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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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schönes Stück Land bezeichnet. Hier jedoch, wo ein Quadratmeter teilweise über zweieinhalbtausend Dollar kostete, entsprach ein Anwesen dieser Größe dem Landsitz eines britischen Lords.
    Vor dem Eingang der Villa wand sich die lange Zufahrt um ein spiegelndes Wasserbecken. Das Gebäude selbst war nicht barock wie das Bronzetor, sondern ein mit Kalkstein verkleideter, dreistöckiger Bau im klassizistischen Stil mit zurückhaltendem Fassadenschmuck. Trotz seiner gewaltigen Proportionen strahlte es aber dennoch Eleganz aus.
    Kurz bevor die Zufahrt das Wasserbecken erreichte, teilte sie sich. Ethan nahm den Weg, der um die Flanke des Hauses herumführte. An der nächsten Abzweigung gelangte man in der einen Richtung zum Gärtnerhaus mit dem Büro der Wachmannschaft, in der anderen auf die Rampe zur Tiefgarage.
    Die Garage hatte zwei Ebenen. Auf der oberen war die aus zweiunddreißig Fahrzeugen bestehende Privatsammlung von Channing Manheim untergebracht, darunter ein neuer Porsche, eine Reihe Rolls-Royce aus den 1930erJahren, ein Mercedes-Benz 500 K von 1936, ein Duesenberg Model J aus dem Jahr 1931 und ein Cadillac Sixteen Baujahr 1933. Die untere Ebene beherbergte eine Flotte im Alltag verwendeter Fahrzeuge und bot zudem Parkplätze für die Wagen des Personals.
    Der Boden beider Ebenen war mit mattbeigen Fliesen belegt. Die Kacheln an den Wänden trugen dieselbe Farbe, hatten jedoch eine glänzende Oberfläche. Die Stützpfeiler waren mit schwungvollen Mosaiken in verschiedenen Gelbschattierungen verziert.
    Kaum einer der örtlichen Autohändler, die ihre äußerst wohlhabende Kundschaft mit Nobelmarken versorgten, hatte einen derart geschmackvollen Ausstellungsraum zu bieten.
    Neben dem Aufzug hing ein Brett für die Autoschlüssel, und darunter hockte Fric jetzt auf dem Boden. Er hielt das Fantasytaschenbuch in den Händen, das er schon morgens in der Bibliothek gelesen hatte. Als Ethan auf ihn zukam, stand er auf.
    Ethan war etwas überrascht, den Jungen hier zu sehen, aber er freute sich auch darüber. Sonst hatte das nichts an diesem langen, grauen, trostlosen Tag geschafft. Er war sich nicht ganz sicher, weshalb Frics Anblick seine Stimmung hob. Eigentlich hätte man erwarten können, dass der Sohn Channing Manheims, der inmitten solchen Reichtums aufwuchs und so gleichgültig erzogen wurde, bis ins Mark verdorben war oder unter einer neurotischen Funktionsstörung litt (oder auch beides); aber stattdessen war Fric grundanständig und eher schüchterner Natur. Er versuchte zwar, seine Schüchternheit mit einer altklugen Pose zu kaschieren, aber dahinter blieb eine elementare Bescheidenheit erkennbar, die in seiner glanzvollen Umgebung so selten war wie Mitleid unter den schuppigen Bewohnern eines Krokodilgeheges.
    Ethan zeigte auf das Taschenbuch. »Na, hat der böse Zauberer für sein Gebräu schon die Zunge eines ehrlichen Mannes aufgetrieben?«
    »Bis jetzt hat er noch kein Glück gehabt, aber er hat gerade seinen brutalen Gehilfen Cragmore beauftragt, einen verlogenen Politiker aufzusuchen und ihm die Hoden abzuschneiden.«
    Ethan zuckte zusammen. »Das ist ja nun mal ein wirklich böser Zauberer.«
    »Schon, aber das Opfer ist bloß ein Politiker. So welche kenne ich. Manche von denen kommen ab und zu ins Haus, und wenn sie wieder weg sind, schaut Mrs. McBee ganz genau nach, ob noch alle wertvollen Sachen da sind.«
    »So, so … Was tust du hier eigentlich? Willst du etwa eine Spritzfahrt machen?«
    Fric schüttelte den Kopf. »Geht doch sowieso nicht, bevor ich sechzehn bin. Und dann muss ich zuerst auch noch den Führerschein machen, und außerdem brauche ich genügend Zeit, um so viel Geld auf die Seite zu bringen, dass ich irgendwo neu anfangen kann. Ich muss bloß eine Kleinstadt finden, wo mich niemand kennt, und mir ein paar echt coole, undurchschaubare Verkleidungen ausdenken.«
    Ethan lächelte. »Das ist dein Plan, was?«
    Ohne das Lächeln zu erwidern, sagte Fric ernsthaft und knochentrocken: »Das ist mein Plan.«
    Der Junge drückte die Taste, mit der man den Aufzug holte. Summend setzte die Maschinerie sich in Bewegung, nur teilweise gedämpft durch die Wände des Schachts.
    »Ich hab mich hier vor den Dekorationsleuten versteckt«, sagte Fric. »Die sind noch immer damit beschäftigt, im ganzen Haus Bäume aufzustellen und irgendwelches Zeug aufzuhängen. Für Sie ist es ja das erste Weihnachten hier, deshalb kennen Sie’s noch nicht. Alle tragen so blöde Mützen, als wären sie der

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