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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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auf den Zettel, dann hielt er nachdenklich inne und sah sich um.
    »Es heißt ja sowieso schon, dass man nie bloß einen Kartoffelchip essen kann, aber bei mir bleibt’s auch nie bei einem Beutel «, fuhr Reynerd in der Küche fort.
    Zwei Krähen, die auf einem eisernen Gartenzaun hockten. Ein Streifen Sonne akzentuierte ihre spitzen Schnäbel.
    Von Wand zu Wand war das Zimmer mit weißem Teppichboden ausgelegt, so makellos wie frisch gefallener Schnee. Die Möbel waren mit schwarzem Stoff gepolstert. Aus der Entfernung sah auch die Resopalfläche des Esstischs schwarz aus.
    Alles in dieser Wohnung war schwarz-weiß.
    Ethan malte ONKEL HARRY LIEGT IM STERBEN und hielt dann wieder inne, als würde selbst eine simple Nachricht seine schriftstellerischen Fähigkeiten überfordern.
    Die leise Filmmusik schuf eine melodramatische Atmosphäre. Ein Kriminalfilm aus den Dreißiger- oder Vierzigerjahren.
    Reynerd kramte noch immer in seinen Küchenschränken herum.
    Zwei Tauben, die mitten im Flug zusammenzustoßen schienen. Daneben saß eine Eule mit weit offenen Augen, als wäre sie entrüstet über das, was sie sah.
    Draußen hatte der Wind aufgefrischt. Ethan blickte zum Fenster, an das die Regentropfen wie Würfel auf den Spieltisch klapperten.
    Aus der Küche kam das charakteristische Rascheln einer Aluminiumtüte.
    BITTE RUF MICH AN, kritzelte Ethan.
    Reynerd kam ins Wohnzimmer zurück. »Wenn man schon Chips futtern muss – die hier sind am schlimmsten, weil sie mehr Öl enthalten«, sagte er.
    Ethan hob den Kopf und sah eine Tüte Chips nach hawaiischer Art. Reynerd hatte die rechte Hand hineingesteckt.
    Die Art und Weise, wie die Tüte die Hand des Apfelmanns umhüllte, kam Ethan seltsam vor. Womöglich wollte er wirklich nur Chips herausholen, aber seine merkwürdig steife Körperhaltung ließ an etwas anderes denken.
    Kaum zwei Schritte vom Sofa entfernt, blieb Reynerd stehen. »Sie arbeiten für Manheim, stimmt’s?«, sagte er.
    Ethan, der auf seinem Sitzplatz auf dem Sessel im Nachteil war, täuschte Verwirrung vor. »Für wen?«
    Als die Hand aus der Tüte kam, war eine Schusswaffe darin.
    In seiner Funktion als amtlich zugelassener Privatdetektiv und Leibwächter hatte Ethan die Erlaubnis, verdeckt eine Waffe zu tragen. Wenn er Channing Manheim begleitete, so tat er das auch regelmäßig, aber sonst machte er sich nur selten die Mühe, sie sich umzuschnallen.
    Bei Reynerds Waffe handelte es sich um eine 9-mm-Pistole.
    Am Morgen war Ethan von dem Auge im Apfel und dem wölfischen Grinsen seines Gegenübers auf dem Video so beunruhigt gewesen, dass er sein Schulterhalfter angelegt hatte. Trotzdem hätte er nie erwartet, eine Schusswaffe zu benötigen, und war sich sogar etwas töricht vorgekommen, weil er sie sich eigentlich ohne echten Anlass eingesteckt hatte. Nun dankte er Gott, dass er bewaffnet war.
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen«, sagte er und bemühte sich, verwirrt und verängstigt auszusehen.
    »Ich hab Sie auf einem Foto gesehen«, sagte Reynerd.
    Ethan warf einen Blick auf die offene Tür und den Flur dahinter.
    »Mir scheißegal, ob jemand was sieht oder hört«, sagte Reynerd. »Jetzt ist sowieso alles vorbei, oder etwa nicht?«
    »Hören Sie, wenn mein Bruder George irgendwas getan hat, um Sie in Rage zu bringen …«, sagte Ethan, um etwas Zeit zu gewinnen.
    Reynerd fiel nicht darauf herein. Noch während Ethan den Notizblock fallen ließ und nach der 9-mm-Glock unter seiner Jacke griff, schoss ihm der Apfelmann aus kürzester Entfernung in den Bauch.
    Zunächst spürte Ethan keine Schmerzen, aber dieser Zustand dauerte nur einen kurzen Augenblick. Er sank in den Sessel zurück und starrte auf das hervorschießende Blut. Dann begannen die Höllenqualen.
    Den ersten Schuss hatte er gehört, beim zweiten war das nicht mehr der Fall. Das Projektil bohrte sich ihm mitten in die Brust.
    Alles in der schwarz-weißen Wohnung wurde schwarz.
    Ethan wusste, das die Vögel auf den Wänden noch immer versammelt waren und ihn sterben sahen. Er spürte die Spannung ihrer mitten im Flug erstarrten Schwingen.
    Wieder hörte er Würfel klappern, doch diesmal war es nicht der Regen am Fenster. Es war sein Atem, der in einer durchlöcherten Luftröhre rasselte.
    Kein Weihnachten.

3
    Ethan schlug die Augen auf. Viel zu schnell für ein
    Wohngebiet raste ein kirschroter Ferrari Testarossa vorüber. Von der mit Pfützen bedeckten Straße erhob sich ein schmutziger Wasserschwall.
    Hinter dem

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