Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
Vater zu einem logischen Kandidaten machen.«
Claus und Niels schauten Storm ernst an. Storm lachte nervös auf. » Also immer mit der Ruhe. Selbst wenn hinter den Anrufen, die mein Vater bekommen hat, irgendeine Organisation stehen sollte, ist es dann vorstellbar, dass Løvengren daran beteiligt ist?«
Katrine zuckte die Schultern. » Ich weiß zwar nicht, in welcher Verbindung er zu deinem Vater stehen sollte, aber wir dürfen nicht vergessen, dass Løvengren unter Größenwahn leidet. Der benimmt sich wie ein Guru, der seine Untergebenen zur Not mit dem Tode bestraft, wenn sie ihm den Gehorsam verweigern. Und das Schlimmste ist, wenn so jemand von seinem eigenen Wahn überzeugt ist.«
Niels nickte zustimmend. » Es gibt in der Weltgeschichte genügend Beispiele, dass ein einzelner Verrückter ausreicht, um die Welt in Brand zu stecken.«
» Und was wäre die beste Tarnung?«, fragte Claus rhetorisch. » Eine geheime Schrift, der nur eine kleine Schar von Eingeweihten folgt, oder ein geheimes Buch, das öffentlich zugänglich wird, damit man seine Authentizität bezweifeln, sich aber doch nach ihm richten kann.«
» Genau«, sagte Niels und drehte sich mit seinem Stuhl halb herum.
» Man sagt, der größte Trick des Teufels sei es gewesen, die Welt davon zu überzeugen, dass er nicht existiert. Vielleicht ist Løvengren ein noch besserer Trick eingefallen. Das ›Protokoll‹ ist jedenfalls frei zugänglich und kann von allen Internetseiten der Welt heruntergeladen werden. Und zum richtigen Zeitpunkt, unter günstigen Umständen, werden seine Anweisungen ihre Wirkung entfalten.«
» Bist du sicher?«, fragte Katrine.
Claus blickte sie überrascht an. » Aber natürlich. Das ist ja das Raffinierte an dem Protokoll. Auch wenn man es als Fälschung betrachtet, kann niemand bezweifeln, dass die meisten Umwälzungen der Weltgeschichte, die Revolutionen in Russland und Frankreich, die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten, die Machtübernahme der Nazis und der Zusammenbruch der Sowjetunion, um nur einige wenige zu nennen, alle nach dem gleichen ›Protokoll‹ stattgefunden haben.«
» Also ist schon wieder jemand damit beschäftigt, die nächste Revolution vorzubereiten?« Niels blinzelte nervös. » Und das vielleicht schon seit Jahrzehnten.«
In diesem Moment kam eine Agentin von der Ermittlungseinheit zur Tür herein und ging sofort auf Storm zu. » Wir haben gerade diese Nachricht von Interpol erhalten.«
Sie gab ihm ein zusammengefaltetes A4-Blatt.
Storm las die E-Mail. » Verdammt!«
» Was ist?«, fragte Katrine.
» Alarmiert sofort das SEK und die Sprengstoffexperten aus Farum. Wir führen noch heute die Durchsuchung bei Valhal durch.« Er stand auf. » Komm«, sagte er zu Katrine.
» Was steht denn da?«
» Der russische Grenzschutz hat ein lettisches Boot mit Schmugglerware an Bord aufgebracht. Nach seinen Informationen ist heute Nacht auch eine kleinere Ladung nach Dänemark gelangt.«
» Und worum handelt es sich dabei?«
Strom drehte sich halb zu ihr herum. » Um Plastiksprengstoff.«
58
Die Scharfschützen des SEK lagen auf dem Hausdach und hatten freie Sicht auf das Firmengelände von Valhal Securities. Das gesamte Gelände lag einsam und verlassen da. Offenbar war niemand der achtzig Mitarbeiter an diesem Morgen zur Arbeit erschienen. Doch die vier Range Rover standen vor der Halle B, und einer der Scharfschützen hatte den Blick auf eine Person in der Tür erhaschen können, bevor diese zugeschlagen worden war. Wie viele Personen sich dort insgesamt aufhielten, wusste niemand zu sagen. Der Fenec-Helikopter, der sich über dem Gebäude befand, wartete auf Anweisungen. Ein Beamter saß in der offenen Tür, hatte seine Füße auf die Kufen des Hubschraubers gestellt und war bereit, sich jederzeit abseilen zu lassen.
Ein paar Hundert Meter die Straße hinunter standen Storm, Katrine und die Einsatzleiter neben einem der gepanzerten Einsatzwagen. An dieser Stelle hatte Storm die Kommandozentrale errichtet. In den letzten Stunden hatten sie unter Hochdruck daran gearbeitet, die Gegend zu evakuieren und die eigenen Leute in Stellung zu bringen. Sie betrachteten den großen gelben Schaufelbagger, den die Sprengstoffexperten bis zum Eingang fuhren. Immer wieder hatte Storm versucht, Løvengren sowohl in seinem Büro als auch auf dem Handy zu erreichen, doch hatte sich niemand gemeldet. Warum sich Løvengren auf diese Konfrontation einließ, war ihm schleierhaft. Aber er wusste nur allzu
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