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Der wahnsinnige Xandor

Der wahnsinnige Xandor

Titel: Der wahnsinnige Xandor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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einige Zeit. Als er endlich davon abließ, zeigte sich, dass seine Knochenrüstung gelenkiger geworden war und er sich freier bewegen konnte.
    Zufrieden mit dem Erreichten, verließ er die Folterkammer und begab sich in den Waffenraum. Dort wählte er ein Schwert und eine kurze, speerähnliche Stichwaffe aus und stieg die steinerne Wendeltreppe nach oben.
    Es kostete Krüdelzuhr große Anstrengung, die Treppe zu überwinden, und als er ihr Ende erreichte, musste er ruhen, um sich wieder zu sammeln. Er hätte sich auch von seinen tierischen Sklaven tragen lassen können, aber daran dachte er jetzt nicht, denn er wollte sich für den bevorstehenden Kampf stärken.
    Er beabsichtigte, die vier Eindringlinge seinen Ärger über die Ruhestörung in vollem Ausmaß spüren zu lassen. Sie würden langsam und qualvoll zugrunde gehen und schließlich dankbar dafür sein, wenn sie ihr Leben im Schlamm seines Sumpfes aushauchen durften.
    »Magnor de Freyn!« rief Krüdelzuhr durch sein Visier. Seine Stimme hallte schaurig durch die von Sumpfpflanzen überwucherten Ruinen, die von dem einstmals stolzen Schloss übriggeblieben waren. Der Sumpf - Krüdelzuhrs Sumpf - herrschte nun mit seinen vielfältigen Lebensformen über diese Gemäuer. Ob Pflanzen oder Tiere, sie standen alle in seinem Bann. Er beherrschte sie, er lenkte sie, sein Wort war ihnen Befehl.
    Krüdelzuhr schritt auf die grüne Fläche zwischen den Mauern des einstigen Festsaals hinaus. Das Grün bot sich dem unbefangenen Auge wie eine bemooste Wiese dar, und es war fest genug, um Krüdelzuhr in voller Knochenrüstung zu tragen .
    Doch der Boden war trügerisch. Er bestand aus einer dicken Schicht von Schlick, der sich teilte, wenn Krüdelzuhr es wollte.
    Der Schlick teilte sich auch jetzt vor dem Xandor. Es kam eine graue, schleimige Brühe zum Vorschein. Darunter begann es schwach zu leuchten. Blasen bildeten sich und zersprangen. Etwas erhob sich aus dem Schlamm. Ein Schädel wie aus Lehm geformt tauchte auf, dem sogleich der dazugehörige Körper folgte.
    Magnor de Freyn, einstmals Krüdelzuhrs Herr und Gebieter, tauchte aus seinem schlammigen Grab auf. Magnor de Freyn war schon seit langen Jahren tot. Aber die Kraft des Schlammes hatte seinen Körper erhalten. Würmer bewohnten ihn und hielten seine vertrocknete Hülle zusammen. Und Tausende und aber Tausende Irrwische fuhren auf Krüdelzuhrs Geheiß in ihn und verhalfen ihm zu magischem Leben.
    Der Schlamm rann von Magnor de Freyns Körper ab, trocknete und hinterließ seine Spuren auf dem toten und doch von unheimlichem Leben erfüllten Körper.
    »Du rufst mich, Krüdelzuhr«, kam es krächzend aus der Kehle des Sumpftoten, der einst die Dämonen versucht hatte. Obwohl es die Irrwische waren, die seine Sprechwerkzeuge zum Tönen brachten, wurde der Sinn der Worte von Magnor de Freyns Geist geprägt. Ein Teil von ihm beseelte immer noch den Körper, und darum war er als Gesprächspartner für Krüdelzuhr so wertvoll.
    Gelegentlich überließ er seinem Sumpftoten auch ein Opfer. Aber in erster Linie erhielt er Magnor de Freyn am Scheinleben, um ihn quälen zu können. Das war Krüdelzuhrs Strafe dafür, dass der andere ihn einst als Mittel zum Zweck benutzt hatte.
    »Wie gefällt dir dein Dasein?« fragte Krüdelzuhr.
    »Ich möchte sterben«, antwortete Magnor de Freyn mit klagender Stimme.
    »Das kannst du erst, wenn du deine Schuld abgebüßt hast«, sagte Krüdelzuhr und kicherte; de Freyns Qual erheiterte ihn. »Vielleicht bekommst du schon bald Gelegenheit dazu. Vier Menschen haben es gewagt, in mein Reich einzudringen. Möchtest du, dass ich dir einen von ihnen überlasse?«
    »Ja.« Es klang wie ein langgezogenes Stöhnen.
    »Mal sehen.«
    »Sterben.« Es war ein Flehen und Bitten.
    »Noch musst du leiden. Du weißt, warum. Weißt du es noch? Dann sage es mir.«
    Der Mund des Sumpftoten weitete sich wie zu einem Schrei: »Ich habe gefehlt. wollte dein Meister sein. habe Dämonen beschworen und dich als Schild gegen ihren Einfluss benützt. Das wäre dein Tod gewesen. Du aber wurdest durch die Kraft der Dämonen vom Diener zu meinem Meister. Töte mich, Krüdelzuhr!«
    »Das geht nicht«, sagte Krüdelzuhr wütend. »Kehre in den Sumpf zurück! Ich rufe dich, wenn es an der Zeit ist.«
    Krüdelzuhr gestand es sich nicht gerne ein. Aber das Schicksal hatte magische Bande zwischen ihm und Magnor de Freyn geknüpft. Etwas von dem Toten war in ihm, und Magnor de Freyn trug etwas von ihm in sich. Krüdelzuhr

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