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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Telefonnummer ihres Sohnes, außerdem dessen Adresse und den Hinweis, drei Straßen von seinem Haus entfernt befinde sich ein großer, wunderschöner Park.
    Wahrzeichen dieses Parks sind viele alte Lebenseichen und weitere stattliche Bäume , schrieb sie, vorhanden sind jedoch auch mindestens zwei große Rasenflächen , auf denen ein Hubschrauber landen könnte , sollte sich im Haus ein Notfall von derart schrecklichen Dimensionen ereignen , dass ich im Stile eines Militärchirurgen zum Ort des Geschehens transportiert werden muss .
    Ethan hätte nicht geglaubt, dass jemand ihn am Ende dieses bedrückendes Tags dazu bringen könnte, laut aufzulachen, doch mit ihrem trockenen Humor war es Mrs. McBee tatsächlich gelungen.
    Im Anschluss erinnerte sie ihn daran, dass er in ihrer und Mr. McBees Abwesenheit in loco parentis fungiere, also die volle Verantwortung für Fric trage.
    Müsse Ethan untertags das Anwesen verlassen, dann sei Monsieur Hachette, der Oberkoch, der Nächste in der Befehlskette. Auch die männlichen und weiblichen Dienstboten könnten sich um den Jungen kümmern, falls das nötig sei.
    Nach fünf Uhr nachmittags gehe ein Teil des Personals nach Hause, nach dem Abendessen tue das auch Monsieur Hachette.
    Weil alle im Haus wohnenden Angestellten einen vorgezogenen Weihnachtsurlaub genommen hatten, riet Mrs. McBee, Ethan solle von einem eventuellen Ausflug auf jeden Fall zurückkommen, bevor Monsieur Hachette sich verabschiedete. Sonst würde Fric allein im Haus sein, und die einzigen Erwachsenen in seiner Nähe wären die beiden Wachleute in ihrem Büro abseits der Villa.
    Als Nächstes kam die Haushälterin in ihrer Mitteilung auf die Bescherung am ersten Weihnachtstag zu sprechen. Nachdem Ethan am Morgen in der Bibliothek auf Fric getroffen war, hatte er noch vor seinem Besuch bei Rolf Reynerd mit Mrs. McBee über die Weihnachtsgeschenke des Jungen gesprochen.
    Theoretisch wäre wohl jedes Kind begeistert von der Vorstellung gewesen, einen beliebig langen Wunschzettel schreiben zu dürfen und an Weihnachten alles zu bekommen, was darauf stand, kein Stück weniger, aber auch kein Stück mehr. Ethan hatte jedoch das Gefühl, dass dies dem Weihnachtsmorgen seine köstliche Spannung und auch einen Teil seines Zaubers nahm. Da es sich um sein erstes Weihnachtsfest im Palazzo Rospo handelte, hatte er Mrs. McBee in ihrem Büro neben der Küche aufgesucht, um sich zu erkundigen, ob das Protokoll es gestatte, unter dem Baum ein unerwartetes Geschenk für Fric zu hinterlegen.
    »Wie lieb von Ihnen, Mr. Truman«, hatte sie gesagt, »aber das ist keine gute Sache. Nicht ganz so schlimm, wie sich in den eigenen Fuß zu schießen, um die Wirkung der Kugel zu beobachten, aber fast.«
    »Wieso das denn?«, hatte er gesagt.
    »Alle Angehörigen des Personals erhalten ein großzügiges Weihnachtsgeld, außerdem ein kleines Geschenk von Neiman Marcus oder Cartier, das einen persönlicheren Charakter hat …«
    »Ja / das habe ich in Ihren Richtlinien und praktischen Hinweisen gelesen.«
    »Und aus wohlüberlegten Gründen ist es dem Personal untersagt, sich gegenseitig etwas zu schenken. Wir sind so zahlreich, dass der Einkauf zu viel Zeit in Anspruch nehmen und überdies eine finanzielle Belastung darstellen würde …«
    »Das steht auch in den Richtlinien und praktischen Hinweisen .«
    »Ich fühle mich geschmeichelt, dass Sie sich alles so gut eingeprägt haben. Dann werden Sie auch wissen, dass das Personal höflich, aber bestimmt gebeten wird, auch den Mitgliedern der Familie keine Geschenke zu machen, in erster Linie weil die Familie in der glücklichen Lage ist, alles zu haben, was sie sich wünschen könnte, aber auch weil Mr. Manheim allein unseren Einsatz und unsere Verschwiegenheit bezüglich seines Privatlebens schon als Geschenk betrachtet, für das er jeden Tag dankbar ist.«
    »Aber die Sache, dass der Junge eine Liste schreiben muss, bei der er schon weiß, dass er alles darauf bei der Bescherung vorfinden wird … Nein, das kommt mir irgendwie zu mechanisch vor.«
    »Karriere und Privatleben berühmter Menschen sind oft ein und dasselbe, Mr. Truman. Und wenn man wie Mr. Manheim ein ganzes Industrieunternehmen darstellt, dann gibt es nur zwei Alternativen – Mechanisierung oder Chaos.«
    »Mag sein. Aber es ist kalt. Und traurig.«
    Auf diese Bemerkung hin hatte Mrs. McBee Ethan ins Vertrauen gezogen. »Es ist wirklich traurig«, hatte sie mit weicherer, warmherziger Stimme gesagt. »Der Junge ist so

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