Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
ganze Menge über sein Objekt erfahren.
    Rolf Reynerd war ein Schauspieler, der sich aber nur zeitweilig von seinem Beruf ernähren konnte. Wenn man ihn nicht gerade für mehrere Episoden irgendeiner abgeschmackten Seifenoper für eine Nebenrolle als Bösewicht engagiert hatte, war er über lange Strecken hinweg arbeitslos.
    In einer Episode von Akte X hatte er einmal einen FBIAgenten gespielt, der von einem außerirdischen Gehirnegel in den Wahnsinn getrieben worden war. In einer Folge von Law & Order hatte er einen wahnsinnigen Fitnesstrainer gegeben, der sich und seine Frau am Ende des ersten Akts umgebracht hatte. In einem TV-Werbespot für ein Deodorant hatte man ihn für die Rolle eines wahnsinnigen Wärters in einem sowjetischen Arbeitslager ausgewählt; der Spot war allerdings nie ausgestrahlt worden, und er hatte kaum Geld damit verdient.
    Wenn ein Schauspieler das Pech hatte, auf einen bestimmten Typ festgelegt zu werden, dann fiel er normalerweise erst in ein derartiges Karriereloch, nachdem er in einer unvergesslichen Rolle brilliert hatte. In solchen Fällen fiel es dem Publikum schwer, in ihm einen anderen Charakter zu sehen als den, der ihn berühmt gemacht hatte.
    Reynerd hingegen war trotz seines beruflichen Misserfolgs auf einen Typ fixiert. Daraus zog Hazard die Folgerung, dass der gute Rolf durch seine Persönlichkeit und sein Verhalten einfach nichts anderes darstellen konnte als psychisch gestörte Gestalten. Offenbar spielte er immer Leute, bei denen eine Schraube locker war, weil bei ihm selbst so manches Schräublein nicht ganz fest saß.
    Trotz seines unregelmäßigen Einkommens bewohnte Rolf Reynerd ein geräumiges Apartment in einem hübschen Haus, das in einem guten Wohnviertel stand. Er war gut gekleidet, führte junge Schauspielerinnen mit einer Vorliebe für Dom Perignon in die angesagtesten Nachtklubs aus, und fuhr einen neuen Jaguar.
    Laut früherer Bekannter von Reynerds verwitweter Mutter Mina liebte diese ihren Sohn abgöttisch, glaubte fest daran, dass er eines Tages ein Star würde, und subventionierte ihn jeden Monat mit einem fetten Scheck.
    Es handelte sich um frühere Bekannte, weil Mina Reynerd vor vier Monaten gestorben war. Zuerst hatte man ihr in den Fuß geschossen und sie anschließend mit einer reich mit Goldbronze verzierten Marmorlampe erschlagen.
    Ihr Mörder war unbekannt. Die Kriminalpolizei hatte keinerlei Anhaltspunkte entdecken können.
    Es hatte niemanden überrascht, dass der Alleinerbe ihres Vermögens ihr einziges Kind, der arme, auf seinen unersprießlichen Typ festgelegte Rolf gewesen war.
    Für den Abend, an dem seine Mutter ermordet worden war, hatte der Schauspieler ein ebenso lückenloses wie wasserdichtes Alibi.
    Das überraschte Hazard keineswegs. Von Reynerds Unschuld überzeugte es ihn ebenfalls nicht. Alleinerben hatten fast immer ein wasserdichtes Alibi.
    Nach den Ergebnissen der Autopsie war Mina zwischen neun und elf Uhr abends zu Tode geknüppelt worden. Der Mörder hatte so brutal zugeschlagen, dass sich das Muster der Bronzeverzierung in ihre Haut und sogar in den Stirnknochen eingeprägt hatte.
    An jenem Tag war Rolf mit seiner derzeitigen Freundin und vier anderen Paaren von sieben Uhr abends bis zwei Uhr morgens um die Häuser gezogen. In den zwei schicken Nachtklubs, in denen die Gruppe sich aufgehalten hatte, war sie wegen ihres lärmenden, wichtigtuerischen Verhaltens gut in Erinnerung geblieben.
    Egal. Obwohl der Mord an Mina Reynerd ungelöst war, hätte Hazard selbst dann keinen Vorwand gehabt, sich damit zu beschäftigen, wenn Rolf ausgesagt hätte, er habe allein zu Hause gesessen und Däumchen gedreht. Für diesen Fall war schlichtweg ein anderer Kollege verantwortlich.
    Es war reines Glück, dass einer der Männer, mit denen Reynerd in jener Nacht gefeiert hatte – Jerry Nemo –, Hazard von einem anderen Fall her bekannt war. Dadurch öffnete sich eine Hintertür.
    Vor zwei Monaten hatte man einem Drogendealer namens Carter Cook einen tödlichen Kopfschuss verpasst. Offenbar hatte es sich dabei um das Nebenprodukt eines Raubüberfalls gehandelt, jedenfalls hatte Cook die Taschen voller Ware und Bargeld gehabt.
    Eine Stunde vor dem Überfall hatte Reynerds Kumpel Jerry Nemo sich auf Cooks Mobiltelefon gemeldet. Nemo war ein Kunde, ein Kokser. Er hatte ein Treffen mit Cook vereinbart, um sich Stoff zu besorgen.
    Inzwischen stand Nemo nicht mehr unter Verdacht. Niemand in Los Angeles oder sonst wo auf der Erde stand noch unter

Weitere Kostenlose Bücher