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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Verdacht. Cooks Tod war eine klassische Sackgasse, ein Fall, der höchstwahrscheinlich nie gelöst werden würde.
    Aber indem Hazard so tat, als wäre Nemo weiterhin verdächtig, hatte er einen Vorwand, Reynerd aufzusuchen, um ihn dann für Ethan etwas näher unter die Lupe zu nehmen.
    Eigentlich brauchte er gar keinen Vorwand, um jemand wie Reynerd zu überrumpeln. Mithilfe seiner Dienstmarke und des entsprechenden Auftretens hätte Hazard jede beliebige Geschichte auftischen können, um den Partyboy dazu zu bringen, ihm die Tür aufzumachen und Fragen zu beantworten.
    Sollte Reynerd jedoch direkt oder indirekt verraten, dass er zwanghaft auf Channing Manheim fixiert war, und vielleicht sogar die Absicht erkennen lassen, dem Filmstar Schaden zuzufügen, dann musste Hazard das melden, damit Kollegen eines anderen Dezernats Nachforschungen anstellen konnten. In diesem Fall brauchte er eine glaubhafte Erklärung, wieso er überhaupt mit Reynerd gesprochen hatte, als die Sache mit Manheim ihm angeblich in den Schoß gefallen war.
    Kurz und gut: Indem Hazard so tat, als wäre Reynerds koksender Kumpel Nemo weiterhin verdächtig, Carter Cook erschossen zu haben, konnte er sich den Rücken freihalten.
    Nachdem er sich Puderzucker und Kekskrümel von den Fingern geleckt hatte, stieg er aus dem Wagen.
    Mit einem Regenschirm gab er sich erst gar nicht ab. Da er dem Regen mehr Angriffsfläche bot als jeder Footballspieler, hätte er ein Monstrum von der Größe eines Sonnensegels gebraucht, um sich vollständig zu schützen.
    Flott, aber ohne durch die Sturzflut zu rennen, marschierte er auf das Apartmenthaus zu. Es war nicht weit von der Straße entfernt.
    Hazard hatte es nur selten nötig, sich seiner Umwelt anzupassen, weil ihm diese Umwelt normalerweise lieber aus dem Weg ging. Den Regen nahm er kaum wahr.
    Drinnen ließ er den Aufzug links liegen und stieg die Treppe hoch.
    Man hatte einmal in einem Aufzug auf ihn geschossen. Er war in den sechsten Stock gefahren, die Tür hatte sich geöffnet, und der Gangster hatte einfach dagestanden.
    Wenn man in einem Aufzug aufs Korn genommen wurde, hatte man nicht viel Platz, um auszuweichen. Was solche Situationen anging, war man nur in einer Telefonzelle und einem parkenden Wagen noch übler dran.
    Tatsächlich hatte man auch schon einmal auf Hazard geschossen, während er in einem parkenden Wagen saß. In einer Telefonzelle war ihm das zwar noch nie widerfahren, aber das war wohl nur eine Frage der Zeit.
    Bei der Sache mit dem Aufzug hatte der vor der Tür wartende Schütze eine 9-mm-Pistole in der Hand gehabt. Außerdem hatte er sich vor Nervosität offenbar fast in die Hosen gemacht.
    Wäre der Bursche ruhig oder mit einer Schrotflinte bewaffnet gewesen, dann hätte Hazard mit Sicherheit mehr Schaden genommen, als es der Fall gewesen war.
    Der erste Schuss hatte in die Kabinendecke eingeschlagen. Der zweite hatte ein Loch in die Rückwand geblasen. Der dritte hatte den Fremden verwundet, der mit Hazard im Aufzug gestanden hatte.
    Wie sich herausstellte, war dieser Fremde – ein Finanzbeamter – das eigentliche Ziel des Anschlags gewesen. Hazard war einfach zur unpassenden Zeit am falschen Ort gewesen und nur deshalb in Todesgefahr geraten, weil er ein Zeuge war.
    Es war allerdings nicht so gewesen, dass der Finanzbeamte den Schützen gerade einer besonders grausamen Steuerprüfung unterzogen hätte. Er hatte dessen Frau gevögelt.
    Statt das Feuer zu erwidern, war Hazard trotz der Pistole seines Gegenübers zum Angriff übergegangen. Er hatte dem Schützen die Waffe aus der Hand gerissen, ihn quer über den Flur gedrängt, an die Wand gehämmert und ihm dann mit dem Knie die Hoden verdichtet. Es war kein Versehen, dass er ihm anschließend den Arm gebrochen hatte.
    Später, während der Scheidungsverhandlungen, war er einige Monate lang mit der Gattin des Schützen ausgegangen. Sie war keine üble Frau; sie hatte sich bloß mit üblen Typen eingelassen.
    Während Hazard nun in den ersten Stock des Apartmenthauses stieg, war ihm auch in der Enge des Treppenhauses ein bisschen unbehaglich.
    Vor Apartment 2B angelangt, drückte er, ohne zu zögern, auf die Klingel.
    Als Rolf Reynerd die Tür öffnete, sah er tatsächlich genau so aus, wie Ethan ihn beschrieben hatte, bis hin zu dem Amphetaminschimmer in den kalten blauen Augen und den winzigen Spuren schaumigen Speichels in den Mundwinkeln. Offenbar nahm er so gewohnheitsmäßig Speed, dass er sich in Momenten einer toxischen

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