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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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bisschen. Trotter, ich habe Ihnen doch gesagt, dass wir das Wetter kontrollieren können. Wenn wir Blitze brauchen, schlagen sie ein, wo wir es wollen, und wenn wir keine Blitze haben wollen, dann bleiben die hübsch in den Wolken.«
    Von einem herkömmlichen Zeppelin unterschied sich der Blimp nicht nur dadurch, dass er nicht entflammbares Helium statt Wasserstoff enthielt. Er besaß auch kein starres Innengerüst. Die Hindenburg , ein imposantes Fahrzeug, fast so lang wie vier hintereinander aufgereihte Boeing 747, war aus einem mit Aluminiumblech beplankten Gitterträgergerüst konstruiert gewesen. Sechzehn Gaszellen aus riesigen, kunststoffbeschichteten Baumwollsäcken hatten ein ganzes Luxushotel über den Atlantik getragen. Wie jedes Prall-Luftschiff war Trotters Blimp dagegen nur ein flacher Sack, wenn man das Gas herausließ.
    Kapitän Queeg von Hindenburg brauchte sich zwar keine Gedanken über verschwundene Erdbeeren zu machen und ließ auch nicht zwanghaft Metallkugeln in der Hand kreisen wie Humphrey Bogart in Die Caine war ihr Schicksal , starrte jedoch trotzdem finster in den gemächlich dahintreibenden Nebel. Offenbar versuchte er, die Wolken darüber zu erkennen. Er sah besorgt und gleichzeitig verärgert aus. Mit seinem orangefarbenen, nass am Kopf klebenden Haar, den hervorquellenden Augen und dem Walross-Schnauzbart gab er das perfekte Vorbild für eine Comicfigur ab. »Die Sache passt mir gar nicht«, murmelte er vor sich hin.

84
    Die blaue Tür befand sich am Nordende des Westflügels unmittelbar gegenüber der dreihundertfünfzig Quadratmeter großen Zimmerflucht, zu der das Schlafzimmer des »Gesichts« gehörte. Keine andere Tür im Haus ähnelte ihr.
    Die geeignete Blauschattierung hatte Ming du Lac im Traum gesehen. Laut Mrs. McBee hatte der Innenausstatter sechsundvierzig verschiedene Farbmischungen präsentieren müssen, bis Ming mit der Übereinstimmung von Wirklichkeit und Traum zufrieden gewesen war.
    Wie sich herausgestellt hatte, war das erforderliche Blau dasselbe wie das auf den Schachteln einer bekannten Nudelmarke.
    Einfach einen Telefonanschluss für Anrufe von Toten zu reservieren und mit einem Anrufbeantworter zu verbinden, reichte nach Mings und Manheims Überzeugung nicht aus, um das Phänomen ernsthaft zu erforschen. Für die technische Anlage, die wesentlich aufwändiger war als ein normaler Anrufbeantworter, war deshalb ein eigenes Zimmer ausgesucht worden. Die Atmosphäre dieses Raumes musste eine heitere Klarheit ausstrahlen, und das fing nun einmal mit der Türfarbe an.
    Ming sprach von einem heiligen Ort. Channing Man-heim hatte verfügt, dass dieser Ort unantastbar war.
    Verriegelt war die Tür nicht mit einem Sicherheitsschloss, sondern mit einem einfachen Schnappschloss, in dessen Drehknauf ein Schlüsselloch integriert war. Wenn Ethan es nicht schaffte, den Riegel zu knacken, dann würde er die Tür eintreten.
    Er brauchte jedoch nur eine Kreditkarte zwischen Tür und Türstock zu schieben, um die Falle aus dem Schließ-blech zu drücken. Als die blaue Barriere aufging, wurde ein etwa fünf mal vier Meter großer Raum sichtbar, dessen Fenster mit Sperrholz verrammelt waren. Decke und Wände waren gepolstert und mit weißer Seide bespannt. Auch der Teppichboden war weiß, und die Innenseite der Tür war nicht etwa blau, sondern ebenfalls weiß.
    In der Mitte dieses Raums standen zwei weiße Stühle und ein langer weißer Tisch. Auf dem Tisch und darunter war ein beeindruckendes Hightechsortiment aufgebaut, dessen Herzstück ein Computer mit extrem leistungsfähigem Prozessor bildete. Sämtliche Geräte hatten ein weißes Kunststoffgehäuse; die Firmenzeichen waren mit weißem Nagellack übermalt worden. Selbst die Verbindungskabel waren weiß.
    Wenn man in diesem Raum das Licht zu stark aufdrehte, konnte man schneeblind werden. Die in die Decke integrierten Kaltlichtröhren, die beim Öffnen der Tür automatisch aufflammten, waren deshalb auf eine angenehme Stärke eingestellt, bei der die Seidenwände eher wie Schneefelder in der Winterdämmerung schimmerten.
    Ethan war erst ein einziges Mal hier gewesen, und zwar an seinem ersten Arbeitstag, als man ihn eingeführt hatte.
    Der Computer und seine Peripherie waren vierundzwanzig Stunden täglich und sieben Tage in der Woche im Einsatz.
    Ethan setzte sich auf einen der weißen Stühle.
    Das Lämpchen auf dem weißen Anrufbeantworter war erloschen. Anschluss Nummer 24 hatte momentan keine Verbindung mehr.
    Der

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