Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Weihnachtsmann persönlich, und immer, wenn sie einen sehen, brüllen sie ›Frohe Weihnachten‹, grinsen wie beknackt und wollen einem so scheußliche Zuckerstangen in die Hand drücken. Die schmücken nicht bloß das Haus, sondern machen ’ne richtige Show daraus. Wahrscheinlich wollen die Leute es so haben, sonst würden sie’s ja nicht bestellen, aber irgendwie könnte man trotzdem glatt Atheist werden.«
    »So ist es eben mit den neuen Weihnachtsbräuchen.«
    »Irgendwie ist aber alles immer noch besser als die bezahlten Liedersänger am Weihnachtsabend. Die sind angezogen wie Figuren von Charles Dickens, und wenn sie nicht gerade singen, erzählen sie einem von Queen Victoria und Mister Scrooge, fragen, ob es am nächsten Tag Gans und Pudding zum Essen gibt, und nennen einen ›Mylord‹ und ›junger Herr‹. Leider muss ich immer dabei sein, weil der Schatten … weil mein Vater es total cool findet. Nach einer halben Stunde hast du das Gefühl, gleich kotzen zu müssen, aber dann steht noch ’ne zweite halbe Stunde an. So schlimm ist es allerdings auch nicht, weil gleich nach den Sängern dann der Zauberer kommt. Der bringt eine Nummer mit Zwergen, die als Helfer vom Weihnachtsmann verkleidet sind, und das ist absolut endkrass, ehrlich.«
    Ethan hatte das Gefühl, dass Aelfric in seiner Hibbeligkeit versuchte, etwas zu verbergen, was ihm schwer auf dem Herzen lag und sich nun mit einer Flut von Worten, fast einem Geplapper, unwillkürlich Bahn brach. Er war zwar auch sonst kein schweigsames Kind, aber er redete
    nie so ohne Punkt und Komma.
    Der Aufzug kam, die Tür ging auf.
    Ethan trat hinter dem Jungen in die holzgetäfelte Kabine.
    Nachdem er die Taste fürs Erdgeschoss gedrückt hatte, sagte Fric: »Sagen Sie mal – sind Telefonperverse eigentlich echt gefährlich, oder labern sie einen bloß voll?«
    »Telefonperverse?«
    Bisher hatte der Junge Ethan in die Augen geschaut, nun betrachtete er die Lämpchen auf der Etagenanzeige und warf Ethan nicht einmal einen flüchtigen Blick zu. »Typen, die einen anrufen und einem was vorschnaufen. Reagieren die sich schon damit ab, oder kommen die manchmal wirklich zu einem, um einen zu betatschen und so was?«
    »Hat jemand dich angerufen, Fric?«
    »Ja. Irgendein Spinner.« Der Junge imitierte ein raues, unregelmäßiges Keuchen, als wäre Ethan in der Lage, einen obszönen Anrufer allein schon durch dessen individuelles Atemmuster zu identifizieren.
    »Wann hat das angefangen?«
    »Erst heute. Beim ersten Mal war ich im Eisenbahnzimmer. Dann hat er noch mal angerufen, als ich im Weinkeller beim Essen gesessen habe.«
    »Er hat sich auf deiner Privatleitung gemeldet?«
    »Ja, hat er.«
    Das Lämpchen für die untere Garagenebene erlosch, das für die obere ging an. Gemächlich bewegte sich der Aufzug aufwärts.
    »Und was hat dieser Typ zu dir gesagt?«
    Fric zögerte und scharrte mit den Füßen auf dem Marmorboden. »Er hat bloß geschnauft«, sagte er dann. »Außerdem hat er so Geräusche gemacht, fast wie … fast wie ein Tier.«
    »Das ist alles?«
    »Ja. Geräusche wie ein Tier, aber ich weiß nicht, ob es wirklich so klingen sollte, weil er überhaupt kein Talent dafür hatte oder so.«
    »Bist du dir sicher, dass er nichts zu dir gesagt hat? Nicht mal deinen Namen?«
    Fric starrte unverwandt auf die Anzeige. »Bloß dieses blöde Schnaufen. Ich hab’s mit einem Rückruf versucht, weil ich mir gedacht hab, vielleicht wohnt der Spinner ja noch bei seiner Mutter, und wenn sie abnimmt, kann ich ihr sagen, was ihr perverser Sohn da anstellt, aber er war nur wieder selbst dran und hat mir was vorgeschnauft.«
    Sie hatten das Erdgeschoss erreicht. Die Tür ging auf.
    Ethan trat in den Flur; Fric blieb im Aufzug stehen.
    »Ihn zurückzurufen war keine gute Idee, Fric«, sagte Ethan, der mit einem Arm die Tür blockierte. »Wenn jemand versucht, dich zu belästigen, dann befriedigt es ihn am meisten, wenn er weiß, dass du Angst bekommen hast. Deshalb ist es am besten, sofort aufzulegen, wenn man merkt, wer dran ist; und wenn es gleich noch einmal läutet, nimmst du erst gar nicht ab.«
    Fric sah auf seine Armbanduhr und fummelte an deren Drehknopf herum, wie um sich mit irgendetwas zu beschäftigen. »Ich hab gedacht, Sie können vielleicht rausbekommen, wer es ist.«
    »Ich werde es versuchen. Und, Fric …«
    Der Junge nestelte weiter an der Uhr. »Ja?«
    »Es ist ganz wichtig, dass du mir alles darüber erzählst.«
    »Klar.«
    »Du sagst mir doch

Weitere Kostenlose Bücher