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Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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Situation; da sich bislang aber niemand zu dem Anschlag bekannt hatte, waren sie gezwungen, die Ermittlungen in verschiedene Richtungen laufen zu lassen. Dass es keine weiteren Angriffe gegeben hatte, war noch die beste Nachricht.
    Es klopfte an der Tür. Charlotte, Storms Assistentin, trat ein.
    » T4 ist zurück und möchte unterrichtet werden«, sagte sie leise.
    » Jetzt gleich?«
    » Jetzt gleich«, antwortete sie lächelnd.
    Storm rieb sich die Schläfen. Zu diesem Treffen hatte er eigentlich keine Zeit. Er unterbrach das Abteilungsmeeting und sammelte seine Unterlagen ein. Er hatte seinen Chef fast stündlich über das Intranet unterrichtet, doch offenbar hatte T4 die Berichte nicht gelesen, sondern wollte lieber eine persönliche Zusammenfassung von ihm hören.
    Drei Minuten später betrat Storm das Büro von Flemming Kampmann. Obwohl es mitten am Tag war, lag der Raum im Halbdunkel, weil die Vorhänge vorgezogen waren.
    Der Spitzname T4, den man dem Chef der operativen Einheit verpasst hatte, war eine Abkürzung für Terrorpaket 4. Die ersten drei » Terrorpakete« hatte die Parlamentsmehrheit verabschiedet. Sie hatten dem PET weitreichende Vollmachten verliehen, was der Geheimdienstbehörde einen Personalzuwachs von hundertfünfzig auf achthundert Mitarbeiter beschert hatte. Mit der Berufung von Flemming Kampmann an die Spitze der Behörde glaubte man zudem, für den Kampf gegen den Terror ausreichend gerüstet zu sein. Endlich hatten sie den Mann gefunden, der mit unnachgiebiger Härte agierte und sich nicht scheute, im Namen der Sicherheit die ihm verliehene Macht anzuwenden – manchmal auch über den gesetzlichen Rahmen hinaus.
    Flemming Kampmann stand am Garderobenständer neben seinem massiven Schreibtisch. Mit einem Stöhnen entledigte er sich seines Mantels und hängte ihn an seinen Platz. Er blickte zu Storm hinüber und bedeutete ihm mit einem Kopfnicken, auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz zu nehmen. Seine mächtige Statur und sein fettes Mondgesicht, dessen Tränensäcke ihm weit ins Gesicht hingen, verliehen ihm das Aussehen einer missgestalteten Kröte.
    » Wissen Sie, dass unser Justizminister Tabac benutzt?«
    Storm setzte sich. Soweit er sich erinnerte, war dies der Name eines Aftershaves. » Nein, ich … bin dem Minister nie begegnet.«
    » Ich komme gerade aus dem Ministerium, und als ich neben ihm stand, stieg mir der Geruch von Tabac in die Nase.« Er wischte sich einen Fussel vom Ärmel. » Kann man einem Tabac-Mann trauen?«
    Storm zögerte einen Moment. » Ich denke, man kann dem Minister vertrauen«, antwortete er mit einem vagen Lächeln.
    » Das war nicht meine Frage«, grunzte Flemming Kampmann und ließ sich schwer auf seinen Stuhl sinken. » Kann man jemanden aufgrund seines Aftershaves beurteilen?«
    Storm zuckte die Schultern. » Vielleicht … Ich weiß es nicht.«
    Er war seit nicht mal einer Minute hier, und sein Hemd war bereits durchgeschwitzt.
    » Ich weiß es auch nicht.« Kampmann befeuchtete seine schmalen Lippen. » Sie haben um ein Treffen gebeten, also, was gibt’s Neues?«
    Es war typisch für ihn, die Wahrheit auf den Kopf zu stellen, sodass man stets den Eindruck hatte, einer Audienz beizuwohnen. Storm schlug seine Dokumentenmappe auf.
    » Die Anzahl der Opfer nach dem Attentat am Kongens Nytorv ist auf dreiundzwanzig Tote und vierundachtzig Verletzte gestiegen. Viele der Verletzten schweben weiterhin in Lebensgefahr. Die Bombe hatte den Technikern zufolge eine Sprengkraft von über vierhundert Kilo. Offenbar handelt es sich um eine sogenannte Agrarbombe« – er malte Anführungszeichen in die Luft – » die ferngesteuert gezündet wurde. Ein Selbstmordattentat kann so gut wie ausgeschlossen werden, da …«
    Flemming Kampmann wedelte abwehrend mit seinen kleinen Händen.
    » Davon waren die Zeitungen in den letzten Tagen doch schon voll, Nikolaj. Mit einem Budget von vierhundert Millionen dürften wir schon ein bisschen mehr zutage fördern. Erzählen Sie mir was, das ich noch nicht weiß.«
    Storm blätterte rasch in seinen Papieren. Fast wäre die Mappe auf dem Boden gelandet, doch er konnte den Inhalt retten.
    » Wir … Es gibt neue Erkenntnisse zu dem Fahrzeug, das vermutlich für die Sprengung benutzt wurde. Wir haben die Nummer auf dem Motorblock festgestellt. Das Auto wurde vor vier Monaten in Lettland gestohlen.«
    » Und?« Flemming Kampmann trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte.
    » Da das Fahrzeug identifiziert ist, haben wir

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