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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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und mentaler Mutant, wie er im Buche steht.«
    »Aus dem Munde eines Satanisten klingt das fast wie ein Kompliment«, sagte Corky lächelnd.
    »So war das aber nicht gemeint«, erwiderte Roman ebenso wütend wie ungeduldig.
    Roman Castevet konnte man bestenfalls als unattraktiv bezeichnen, aber das auch nur dann, wenn er sich für ein geselliges Beisammensein zurechtgemacht und in Schale geworfen hatte. War er hingegen wütend, dann sah er noch hässlicher aus als sonst.
    Spindeldürr, mit knochigen Hüften und Ellbogen, hervorstehenden Schulterblättern, einem Adamsapfel, der weiter hervorsprang als die Nase, und einer spitzeren Nase, als Corky sie je an einem anderen Mitglied der menschlichen Spezies gesehen hatte, mit eingefallenen Wangen und einem fleischlosen Kinn, das an den Höcker eines Oberschenkelknochens erinnerte, schien Roman unter einer schweren Essstörung zu leiden.
    Jedes Mal, wenn Corky in die vogelscharfen Reptilienaugen von Roman blickte oder wenn er ihn dabei erwischte, wie er sich ohne erkennbaren Grund genießerisch die Lippen leckte, die das einzige sinnliche Detail an der klapprigen Gestalt waren, kam ihm derselbe Gedanke in den Sinn: Offenbar heizte irgendein schauriges erotisches Bedürfnis den Stoffwechsel des Pathologen derart auf, dass man geradezu erwartete, gleich Rauch aus diversen Körperöffnungen treten zu sehen. Hätte man darauf wetten können, wie viel Nährwert Roman täglich allein zum Zweck zwanghafter Selbstbefriedigung verbrannte, dann hätte Corky auf mindestens dreitausend Kilokalorien getippt – und mit dem Gewinn zweifelsfrei einen sorglosen Lebensabend verbringen können.
    »Tja, ganz egal, was du von mir hältst«, sagte Corky, »ich würde gern eine Bestellung für weitere zehn Vorhäute aufgeben.«
    »Sag mal, hast du es immer noch nicht kapiert? Ich mache keine Geschäfte mehr mit dir. Es ist schlichtweg rücksichtslos von dir, hier einfach reinzuschneien!«
    Teils zum Zweck eines profitablen Zubrots, teils aber auch als Ausdruck seiner unverbrüchlichen Treue zu Luzifer versorgte Roman Castevet andere Satanisten mit ausgewählten Körperteilen, natürlich nur von Leichen: mit inneren Organen, Blut, bösartigen Tumoren und gelegentlich sogar vollständigen Gehirnen. Im Gegensatz zu Corky hatten seine üblichen Abnehmer ein theologisches und praktisches Interesse an geheimnisvollen Ritualen, bei denen sie den Fürsten der Finsternis um besondere Vergünstigungen anflehten oder leibhaftige Dämonen aus dem Höllenschlund heraufbeschworen. Schließlich waren die wichtigsten Zutaten zur Ausübung der schwarzen Magie im Allgemeinen nicht im nächsten Supermarkt erhältlich.
    »Du übertreibst«, sagte Corky.
    »Ich übertreibe keineswegs. Was du da tust, ist nicht nur unklug, es ist unverfroren!«
    » Unverfroren? « Corky grinste. Fast hätte er laut aufgelacht. »Du bist ja urplötzlich ziemlich zimperlich für einen, der glaubt, Raub, Folter, Vergewaltigung und Mord würden im Jenseits belohnt werden.«
    »Sprich leiser!«, flüsterte Roman hitzig, obwohl Corky seinen freundlichen Plauderton beibehalten hatte. »Wenn man dich hier zusammen mit mir findet, setzt man mich wirklich vor die Tür.«
    »Aber keineswegs. Schließlich bin ich ein Pathologe aus Indianapolis, mit dem du über euren derzeitigen Personalmangel und den bedauerlichen Überhang an nicht identifizierten Leichen sprichst.«
    »Du lieferst mich ans Messer.« Roman stöhnte.
    »Ich bin lediglich zu Besuch gekommen, um weitere zehn Vorhäute zu bestellen«, sagte Corky, obwohl das natürlich nicht der Wahrheit entsprach. »Du brauchst sie ja nicht abzuschnippeln, während ich hier bin. Ich hab die Bestellung bloß deshalb persönlich abgegeben, weil ich dich ein bisschen auf die Schippe nehmen wollte.«
    Obwohl Roman Castevet zu ausgemergelt und zu saftlos aussah, um Tränen vergießen zu können, wurden seine fiebrigen schwarzen Augen feucht vor Frustration.
    »Abgesehen davon«, fuhr Corky fort, »gibt es eine größere Bedrohung für deinen Job als die Gefahr, mit mir hier drin ertappt zu werden – wenn nämlich jemand herausbekommt, dass ihr versehentlich einen lebenden Menschen mit diesen ganzen Leichen zusammengesperrt habt.«
    »Sag mal, bist du nicht ganz nüchtern?«
    »Ich hab’s dir vorhin schon am Telefon gesagt: Eine dieser unglücklichen Seelen hier ist noch am Leben.«
    »Was soll die ganze Farce?«, sagte Roman.
    »Das ist keine Farce, sondern die reine Wahrheit. Ich hab ihn murmeln

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