtige Gestalt und Mrs Jones sofort Schwierigkeiten machen würde! Bei Ihnen wird sie das nicht.«
    »Ja, ja, das leuchtet mir ein. Aber was um Himmels willen werden Timothy und Maude denken, wenn sie davon erfahren? Ich kenne sie seit über vierzig Jahren.«
    »Ebenso lang kannten Sie Richard Abernethie! Und Sie kannten Cora Lansquenet schon als kleines Mädchen!«
    »Ist es wirklich absolut nötig, Poirot?« Mr Entwhistles Stimme war gequält.
    »Die alte Frage, die im Krieg auf den Plakaten gestellt wurde. Ist Ihre Reise wirklich notwendig? Ich sage Ihnen, sie ist notwendig. Es ist eine Frage von Leben und Tod.«
    »Und welchen Gegenstand muss ich abholen?«
    Poirot erklärte es ihm.
    »Aber wirklich, Poirot, ich verstehe nicht…«
    »Es ist nicht nötig, dass Sie verstehen. Verstehen, das tue ich.«
    »Und was soll ich mit dem verwünschten Ding tun?«
    »Sie bringen es nach London, zu einer Adresse in den Elm Park Gardens. Sie haben einen Stift? Dann notieren Sie.«
    Nachdem Mr Entwhistle die Adresse aufgeschrieben hatte, fragte er noch immer gequält: »Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun, Poirot?«
    Sein Tonfall klang zweifelnd, aber Poirots Antwort wischte alle Zweifel beiseite.
    »Natürlich weiß ich, was ich tue. Wir nähern uns dem Ende.«
    »Wenn wir nur eine Ahnung hätten, was Helen mir sagen wollte«, seufzte Mr Entwhistle.
    »Eine Ahnung ist nicht nötig. Ich weiß es.«
    »Sie wissen es? Aber mein lieber Poirot – «
    »Für Erklärungen ist jetzt nicht die Zeit. Aber lassen Sie mich Ihnen versichern: Ich weiß, was Helen Abe r nethie sah, als sie in ihren Spi e gel schaute.«
     
     

II
     
    Beim Frühstück waren alle gedrückter Stimmung. Rosamund und Timothy erschienen überhaupt nicht, und die anderen unterhielten sich mit gedämpfter Stimme und aßen weniger als sonst.
    George fasste sich als Erster wieder. Er war von Natur aus optimistisch.
    »Tante Helen wird bald wieder auf dem Damm sein«, sagte er. »Die Ärzte unken gerne. Eine Gehirnerschütterung ist doch keine große Sache. Meistens merkt man nach ein paar Tagen gar nichts mehr.«
    »Eine Bekannte von mir hat im Krieg einmal eine Gehirnerschütterung bekommen«, erzählte Miss Gilchrist leutselig. »Sie ging gerade die Tottenham Court Road lang, da ist ihr ein Ziegel auf den Kopf gefallen – das war während der Zeit der Bombenangriffe – und sie hat überhaupt nichts gespürt. Ging einfach weiter – und ist zwölf Stunden später im Zug nach Liverpool zusammengebrochen. Und ob Sie’s glauben oder nicht, sie konnte sich überhaupt nicht daran erinnern, dass sie zum Bahnhof gegangen oder in den Zug gestiegen war, gar nichts. Sie konnte es nicht fassen, als sie in einem Krankenhaus aufgewacht ist. Da musste sie dann fast drei Wochen bleiben.«
    »Was ich nicht verstehen kann«, sagte Susan, »ist, warum Helen so früh am Morgen schon telefoniert hat. Wen hat sie denn angerufen?«
    »Sie hat sich unwohl gefühlt, das muss es gewesen sein.« Maude sprach im Brustton der Überzeugung. »Wahrscheinlich ist sie mit einem komischen Gefühl aufgewacht und nach unten gegangen, um den Arzt anzurufen. Dann hat sie einen Schwächeanfall bekommen und ist umgekippt. Was anderes kann es gar nicht gewesen sein.«
    »Reines Pech, dass sie mit dem Kopf ausgerechnet auf den Türhemmer gefallen ist«, meinte Michael. »Wenn sie auf dem dicken Teppich gelandet wäre, wäre ihr nichts passiert.«
    Die Tür ging auf und Rosamund kam herein. Ihre Stirn war gerunzelt.
    »Ich kann nirgends die Wachsblumen finden«, sagte sie. »Die, die am Tag von Onkel Richards Beerdigung auf

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