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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Gans.

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    Selbst von Kopf bis Fuß phantastisch gelb, nahm Corky Laputa die schockierend rosafarbene Tragetasche entgegen, die Mr. Chung ihm reichte.
    Er war sich bewusst, dass die anderen Kunden sich ein Schmunzeln über seinen Aufzug nicht verkneifen konnten. In seiner gelb-rosa Pracht war er bestimmt der am fröhlichsten aussehende Anarchist der Welt.
    Die Tragetasche war bis oben hin mit chinesischen Köstlichkeiten gefüllt. Mr. Chung quoll über vor Höflichkeit und dankte Corky wortreich dafür, dass er so ein treuer Kunde war. Er wünschte ihm alles, was das Glück zu bieten habe.
    Wenn Corky, wie üblich, den ganzen Tag emsig an den Grundfesten der Gesellschaftsordnung gesägt hatte, war er nur selten in der Laune, sich etwas zu essen zu kochen. Deshalb besorgte er sich drei- bis viermal in der Woche etwas bei Mr. Chung.
    In einer besseren Welt hätte er lieber häufig in eleganten Restaurants gespeist, statt Stammkunde bei einem chinesischen Straßenverkauf zu sein. Wenn ein Lokal jedoch feine Küche und exzellenten Service bot, dann saßen immer genügend Gäste darin, um Corky die Stimmung zu verderben.
    Mit wenigen Ausnahmen hielt er seine Mitmenschen für stumpfsinnige Langweiler, die sich selbst etwas vormachten. Er konnte sie einzeln oder im Seminarraum ertragen, wo er es war, der die Regeln bestimmte, aber als Masse waren sie weder dem Genuss einer guten Mahlzeit noch einer ordentlichen Verdauung förderlich.
    Er fuhr durch den Regen nach Hause, wo er den rosa Beutel ungeöffnet auf den Küchentisch stellte. Verlockende Düfte erfüllten den Raum.
    Nachdem er in einen bequemen, zu dem trüben Dezemberabend passenden Kaschmirbademantel mit Schottenmuster geschlüpft war, mixte er sich einen Martini. Nur eine Spur Wermut, zwei Oliven.
    Am beschaulichen Abend eines gut verbrachten Tages genoss er es oft, durch sein geräumiges Heim zu spazieren und den Reichtum der viktorianischen Architektur und Ausstattung zu bewundern.
    Seine Eltern, die beide aus wohlhabenden Familien stammten, hatten das Haus kurz nach der Heirat erworben. Wären sie nicht die Menschen gewesen, die sie waren, so wären hier wunderschöne Familienerinnerungen und ein Sinn für Tradition entstanden.
    Wie die Dinge lagen, verband sich jedoch Corkys einzige schöne, innerlich wärmende Familienerinnerung mit dem Wohnzimmer, besonders mit dem Bereich vor dem Kamin, wo er seine Mutter vermittels eines Schürhakens von seinem Erbe getrennt hatte.
    Ein, zwei Minuten lang stand er da und wärmte sich am Feuer, bevor er nach oben ging. Den Martini in der Hand, trat er ins hintere Gästezimmer, um zu schauen, was Mr. Stinkerkäse machte.
    Inzwischen gab er sich nicht einmal mehr die Mühe, die Tür abzuschließen. Aus eigener Kraft würde der alte Stinky nirgendwo mehr hingehen.
    Auch bei Tageslicht wäre es im Zimmer dunkel gewesen, weil die beiden Fenster mit Brettern verschalt waren. Ein Druck auf den Schalter neben der Tür ließ die Lampe auf dem Nachttisch aufleuchten.
    Die getönte Birne und der Lampenschirm aus aprikosenfarbener Seide sorgten für einen angenehmen Schein. Selbst bei dieser schmeichelhaften Beleuchtung sah Stinky so bleich und grau aus, als würde er versteinern.
    Der Kopf, die Schultern und die Arme waren nackt, der Rest war noch von einem Laken samt Decke verhüllt. Später würde Corky die Gesamtansicht genießen.
    Früher hatte Stinky einmal neunzig Kilogramm gewogen und war in ausgezeichneter Verfassung gewesen. Hätte er jetzt noch auf eine Waage steigen können, hätte diese wahrscheinlich weniger als fünfzig Kilo angezeigt.
    Nur noch Haut, Knochen, Haare und Druckstellen, war er kaum stark genug, um den Kopf einen Zentimeter vom Kissen zu heben, auf jeden Fall aber zu schwach, um aus dem Bett auf eine Waage zu steigen. Vor Wochen schon hatte tiefe Verzweiflung seine Widerstandskraft gebrochen.
    Momentan war Stinky nicht mehr in halb sediertem Zustand. Mit hohlen, dunkel leuchtenden Augen blickte er Corky flehend an.
    Der am Infusionsständer hängende Beutel mit der Kochsalzlösung hatte sich völlig geleert. Die Flüssigkeit, die zudem mit Glukose, Vitaminen und Mineralien versetzt war, um Stinky am Leben zu erhalten, enthielt auch eine Droge, die für mentale Dumpfheit und größtmögliche Gefügigkeit sorgte.
    Corky stellte seinen Martini ab, öffnete den kleinen, mit Infusionen bestückten Kühlschrank und holte einen Ersatzbeutel heraus. Mit geübten Händen entfernte er den zusammengeschrumpften Beutel

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